- Wildbad im Schwarzwald
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Baden-Württemberg Regierungsbezirk: Karlsruhe Landkreis: Calw Höhe: 425-850 m ü. NN Fläche: 105,26 km² Einwohner: 10.827 (31. Dez. 2007)[1] Bevölkerungsdichte: 103 Einwohner je km² Postleitzahl: 75323 Vorwahl: 07081 Kfz-Kennzeichen: CW Gemeindeschlüssel: 08 2 35 079 Stadtgliederung: 6 Stadtteile Adresse der Stadtverwaltung: Kernerstraße 11
75323 Bad WildbadWebpräsenz: Bürgermeister: Klaus Mack (CDU) Bad Wildbad (bis 1990 Wildbad im Schwarzwald) ist eine Kurstadt im nördlichen Schwarzwald. Sie gehört zum Landkreis Calw.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Geografische Lage
Bad Wildbad liegt im Tal der Enz, einem Nebenfluss des Neckars. Im Ortsteil Calmbach vereinigen sich die beiden Quellflüsse Kleine Enz und Große Enz zur eigentlichen Enz.
Stadtgliederung
Die Stadt Bad Wildbad besteht aus den ehemaligen Gemeinden Aichelberg, Calmbach und Wildbad im Schwarzwald. Zur ehemaligen Gemeinde Aichelberg gehören das Dorf Aichelberg, die Weiler Hünerberg und Meistern und die Orte Aichelberger Sägmühle, „Kälbermühle, Pumpwerk“ und Rehmühle. Zur ehemaligen Gemeinde Calmbach gehören das Dorf Calmbach und der Ort Tannmühle. Zur ehemaligen Gemeinde Wildbad im Schwarzwald in den Grenzen von 1973 gehören die Stadt Wildbad im Schwarzwald, die Weiler Christophshof und Sprollenhaus, die Orte Grünhütte, Kälbermühle, Kleinenzhof, Lautenhof, Sommerberg, das Gehöft Kohlhäusle und die Häuser Rollwasser und Sprollenmühle.
Die Wohnplätze Hochwiese und Ziegelhütte im Gebiet der ehemaligen Gemeinde Wildbad im Schwarzwald wurden am 17. August 1970 aufgehoben.[2]Geschichte
Geschichte Wildbads
Ein Wiltbade wurde erstmals 1345 urkundlich erwähnt. Darin wurde Burg und Stadt Zavelstein „ane das Wiltbade das hant sie In behabet“ an die Pfalzgrafen von Tübingen verpfändet. 1367 wurde Graf Eberhard II. von Württemberg (auch der Greiner genannt), der sich mit seiner Familie im Wildbade befand, von den Martinsvögeln überfallen. Mit knapper Not konnte er entkommen und sich auf seine Burg Zavelstein retten. In Ludwig Uhlands Gedicht wird diese Episode heroisiert dargestellt. Diese Nennungen sind jedoch unsicher, da sie sich auch auf Bad Teinach beziehen können.
Es ist jedoch sicher, dass Wildbad schon im frühen Mittelalter bestand. Darauf deutet auch der 1904 entdeckte Urquell hin. Die dort aufgefundenen Gefäße und Eichenholzstücke wurden in Radiokarbon- und dendrochronologischen Untersuchungen auf das 12. Jahrhundert datiert.
Die erste sichere Nennung Wildbads ist von 1376, als der Bischof zu Speyer ersucht wird, den Wildbader Kaplan zu ermächtigen, selbst Taufen und Beerdigungen vorzunehmen und Legate sowie den Zehnten zu empfangen. Wildbad wurde zum Schutz mit einer Mauer umgeben und 1442 zur Amtsstadt erhoben. Im 15. Jahrhundert erscheint Wildbad bereits als bedeutender Badeort. Viele adlige und hochgestellte Gäste suchten in den Thermalbädern Heilung ihrer Gebrechen.
Während des Bauernaufstands 1525 befanden sich beispielsweise viele Ritter und einige Fürsten und Äbte in Wildbad. Ihre Herbergen waren mit Fahnen, Wappen und Schildern behängt, wodurch sich das Feuer beim großen Stadtbrand rasch ausbreiten konnte. In dieser Zeit war Wildbad eine der Hochburgen der Wismutmalerei. Die adligen Gäste nahmen gerne als Souvenir die auf Wismutgrund bemalten Kästchen mit. Sogar ein Flügelaltärchen der Äbtissin Veus soll dort 1551 hergestellt worden sein. Schon 1514 gab es in Wildbad eine städtische Ordnung der Maler, Dreher und Ladenmacher.
Der von Kaiser Maximilian I. erstellte Freiheitsbrief, der 1525 verbrannte, wurde 1530 von Kaiser Karl V. erneuert.
