Weltmission

Weltmission

Unter Mission wird im Christentum die Verbreitung des christlichen Glaubens (Evangelium) verstanden. Der Begriff leitet sich vom lateinischen „missio“ (Sendung) ab. Darunter versteht man die Ausbreitung des Glaubens oder die Entsendung von Missionaren, die oftmals durch eine kirchliche Institution oder ein überkonfessionelles Missionswerk unterstützt werden. Der „Sendbote“ wird Missionar genannt. Evangelisation nennt man die Verbreitung der christlichen Glaubenslehre mit dem Ziel der Bekehrung.

Inhaltsverzeichnis

Biblische Grundlagen

Die christliche Missionstätigkeit wird mit den folgenden Bibelzitaten begründet:

  • Der Missionsbefehl nach Mt 28,18-20: Mir ist alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben. Darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. (Neue Genfer Übersetzung)
  • Mk 16,15f: Geht in die ganze Welt und verkündet der ganzen Schöpfung das Evangelium! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden. Wer aber nicht glaubt, wird verurteilt werden. (Neue Genfer Übersetzung)
  • Nach seiner Auferstehung spricht Jesus zu seinen Freunden / seinen Jüngern (Jh 20,21): Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.(Lutherübersetzung 1984).
  • Apg 1,8: Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kom­men wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Ju­däa und Samarien und bis an das Ende der Erde (Lutherübersetzung 1984).

Geschichte

In der christlichen Mission gibt es zahlreiche Phasen, in denen bestimmte Kirchen oder Gruppen in bestimmten Gebieten besonders aktiv waren. Hier der Hinweis auf die Darstellungen an anderer Stelle:

Gegenwärtige Situation

Neben der „Neuland-Mission“ in Gebieten ohne christliche Glaubenszeugnisse (Pioniermission oder früher „Heidenmission“) hat sich die Weltmission der christlichen Denominationen vielfach in eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Kirchen des Nordens und den Kirchen der traditionellen Missionsgebiete entwickelt, von denen die meisten heute unabhängige, selbstständige Kirchen sind. Viele dieser unabhängigen Kirchen betreiben ihrerseits Missionen: So entsendet die Evangelisch Lutherische Kirche in Tansania Missionare nach Mosambik. Südkorea ist heutzutage das Land, das weltweit die meisten Missionare entsendet.

Mit Hilfe ihrer Partner spielt in den „jungen Kirchen“ auch Diakonie eine wichtige Rolle. Weil in den Ländern des Südens Gesundheit und Bildung auf der Aufgabenliste der Regierung selten ganz oben rangiert, fühlen sich die Kirchen herausgefordert, den Menschen ganzheitlich zu dienen. Evangelisierung und Entwicklungshilfe, Gesundheitsarbeit und Sozialarbeit wird von den Mitgliedswerken des EMW, Evangelischen Missionswerk in Deutschland e.V., nach eigenen Angaben vorrangig gesehen.

Mission wird eng mit Diakonie in Verbindung gebracht, die Missionsgesellschaften der verschiedenen christlichen Kirchen verbinden ihre Arbeit mit praktischer Entwicklungshilfe.

Im ökumenischen Dialog im Rahmen der Weltmissionskonferenz hat sich der Missionsbegriff zur Missio Dei gewandelt, das heißt Gott selbst handelt in seiner Schöpfung, und die Christen beteiligen sich nur daran. Ganz in diesem Sinne ging es auf der Weltmissionskonferenz 2005 in Athen um die Frage, wie christliche Gemeinschaften, Kirchengemeinden vor Ort und ganze Kirchen sich an der Heilung und Versöhnung beteiligen können, welche die Menschen und Gesellschaften um sie herum dringend benötigen. Beispiele dafür sind die Theologie der Befreiung in Lateinamerika oder die Wahrheits- und Versöhnungskommission (engl. Truth and Reconciliation Commission) in Südafrika. Durch den Interreligiösen Dialog mit Muslimen, Juden und Angehörigen anderer Religionen versucht man, alte Missionspositionen zu überwinden. Die Abkehr von der Missionierung jüdischer Menschen ist nach den christlichen Gräueln, der christlichen Schuld und der kirchlichen Sünden zur Zeit der Shoa ein grundlegender Baustein dazu.

