Westdeutsche Landesbank Girozentrale

Westdeutsche Landesbank Girozentrale
WestLB AG
Logo der WestLB
Unternehmensform Aktiengesellschaft
Gründung 1. Januar 1969
Unternehmenssitz Düsseldorf, Deutschland
Unternehmensleitung

Heinz Hilgert (Vorstandsvorsitzender)

Mitarbeiter 6.147 weltweit (31. Dezember 2007)
Bilanzsumme 286,5 Mrd. Euro (31. Dezember 2007)
Website

www.westlb.de

Die WestLB AG ist eine international tätige Geschäftsbank mit Sitz in Düsseldorf und Münster. Mit einer Bilanzsumme von 286,5 Mrd. Euro (2007) ist sie die zehntgrößte deutsche Bank.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung und Wachstumsphase

Zentrale der WestLB in Düsseldorf

Die Westdeutsche Landesbank Girozentrale, Markenkürzel „WestLB“, wurde am 1. Januar 1969 durch Fusion der „Rheinischen Girozentrale und Provinzialbank“, Düsseldorf und der „Landesbank für Westfalen Girozentrale“, Münster als Anstalt des öffentlichen Rechts gegründet. Die beiden Vorgängergesellschaften wurden 1832 bzw. 1854 als Provinzial-Hülfskassen gegründet. Unter ihrem ersten Vorstandsvorsitzenden Ludwig Poullain entwickelte sich die Bank sehr dynamisch zu einer universellen Geschäftsbank. Ab den 1970er Jahren wurden Niederlassungen oder Tochtergesellschaften im Ausland gegründet, so 1972 in Luxemburg, 1973 in London und 1975 in New York City. Durch die Übernahme von Beteiligungen (z.B. Preussag, Gildemeister) wurde sie zugleich ein Instrument der Industriepolitik des Landes. Die Bank war rasch die größte und am stärksten international ausgerichtete Landesbank in Deutschland. Für andere Landesbanken entwickelte sie sich zu einem strategischen Vorbild, was unter anderem auch dadurch zum Ausdruck kam, dass andere Landesbanken die Endung „LB“ in ihrem Namen aufnahmen.

Umwandlung der WestLB zur WestLB AG

Das Land Nordrhein-Westfalen hat 1992 ihre Wohnungsbauförderanstalt (Wfa) als Sacheinlage in die WestLB eingegliedert und damit zusätzliches haftendes Eigenkapital in Höhe von rund 2 Milliarden Euro in die Bank eingebracht.[1] Der Bundesverband deutscher Banken (BdB), in dem die privaten Banken organisiert sind, reichte 1994 bei der EU-Kommission Beschwerde gegen die Höhe der Vergütung ein. Die Kommission teilte 1999 diese Auffassung und bewertete den Vorgang als unerlaubte öffentliche Beihilfe. Gegen die Entscheidung wurde Klage bei den Europäischen Gerichten eingereicht. Der Europäische Gerichtshof entschied 2002, dass die Kommission ihre Entscheidung nicht ausreichend begründet hätte und dass sie deshalb nichtig sei. Zugleich wurde die Kommission ermutigt, eine neue und formal korrekte Entscheidung zu treffen.

Außerdem hat zur selben Zeit die europäische Dachvereinigung der nationalen Verbände der privaten Bankwirtschaft bei der EU-Kommission eine Beschwerde eingereicht, dass die seit Jahren praktizierte Gewährträgerhaftung für öffentlich-rechtliche Kreditinstitute als staatliche Beihilfe zu werten sei und mit dem europäischen Wettbewerbsrecht nicht zu vereinbaren wäre. Die EU-Kommission schloss sich dieser Auffassung an. Um einen jahrelangen Rechtsstreit in beiden Verfahren zu vermeiden, wurde 2002 ein außergerichtlicher Kompromiss unter dem Namen „Brüsseler Konkordanz“ geschlossen, demzufolge unter anderem die Gewährtragerhaftung bis 2005 abzuschaffen war.

Daraufhin wurde mit Wirkung zum 30. August 2002 die Westdeutsche Landesbank Girozentrale (bisherige WestLB) in die Landesbank NRW (heute: NRW.BANK) und in die heutige WestLB AG aufgespalten. Die NRW.BANK betreibt als Anstalt des öffentlichen Rechts das „öffentliche Auftragsgeschäft“ für das Land Nordrhein-Westfalen (zum Beispiel Vergabe von Förderkrediten). Die WestLB AG betreibt in der Rechtsform der Aktiengesellschaft und unter Wegfall der Gewährträgerhaftung und Anstaltslast das sogenannte Wettbewerbsgeschäft als Geschäftsbank und als Zentralbank der rheinischen und der westfälischen Sparkassen.[2]

Außerdem zahlte die WestLB im Jahr 2004 im Zuge eines Kompromisses mit dem Bundesverband deutscher Banken im Wfa-Streitverfahren eine Ausgleichzahlung in Höhe von 1,4 Milliarden Euro an das Land Nordrhein-Westfalen.[3] Im Gegenzug führte das Land eine Kapitalerhöhung in Höhe von 1,5 Milliarden Euro bei der Bank durch.