Im Laufe der Jahrhunderte nahm Wildbad einen stürmischen Aufschwung, dank der Förderung durch die Grafen, Herzöge und Könige von Württemberg. Moderne Badegebäude, das Herzogliche Palais, die Kuranlagen, sowie moderne Hotels und Gasthäuser wurden erstellt um die ständig wachsende Zahl der Badegäste aufzunehmen. Unterbrochen durch Kriege und Stadtbrände wurde das herzogliche, später königliche Bad immer wieder aufgebaut und modernisiert.
Geschichte der Ortsteile
Calmbach
Der Ort wird im Jahr 830 als Calenbach im Codex Hirsaugiensis erstmals genannt, da im 9. Jahrhundert das Kloster Hirsau hier begütert war. Ganz deutlich wird Calmbach 1100 erwähnt, als eine Calwer Gräfin Richlind dem Kloster Hirsau sechs Hüben und sechs Leibeigene „ad Calenbach“ schenkt. Im 14. Jahrhundert war der Ort im Besitz der Grafen von Vaihingen. Zusammen mit Neuenbürg kam Calmbach an die Grafschaft Württemberg.
Haupterwerbsquelle der Bewohner waren die Flößerei und die Waldwirtschaft. Die Landwirtschaft war unbedeutend. Verwegene Holzhändler (auch Schiffer genannt) brachten es zu Reichtum und Wohlstand, während die Einwohner ein karges Dasein fristeten. Erst nach Gewerbe- und Industrieansiedlungen, besonders der Firma Alfred Gauthier GmbH, gab es bessere Verdienstmöglichkeiten.
Mit dem Prädikat Luftkurort begann in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts der Fremdenverkehr als zusätzliche Erwerbsquelle. Heute ist der Stadtteil, der auch als Fünftälerort bezeichnet wird, eine Wohngemeinde mit guter Infrastruktur.
Sprollenhaus und Nonnenmiß
Die erste urkundliche Erwähnung ist eine Besiedelung des Kegelbachtals, (früher Mühlbachtal) mit einer Sägmühle im Jahr 1528. Um das Jahr 1560 wird in der „Spolenwaser-Hut“ ein Forsthaus errichtet. In den Jahren 1594 und 1624 erscheint die kleine Ansiedlung urkundlich unter „Spollenhauß“.
Um 1763 wurde Sprollenhaus größer durch die Ansiedlung von Kolonisten, die den Wald rodeten um Ackerland zu gewinnen und als Holzhauer ihren Unterhalt verdienten. Heute ist Sprollenhaus zusammen mit Nonnenmiß eine schön gelegene Wohngemeinde.
Aichelberg mit Meistern und Hünerberg
Der Bergort wurde um 1330 als „Villula Aychelberc“ erstmals genannt. Die Ortsherren waren damals die Herren von Fautsberg und ihre Erben, die Herren Horneck von Hornberg. Sie verkauften die Burg und die zugehörigen Orte zur Hälfte an Württemberg, die andere Hälfte wurde 1345 von den Pfalzgrafen von Tübingen an Württemberg verkauft.
Von heimatgeschichtlichem Interesse ist auch, dass mit Urkunde vom 22. April 1561 der württembergische Reformator Johannes Brenz die Fautsburg (Vogtsburg) vom württembergischen Herzog als Lehen erhielt. Zum Lehen gehörten außer Wiesen und Ackern auch die Holz- und Wassergerechtigkeit sowie die Fautsberger Sägemühle (Aichelberger Sägemühle).
Die Weiler Aichelberg, Meistern, Hünerberg, Kälbermühle und Rehmühle bildeten 1850 die Gemeinde Bergorte. Vorher gehörten sie im Rahmen der Herrschaft Vogtsberg Jahrhunderte lang zum Stab Neuweiler, einem Unteramt der Vogtei Calw. 1938 erhielt die Gemeinde den Namen Aichelberg. Die Einwohner lebten früher überwiegend von der Land- und Waldwirtschaft. Der schön gelegene Stadtteil ist heute eine Wohngemeinde mit landwirtschaftlichen Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben sowie mit Fremdenverkehr.
Räumliche Entwicklung des Stadtgebiets
Am 1. Januar 1974 wurde Aichelberg nach Wildbad im Schwarzwald eingemeindet. Die Stadt wurde am 1. Juli 1974 durch Vereinigung von Wildbad im Schwarzwald mit der Gemeinde Calmbach neu gebildet. Seit 1990 heißt sie Bad Wildbad.
Religionen
Seit der Reformation ist Wildbad evangelisch geprägt, doch gibt es heute auch wieder eine römisch-katholische Gemeinde in der Stadt. Neben den beiden großen Konfessionen gibt es nunmehr auch eine eigene Gemeinde des Liebenzeller Gemeinschaftsverbandes in Calmbach, eine adventistische, eine evangelisch-methodistische und eine neuapostolische Gemeinde sowie Zeugen Jehovas.
