- Weltanschauungsprofessur
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Die Weltanschauungsprofessur ist eine Professur, die eine bestimmte Weltanschauung zum Gegenstand hat.
Inhaltsverzeichnis
Allgemein
Historisch waren die sog. Weltanschauungsprofessuren zunächst in den jeweiligen Theologischen Fakultäten beheimatet.
Konfessionelle Weltanschauungsprofessuren
Um der konfessionellen Ausgewogenheit willen, sollten aber nach dem Ersten Weltkrieg an Universitäten, an denen eine Konfession nicht mit einer eigenen Fakultät vertreten war, eine Weltanschauungsprofessur der jeweils anderen Konfession angesiedelt werden.
Vorausging eine parlamentarische Diskussion, die Ende 1919 in einem Beschluss der preußischen Landesversammlung endete, unter anderem in Berlin, Frankfurt und Göttingen katholische Weltanschauungsprofessuren einzurichten. In Berlin war es aber dann erst Kultusminister Carl Heinrich Becker, der 1922/23 an der Berliner Universität eine katholische Weltanschauungsprofessur vorantrieb. Die Universität, insbesondere die Evangelische Fakultät, lehnte aber die direkte Eingliederung in die Universität ab, so dass der Lehrstuhl der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Breslau angegliedert wurde. Erster Lehrstuhlinhaber war damals Romano Guardini. In Frankfurt wurde sie mit Theodor Steinbüchel besetzt, später aber dann als außerordentliche Professur für Philosophie weitergeführt.
Nicht selten war die Idee einer katholischen Weltanschauungsprofessur mit dem Inhalt der scholastischen Philosophie verknüpft. Unter anderem Romano Guardini hat jedoch - wohl unter anderem aufgrund einer Anregung Max Schelers - diese Engführung aufgehoben und sich der Auseinandersetzung mit moderner Philosophie, Literatur und Kunst gewidmet.
Weltanschauungsprofessuren im Totalitarismus
In den totalitären Systemen des Nationalsozialismus und des Kommunismus wurden diese konfessionell orientierten Weltanschauungsprofessuren verdrängt, da man neben der eigenen Weltanschauung keine Konkurrenz dulden konnte. Letztendlich mutierten die meisten Lehrstühle für Philosophie und Geschichte während des Dritten Reiches und in den kommunistischen Diktaturen zu Weltanschauungslehrstühlen.
Lehrstühle für Christliche Weltanschauung
Die Erfahrung des Totalitarismus und die Praxis der konfessionellen Weltanschauungslehrstühle hat es ermöglicht, dass sich nach dem Zweiten Weltkrieg die Ausrichtung stärker auf die "Christliche Weltanschauung" verlagerte.
Aktuelle Lehrstühle
Heute gibt es noch folgende Lehrstühle für Christliche Weltanschauung
- die Guardini-Lehrstühle in München und Berlin
- den Lehrstuhl für Christliche Weltanschauung, Religions- und Kulturtheorie (Derzeitiger Inhaber: Jürgen Manemann)
Sonderfall: Konkordatslehrstühle in Bayern
In der öffentlichen Diskussion werden häufig auch die sog. Konkordatslehrstühle als Weltanschauungslehrstühle bezeichnet. Das Konkordat zwischen dem Freistaat Bayern und dem Heiligen Stuhl aus dem Jahr 1924 hat diese Lehrstühle, die nicht an einer theologischen Fakultät angesiedelt sind, auf deren Berufung aber die katholische Kirche Einfluss nehmen kann, ermöglicht.
Literatur
- Horst Stephan: Katholische Weltanschauungsprofessuren?, in: Die Christliche Welt 35 (1921), 442-446
- Max Meinertz: Katholische Weltanschauungsprofessuren?, in: Die Christliche Welt 35 (1921), 538-542;
- Martin Rade: Ein offenes Wort aus Anlaß des Streites über die katholischen Weltanschauungsprofessuren. An Herrn Professor D. Meinertz, Magnificenz Münster, in: Die Christliche Welt 35 (1921), 560-564
- Johann Peter Steffes: Die sogenannten Weltanschauungsprofessuren an den Universitäten, in: Allgemeine Rdsch. 19 (1922) 521
- Hans Grundei, in: Allgemeine Rundschau, München, 20, 1923, 40, 4. Okt., S. 474-476
- Romano Guardini: Zum Aufsatz von Dr. Hans Grundei über die Gefährdung der katholischen Studentenseelsorge und der Weltanschauungsprofessuren, in: Allgemeine Rundschau, München, 20, 1923, 44-45, 6. Nov., S. 522-523
- Martin Honecker: Weltanschauungsprofessuren. In: Lexikon für Theologie und Kirche. 1. Aufl. Bd. 10. Freiburg : Herder, 1938, Sp. 815
- Seitter, Walter: Konstruktion eines Lehrstuhls (Stellungnahme gegen Weltanschauungslehrstühle auf der Universität), in: Süddeutsche Zeitung, München, 1966, 307, 24. Dez.
- Hugo Ott: Die Weltanschauungsprofessuren (Philosophie und Geschichte) an der Universität Freiburg - besonders im Dritten Reich. In: Historisches Jahrbuch 108 (1988), S. 157-173
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