- Wessi
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Bereits Jahrzehnte vor der deutschen Wiedervereinigung wurde in West-Berlin der Begriff Wessi eher abwertend für westdeutsche „Provinzler“ gebraucht, insbesondere für diejenigen, die nach Berlin zuzogen oder dort zu Besuch waren.
Analog dazu nannten die West-Berliner den Rest der damaligen Bundesrepublik auch Wessiland, was teilweise bis heute immer noch so vorkommt. Der Begriff wurde damals abschätzig verwendet, wenn Westdeutsche als Kegeltouristen oder als Träger der Gentrifizierung gemeint waren oder um die vermeintlich immer stärker nach Berlin getragene Sterilität der westdeutschen Provinz zu kritisieren.
Während der Wende 1989–1990 veränderte der Begriff Wessi seine Bedeutung und bezeichnete alle Bürger der alten Bundesländer und West-Berlins. Somit wurden die früheren Kritiker der Wessis selber zu solchen. Heute kommt es manchmal zu Missverständnissen, da der Begriff immer noch beide Bedeutungen hat. Als Pendant dazu entstand zur Bezeichnung ehemaliger DDR-Bürgern die Bezeichnung Ossi. Gleichzeitig dazu entwickelten sich Wessi- und Ossi-Witze.
Vor 1990 wurden in der DDR die „BRD-Bürger” (offiziell gab es in Westdeutschland jedoch nur eine deutsche Staatsangehörigkeit) auch als Westler oder als Bundis bezeichnet.
Die Begriffe Wessi und Ossi verwendete Hans Magnus Enzensberger 1987 in dem Buch Ach Europa, dort noch in den Schreibweisen Wessie und Ossie. In einem Kapitel in diesem Buch beschreibt Enzensberger ein fiktives wiedervereinigtes Deutschland im Jahre 2006, in dem sich Ossies und Wessies „spinnefeind“ sind.
Generell ist der Begriff Wessi in weiten Teilen der neuen Bundesländer immer noch latent negativ besetzt, was sich auch an der Wort-Erweiterung Besserwessi ablesen lässt, die nicht ohne Grund ähnlich klingt wie Besserwisser; umgekehrt sind die Assoziationen zum Begriff Ossi im westlichen Deutschland auch eher negativ.[1]
Weitere Begriffe sind Zoni, abschätzig für DDR-Bürger, und Wossi für einen Wessi, der nach der Wende in die neuen Länder umzog, oder für einen Ossi, der nach der Wende in die alten Bundesländer umzog.[2]
Einzelnachweise
- ↑ Spiegel Online 2007: Klischee olé – Meckerossi, Besserwessi, abgerufen am 2. Dezember 2010.
- ↑ Zeit Online 1993: Vom Wessi zum Wossi, abgerufen am 2. Dezember 2010.
Literatur
- Peter Hoffmann, Norbert Kühne: Ich bremse auch für Wessis, Bitterfeld 1996.
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