Sowohl die katholische als auch die evangelischen Kirchen in Deutschland sehen sich in jüngster Zeit gesellschaftlichen – vor allem demographischen und steuerpolitischen – Veränderungen ausgesetzt. Bereits 1999 hat eine Synode der EKD in Leipzig Innere Mission als künftige Kernaufgabe der Kirche benannt. Besonders in den neuen Bundesländern wird die Entfremdung der Menschen von der Kirche und zum christlichem Glauben als eine große Herausforderung gesehen. Missionarischem Wirken komme hier die Aufgabe zu, auf Menschen zuzugehen, mit ihnen über ihr Leben ins Gespräch zu kommen, und sie mit dem Glauben an Jesus Christus bekannt zu machen. In einer Gesellschaft der Postmoderne könne dies – insbesondere aus Sicht der Volkskirchen – nur geschehen, wenn das Christentum als ein Angebot unter vielen deutlich artikuliert wird. Deswegen wird eine überzeugende Vermittlung christlicher Werte für zunehmend unverzichtbar gehalten.

Laienmission

Oft werden Missionseinsätze nicht von fest angestellten Missionaren, sondern von Laien durchgeführt, welche sich zwischen einer Woche und ungefähr zwei Jahren im Ausland einsetzen und oft die fest angestellten Missionare in ihrer Tätigkeit unterstützen. Die Grenze zwischen Festanstellung und Laie sind dabei fließend. Sehr kurze Einsätze von 1 bis 5 Wochen sind eine Art Feriengestaltung. Solche Einsätze können auch in der Gruppe beispielsweise als Jugendgruppe) durchgeführt werden.

Die Spannbreite dieser Einsätze reicht vom Segeltörn auf einen Missionsschiff bis zur Ferienlagergestaltung für andere Kinder in einem Sommerlager.

Kritik

Die christliche Mission wird sowohl von nicht-christlicher als auch von christlicher Seite kritisiert, wobei diese Kritik entweder grundsätzlicher Art ist oder nur einzelne Aspekte der Mission ablehnt. Kritisiert werden z.B. Zwangstaufen, wie sie in Deutschland besonders zur Zeit der Sachsenkriege Karls des Großen vorkamen, Proselytismus und die enge Verbindung von Missionaren mit der staatlichen Kolonialpolitik in der Zeit der Conquista und des Imperialismus.

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Fritz Kohlbrunner: Mission. In: Volker Drehsen et al. (Hrsg.): Wörterbuch des Christentums. Orbis Verlag, München 1995, ISBN 3-572-00691-0 (S. 811ff)
  • Norman Lewis: Die Missionare. Über die Vernichtung anderer Kulturen. Ein Augenzeugenbericht. Stuttgart 1982, ISBN 3-608-95312-4
  • Stephen Neill: A History of Christian Missions (The Penguin History of the Church, Volume Six). 2. überarbeitete Auflage, London 1990, ISBN 0-14-013763-7
  • Neal Pirolo: Berufen zum Senden Haenssler Verlag, ISBN 3-7751-3646-0
  • Gert von Paczensky: Verbrechen im Namen Christi. Mission und Kolonialismus. Orbis Verlag 2002, ISBN 3-572-01177-9
  • Werner Raupp: Mission in Quellentexten. Verlag der Evang.-Luth. Mission, Erlangen 1990, ISBN 3-87214-238-0
  • Wolfgang Reinbold: Propaganda und Mission im ältesten Christentum. Eine Untersuchung zu den Modalitäten der Ausbreitung der frühen Kirche. FRLANT Bd. 188, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-53872-3
  • Thomas Schirrmacher; Aufbruch zur modernen Weltmission – William Careys Missionstheologie Ref. Verlag H.C.Beese, ISBN 3-928936-58-1
  • Joachim Wietzke (Hrsg.): Mission erklärt. Ökumenische Dokumente von 1972 bis 1992. Leipzig 1993 ISBN 3-374-01479-8
  • Klaus Wetzel: Missionsgeschichte Deutschlands. 2005, Korntaler Reihe 2, VTR, ISBN 3-937965-18-1
  • Klaus Wetzel: Bevölkerungsentwicklung und Mission, 2005, Korntaler Reihe 4, VTR, ISBN 3-937965-47-5

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