- Wiedemann-Beckwith-Syndrom
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Klassifikation nach ICD-10 Q87.3 Angeborene Fehlbildungssyndrome mit vermehrtem Gewebewachstum im frühen Kindesalter
- Wiedemann-Beckwith-SyndromICD-10 online (WHO-Version 2006) Das Beckwith-Wiedemann-Syndrom, auch unter den Synonymen Wiedemann-Beckwith-Syndrom, Wiedemann-Syndrom und Exomphalos-Makroglossie-Gigantismus-Syndrom (EMG-Syndrom) bekannt, ist ein genetisch bedingtes Großwuchs-Syndrom, das mit Fehlbildungen und Tumoren verbunden und auf eine Genmutation zurückzuführen ist.
Inhaltsverzeichnis
Häufigkeit
Das Syndrom wurde im Jahr 1964 erstmals von anderen Syndromen abgegrenzt. Es tritt mit einer Häufigkeit von 1:12.000 bis 1:15.000 auf.[1] Heute sind mehr als 500 Fallbeispiele dokumentiert, von denen 15 % familiär bedingt auftraten. Bei künstlichen Befruchtungen mittels ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion) wurde eine leicht erhöhte Häufigkeit beobachtet.
Symptome
Das Geburtsgewicht und die Geburtslänge von Säuglingen mit dieser Besonderheit sind meist größer als üblich und es kann vorkommen, dass das Größenwachstum asymmetrisch ist.
Eine Viszeromegalie zeigt sich in einer Leber-, Milz- oder Nierenvergrößerung, häufig liegt eine vergrößerte Zunge (Makroglossie) vor.
Zu den weiteren Symptomen gehören Fehlbildungen der Bauchwand, wie Nabelbrüche (Nabelhernien) oder Nabelschnurbruch (Omphalozele) sowie Nierenauffälligkeiten (Nierenzysten oder eine sogenannte Stauungsniere (Hydronephrose)).
In den ersten Lebenstagen kann es zu schweren Hypoglykämien (Glukosespiegelabsenkung unter den Normwert) kommen.
Im Kopfbereich fällt ein ungewöhnlich klein ausgebildeter Schädel (Mikrozephalie) auf. Charakteristisch sind ebenfalls hervortretende Augen (Exophthalmus), eine Mittelgesichtshypoplasie und Eindellungen am dorsalen Helixrand der Ohren (Kerbenohren).
Embryonale Tumore, besonders Wilms-Tumoren, treten in Abhängigkeit von den genetischen Ursachen mit erhöhter Wahrscheinlichkeit auf. Weitere Tumorarten die auftreten können sind u. a. das Hepatoblastom.
Genetische Ursache
Die genetische Ursache liegt in einer direkten Veränderung der Gene IGF-2 (Insulin-like growth factor 2) und H19, die auf der Bande 11p15.5 des Chromosoms 11 liegen.
Bei den meisten Kindern mit diesem Syndrom wird IGF2 paternal (väterlicherseits) und maternal (mütterlicherseits) exprimiert, d. h. beide Allele, die IGF2 tragen exprimieren es auch.
Bei zehn von 100 Kindern liegt eine paternale uniparentale Disomie vor (beide Chromosomen 11 werden vom Vater geerbt, keins von der Mutter).
Bei fünf bis zehn von 100 Kindern ist eine Hypermethylierung von H19 im Zusammenhang mit der biallelen Expression von IGF-2 nachzuweisen. Als Folge kommt es gehäuft zur Entstehung von Tumoren (z. B. Wilms-Tumore).
Bei bis zu 20 von 100 Kindern kann die genetische Ursache noch nicht geklärt werden.
Die beiden Gene IGF2 und H19 werden durch einen gemeinsamen Enhancer kontrolliert. Üblicherweise wird maternal (mütterlicherseits) die Wirkung des Enhancers auf IGF2 durch einen Isolator blockiert, so dass nur H19 maternal exprimiert wird. Paternal (väterlicherseits) werden beide Gene exprimiert, da der Isolator hier aufgrund einer Methylierung von H19 nicht wirken kann.
Durch Mutationen kann es zur verstärkten Methylierung und zur unüblichen Expression der Gene kommen, was zur Entstehung des Beckwith-Wiedemann-Syndroms führt.
Einzelnachweise
- ↑ Lentze, Schaub, Schulte, Spranger und Heyne: Pädiatrie: Grundlagen und Praxis. 2. Auflage 2003, Springer-Verlag
Literatur
- Kindernetzwerk e. V.: Informationsmappe zum Beckwith-Wiedemann-Syndrom ([1])
Siehe auch
Hochwuchs, Riesenwuchs, Zystenniere
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