Versuchter Aufbau eines internationalen Investmentbankings

1996 übernahm die WestLB die Londoner Investmentbank Panmure Gordon Co. Ltd. und begann, unter dem Namen WestLB Panmure ein internationales Investmentbanking-Geschäft aufzubauen. Dieser Geschäftsbereich mit Sitz in London, der später in „Principal Finance“ umbenannt wurde, wurde unter der Leitung von Robin Saunders ab 1998 massiv ausgebaut. Es wurden großvolumige Beteiligungen eingegangen und diesen Gesellschaften wurden zugleich hohe Kredite zugesagt. Als bekannt wurde, dass es Risiken im Bereich Principal Finance gäbe, führte Anfang 2003 die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eine Sonderuntersuchung durch.[4] Am 2. Juli 2003 traten daraufhin der Vorstandsvorsitzende Jürgen Sengera sowie mit Andres Seibert ein weiteres Vorstandsmitglied von ihren Ämtern zurück. Im weiteren Verlauf des Jahres 2003 verließen ebenfalls die Vorstände Rainer Schmitz, Johannes Ringel und Adolf Franke sowie außerdem Robin Saunders die Bank. Gemäß Gutachten der BaFin hätten die Vorstände auf klassische Methoden der Kreditprüfung verzichtet und so gegen § 18 des Kreditwesengesetz verstoßen.[5] Gegen Sengera wurde außerdem Klage wegen Untreue erhoben.[6] Ein öffentlich bekannt gewordener Fall bei den Fehlinvestitionen des Geschäftsbereichs Principal Finance war das Engagement im Unternehmen Boxclever, das die Bank mit bis zu 1,35 Milliarden Euro über Beteiligung und Darlehen mitfinanziert hatte. Dieses Unternehmen geriet 2003 in Zahlungsschwierigkeiten.[7] Die gesamten Ergebnisauswirkungen aus dem Bereich Principal Finance sind nie öffentlich bekannt geworden. Den Jahresabschlüssen kann man jedoch entnehmen, dass die Bank in den Jahren 2002 und 2003 für Risikovorsorge und Beteiligungsbelastungen insgesamt 1,95 Milliarden bzw. 2,2 Milliarden Euro aufwenden musste.[8] Als Konsequenz aus den gescheiterten Plänen zum Aufbau einer internationalen Investmentbank wurden die risikoreichen Kreditengagements zurückgefahren und die Bankgeschäftsfelder neu ausgerichtet. Dabei wurden auch Teile des Investmentbankings aufgegeben und WestLB Panmure an Lazard verkauft. Auch die Zahl der Konzern-Mitarbeiter wurde seitdem erheblich reduziert, zum Vergleich: am Jahresende 2001 betrug sie noch 9.465.

Aktuelle Entwicklungen

Fehlspekulationen am Aktienmarkt

Nur wenige Tage nachdem die Bank stolz von einem Ergebnis v.St. in Höhe von 1,0 Mrd. Euro für 2006 berichten konnte, wurde die Öffentlichkeit am 10. April 2007 über hohe Verluste im Eigenhandel mit Aktien informiert.[9] Der Leiter des Aktienhandels, Friedhelm Breuers, hatte unter anderem massiv auf Kursdifferenzen zwischen Vorzugs- und Stammaktien von VW, Metro und BMW spekuliert und verlor dadurch nach Medienberichten rund 600 Mio. Euro.[10] Die Bank warf Breuers vor, gegen festgelegte interne Regeln verstoßen zu haben, und entließ ihn fristlos. Zudem wurden strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet. Nicht zuletzt aufgrund dieser Ereignisse trennte sich die Bank im Juli 2007 von dem bisherigen Vorstandsvorsitzenden Thomas Fischer sowie von seinem Vorstandskollegen Mattijs van den Adel, der für das Risikomanagement zuständig war. Nachfolger im Vorsitz wurde Alexander Stuhlmann.[11]

Belastungen aus der Finanzkrise

Die weltweite Finanzkrise begann ca. Mitte 2007. Im dritten Quartalsbericht 2007 berichtet die Bank von noch verkraftbaren Belastungen aus dieser Krise in Höhe von 355 Mio. Euro.[12] Im Februar 2008 mussten die Eigentümer dann allerdings umfangreiche Rettungsmaßnahmen beschließen.[13] Die Bank gliederte risikobehaftete Wertpapiere im Wert von 23 Mrd. Euro in eine Zweckgesellschaft außerhalb der Bank aus. Dadurch befreite sich die Bank von bilanzwirksamen Belastungen aus diesem Portfolio. Die Finanzierung der Zweckgesellschaft erfolgte durch Garantien der Eigentümer in Höhe von 5 Mrd. Euro, wobei die ersten 2 Mrd. quotal und darüberhinausgehende Belastungen allein vom Land NRW getragen würden. Die EU-Kommission wertet diese Maßnahme als Restrukturierungsbeihilfe und hat zu ihrer Genehmigung harte Auflagen in Aussicht gestellt[14]. Der Ausgang dieses Verfahrens ist noch offen.

