Weltraumtourist

Weltraumtourist
Dennis Tito – der erste Weltraumtourist, der 2001 seinen Raumflug mit eigenen Finanzmitteln bezahlte
SpaceShipOne – das erste privat entwickelte Raketenflugzeug, das 2004 die als Grenze zum Weltraum geltende Höhe von 100 km durchbrach

Als Weltraumtourismus werden Vergnügungs- oder Studienreisen in die suborbitale Bahn oder den Erdorbit bezeichnet. Ziele sind zurzeit die Erdumlaufbahn als Flugereignis und die Internationale Raumstation (ISS) für einen Besuch. Die US-Firma Space Adventures plant in Kooperation mit Russland, künftig auch Flüge um den Mond herum anzubieten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nach Einschätzungen, Befragungen und Studien der Tourismuswirtschaft besteht grundsätzlich bei vielen Menschen ein ausgeprägter Wunsch, in den Weltraum zu fliegen. Nach Meinung von Raumfahrtexperten könnte dieser Wunsch mittelfristig zu einer wichtigen Triebfeder für die weitere Entwicklung der Raumfahrt werden.

Auftrieb erhielt die Idee durch die am 25. Juli 1998 von der NASA erstellte Studie General Public Space Travel and Tourism.

Allgemein wird die Reise von Dennis Tito zur ISS vom 28. April bis zum 6. Mai 2001 als die Geburtsstunde des Weltraumtourismus gewertet. Der zweite Weltraumtourist war Mark Shuttleworth, der am 25. April 2002 als erster Südafrikaner ins All startete und die ISS besuchte. Beide bezahlten für ihren Flug mit dem russischen Sojus-Raumschiff etwa 20 Millionen US-Dollar. Am 1. Oktober 2005 startete der US-Amerikaner Gregory Olsen, Unternehmer der Sensor Unlimited Inc., mit einem Sojus-Raumschiff zur ISS. Zuerst wurde er nach medizinischen Tests für den Flug nicht zugelassen, später aber erhielt er die Genehmigung. Als erste Weltraumtouristin startete die gebürtige Iranerin Anousheh Ansari am 18. September 2006 mit einem Sojus-Raumschiff zur ISS. Auch der russische Unternehmer Sergei Polonski aus Sankt Petersburg plant einen Flug zur ISS.

Privat finanzierte Projekte bemühen sich außerdem seit Jahren, eigene Trägerraketen und Raumfahrzeuge zu entwickeln. Eine weitere Stimulation gab es durch die 1996 erfolgte Ausschreibung des Ansari X-Prize. Dieser belohnte den ersten von einem privaten Betreiber verwirklichten bemannten Raumflug mit zehn Millionen US-Dollar. Am 21. Juni 2004 wurde der erste bemannte Suborbitalflug, bei dem das Raumfahrzeug allein aus privaten Mitteln geplant und gebaut wurde, durchgeführt. Erklärtes Ziel der Entwickler ist es, den Weltraum für Touristen zu einem einigermaßen erschwinglichen Preis zugänglich zu machen.

Trainingseinheiten für angehende Weltraumtouristen, beispielsweise Testflüge mit Raumschiffsimulatoren oder Parabelflüge werden im Juri-Gagarin-Kosmonautentrainingszentrum im Sternenstädtchen bei Moskau sowie von verschiedenen Anbietern in den USA kommerziell angeboten. 2003/04 wurden solche Flüge auch von Deutschland und Österreich aus angeboten, doch mittlerweile aus juristischen Gründen eingestellt.

Am 4. März 2004 beschloss das US-Repräsentantenhaus, dass Privatunternehmen künftig schneller Genehmigungen für Tests mit Raumschiffen für kommerzielle Flüge ins Weltall bekommen sollen. Die staatliche Flugaufsichtsbehörde soll den Weltraumtourismus künftig überwachen und Anforderungen für die Qualifikation der Raumfahrtcrews festlegen. Das Gesetz muss noch im US-Senat verabschiedet werden.

Unternehmen und Anbieter

Uneingeschränkter Marktführer ist zurzeit die Firma Space Adventures. Dieses Unternehmen hat als Dienstleister alle bisherigen sechs Weltraumtouristen in den Weltraum befördern können. Ab 2011 will das russische Unternehmen RKK Energija in Kooperation mit Space Adventures Flüge um den Erdmond mit einem modifizierten Sojus-Raumschiff für zirka 100 Millionen US-Dollar anbieten. Die Besatzung soll aus einem professionellen russischen Kosmonauten und zwei Touristen bestehen; der Flug eines einzelnen Touristen wäre laut RKK Energija nicht profitabel[1].

Die Firma Virgin Galactic des britischen Unternehmers Richard Branson wurde eigens zum Zwecke des Weltraumtourismus gegründet. Nach eigenen Angaben kann das Unternehmen bereits 7000 Interessenten für einen Flug zum Preis von rund 200.000 US-Dollar vorweisen. Branson kündigte an, ab 2008 auf Basis der Technologie des SpaceShipOne Linienflüge ins Weltall anzubieten und durchzuführen. Nach neueren Informationen sollen jedoch bis 2010 insgesamt fünf Raumschiffen der neueren SpaceShipTwo-Technologie gebaut werden sollen[2].

Die EADS-Tochter Astrium Space Transportation arbeitet an einem Business-Jet-ähnlichem Raumschiff, das einen Piloten und vier Passagiere ab 2012 auf 100 km Höhe bringen wird. Der Flug selber wird 90 Minuten – bei drei Minuten Schwerelosigkeit – daueren. Für das Projekt ist eine Milliarde Euro vorgesehen. Man rechnet mit einem Markt von jährlich 15.000 Passagieren, der zu fallenden Preisen führen wird. Derzeit wird noch mit Kosten zwischen 150.000 und 200.000 Euro je Ticket gerechnet. Das Angebot soll wie jede andere Reise auch über Reisebüros buchbar sein und von spezialisierten Veranstaltern angeboten werden. [3] [4] Kritiker werfen EADS vor, das Rocketplane-Konzept des Konkurrenten Rocketplane Limited, Inc. kopiert zu haben. Dieser baute bis Ende 2007 an einem sehr ähnlichem Raumschiff auf Basis eines Learjet, ist aber seither in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. [5]

Die Firma Bigelow Aerospace arbeitet an der Entwicklung eines Weltraumhotels. Dieses soll bis zum Jahr 2015 realisiert werden. Ein erster Testsatellit mit Namen Genesis 1 wurde am 12. Juli 2006 gestartet.

Liste der ISS-Weltraumtouristen

Anousheh Ansari – die erste Weltraumtouristin. Sie zahlte 2006 rund 16 Millionen Euro für ihren Raumflug [6]

Weblinks

Quellen

  1. „Nowosti Kosmonawtiki“: News (russisch), 10. August 2006
  2. Space travel will take off in five years, travel boss says, 9. August 2006
  3. EADS Astrium will am Weltraumtourismus partizipieren 13. Juni 2007
  4. %20Nachrichten%20morgens%20XXL EADS kündigt Passagier-Raumkreuzer an 20. März 2008
  5. It's a rocket plane!, 8. Januar 2006
  6. ARD: Erste Weltraumtouristin erreicht Raumstation ISS, 20. September 2006

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