Das Geschäftsjahr 2007 endet für die Bank dennoch mit einem Verlust in Höhe von 1,6 Mrd. Euro.[15] Im Zusammenhang mit dem Rettungspaket kündigte die Bank einen weiteren Abbau von 1.300 bis 1.500 Arbeitsplätzen an. Außerdem wurde eine weitere Fokussierung auf die ursprünglichen Aufgaben einer regionalen Geschäftsbank als Bestandteil der Sparkassenorganisation beschlossen. Ende April 2008 verließ Alexander Stuhlmann die Bank. Seine Tätigkeit war er von vornherein nur für ein Jahr angetreten. Sein Nachfolger im Vorstandsvorsitz wurde Heinz Hilgert.[16] Am 13. Dezember 2008 wurde nach einer Aufsichtsratssitzung bekannt, dass die Bank über staatliche Garantien mit der BaFin verhandelt.[17]

Zur Sicherung der Zukunft der WestLB bestehen vor allem zwei Modelle:

Aufspaltung

Die risikoreichen Wertpapierbestände und verschiedene Aktiva im Volumen von bis zu 80 Mrd. Euro sollen in eine neue Gesellschaft (Bad Bank) ausgelagert werden. Die unbeschadeten Kernbereiche Kapitalmarkt, Mittelstandsfinanzierung und Firmenkundengeschäft würden in der „neuen WestLB“ verbleiben.[18]

Fusion

Wie andere Landesbanken ist die WestLB seit Beginn der Finanzmarktkrise in Fusionsgesprächen zur Neuordnung der deutschen Landesbankenlandschaft engagiert. In 2007 gab es Verhandlungen mit der Landesbank Baden-Württemberg sowie mit der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), die beide ergebnislos verliefen. Nach einem als Masterplan bezeichneten Beschluss der „Verbandsvorsteher“ der Sparkassenverbände im DSGV vom 10. November 2008[19] soll das Mittelstandsgeschäft der WestLB einer aus Landesbank Baden-Württemberg und BayernLB fusionierten Bank zugeschlagen werden, während das Kapitalmarktgeschäft in ein aus Landesbank Hessen-Thüringen und Dekabank fusioniertes Institut eingebracht werden soll.

Eigentümerstrukturen

Anteilseigner der WestLB AG sind[20]

Vorstand

Derzeitige Mitglieder des Vorstands

Bisherige Vorstandsvorsitzende

Weblinks

Einzelnachweise

  1. WestLB Geschäftsbericht 2002 Seite 56 und 57
  2. WestLB Geschäftsbericht 2002 Seite 4
  3. WestLB Geschäftsbericht 2004 Seiten 4 und 5
  4. Pressemitteilung der WestLB vom 23. Mai 2003
  5. Manager-Magazin vom 14. Juli 2003 „Prüfer spüren schwere Fehler auf“
  6. Wirtschaftswoche vom 19. Juni 2008 „Strategischer Sieg für Ex-WestLB-Chef Segera“
  7. wdr.de, Christoph Steht, 2007: „WestLB: Den die Hunde beißen“
  8. WestLB Geschäftsbericht 2003
  9. WestLb Presseerklärung vom 10. April 2007 „WestLB treibt Aufklärung von Regelverstößen im Handel voran“
  10. FTD vom 29. September 2008 „WestLB siegt im Prozess gegen Aktienhändler“
  11. WestLB Presseerklärung vom 26. Juli 2007 „Alexander Stuhlmann ist neuer Vorstandsvorsitzender der WestLB AG“
  12. WestLB Presseerklärung vom 6. Dezember 2007 „WestLB Ergebnis durch Kapitalmarktkrise belastet – Operativ weiter auf Kurs“
  13. Presseerklärung der WestLB vom 8. Februar 2008 „Eigentümer der WestLB AG beschließen umfangreiche Risikoabschirmung“
  14. Handelsblatt vom 04. März 2009:„Brüssel zählt WestLB an“
  15. WestLB Geschäftsbericht 2007
  16. WestLB Presseerklärung vom 30. April 2008 „WestLB verabschiedet Vorstandschef Alexander Stuhlmann“
  17. Rheinische Post: WestLB will vom Bund zweistelligen Milliarden-Betrag. FinanzNachrichten.de vom 13. Dezember 2008 (abgerufen am 13. Dezember 2008)
  18. WestLB spaltet sich auf
  19. Handelsblatt vom 14. November 2008 „Sparkassen wollen Landesbanken neu ordnen“
  20. Internetseite der WestLB

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