Politik
Gemeinderat
Die Kommunalwahl am 13. Juni 2004 ergab folgende Sitzverteilung:
CDU 33,0 % +5,1 7 Sitze ±0 SPD 26,8 % +8,0 5 Sitze +1 UBKL 25,3 % −0,5 5 Sitze −1 FDP/DVP/FWV 14,9 % −8,1 3 Sitze −2 Andere 0,0 % −4,4 0 Sitze −1 Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Bad Wildbad ist durch die Linie S6 der Stadtbahn Karlsruhe, die von der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft betrieben wird, an das Schienennetz angeschlossen. Die Stadtbahn fährt auf der Strecke der Enztalbahn bis Pforzheim und wird teilweise als S5 nach Karlsruhe/Wörth am Rhein bzw. Bietigheim-Bissingen durchgebunden. Im Stadtgebiet gibt es folgende Haltestellen: Kurpark, Uhlandplatz/Sommerbergbahn, Bahnhof, Nord, Calmbach Süd und Calmbach Bahnhof.
Die Sommerbergbahn Bad Wildbad führt auf den Wildbader Hausberg hinauf und überwindet dabei eine Höhendifferenz von ca. 300 Metern.
Kureinrichtungen
Wildbad ist bereits seit dem 15. Jahrhundert als Kurort bekannt. Das Ortsbild wird vor allem durch herausragende Beispiele der Kurarchitektur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts geprägt.
- Palais Thermal, 1847 als Graf-Eberhard-Bad erbaut (Fürstenbäder, Maurische Halle, moderne Anbauten)
- Haus des Gastes, 1889 erbaut als König-Karls-Bad
- Thermalbad Wildbad (Vital Therme)
- Sana Kliniken
- Kurpark
Bildungseinrichtungen
Bad Wildbad verfügt über alle herkömmlichen Schulformen. Das Abitur kann auf dem Enztal-Gymnasium abgelegt werden. In Calmbach gibt es eine Realschule. Die Goßweilerschule Calmbach und die Wilhelmschule Wildbad sind Grund- und Hauptschulen mit Werkrealschule. Außerdem gibt es die Grundschule Oberes Enztal und die Förderschule Calmbach.
Freizeit- und Sportanlagen
- Sommerbergbahn
- Skilift
- Bikepark Downhill-Strecken
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Theater
- Kursaal (oder Kurhaus), u. a. genutzt für Aufführungen des jährlichen Opern- und Konzertfestivals Rossini in Wildbad
- Das ehemalige Königliche Kurtheater wurde 1865 erbaut. Ab dem Jahr 2000 erfolgte eine umfassende Renovierung, die mit der Wiedereröffnung am 1. Juli 2005 während des 17. Internationalen Rossinifestivals endete. Das Kurtheater wurde von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg zum Denkmal des Monats Oktober 2007 ernannt.
- Alljährlich im September: Enzuferillumination mit Brillantfeuerwerk
Museen
Im Ortsteil Calmbach besteht ein Heimat- und Flößermuseum.
Bauwerke
- Evangelische Stadtkirche (1746)
- Englische Kirche (1865)
- Maurischer Pavillon (1875)
Bike Park
Seit August 2000 gilt der Hausberg Bad Wildbads, der Sommerberg, als Geheimtipp für Mountainbike-Freaks. Die Topographie des Sommerberg, die Bergbahn und die beiden Skilifte bieten ideale Voraussetzungen für die Fans von Biker-X, Dual-Slalom, Freeride- oder Downhill-Strecken. Die Downhill 1-Strecke von Bad Wildbad gilt als eine der anspruchsvollsten Downhillstrecken in ganz Deutschland.
Klima
Wegen seiner besonderen Tallage ist die Sonneneinstrahlungsdauer eines Tages im Schnitt um zwei Stunden kürzer als in den umliegenden Gemeinden. Die Durchschnittstemperatur ist deshalb um etwa 1 °C niedriger als in anderen Schwarzwaldorten, die sich auf derselben Höhe (425 m ü. NN) befinden.
Persönlichkeiten
Bekannte Persönlichkeiten Wildbads sind Ludwig Hofacker, die Badeärzte von Renz und Justinus Kerner, in Wildbad geboren wurde der württembergische Autor, Politiker (Paulskirche) und Übersetzer (Aristophanes) Ludwig Seeger. Auch der königliche Hofphotograph Karl Blumenthal ist mit seinen Bildern der alten Waldberufe weit über die Grenzen Wildbads hinaus bekannt.
Durch seine Liebe zum Schwarzwald ist ein bedeutender Künstler mit Aichelberg verbunden: Karl Wilhelm Bauerle (englisch: Bowerley), * 1831 in Endersbach (heute zu Weinstadt), † 1912 in Aichelberg (Schwarzwald; heute zu Bad Wildbad), war Kunstmaler in London, seit 1869 am Hof von Viktoria I. Königin von Großbritannien und Irland, seit 1876 als englischer Staatsbürger. Aus Ärger über den britischen Krieg gegen die Buren zog er nach Deutschland.
Herausragende Persönlichkeiten Calmbachs waren Johann Friederich Goßweiler, die Rössleswirtin Jakobina Friederika Lutzin und deren Sohn Christian Friederich von Lutz.
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Bevölkerungsstand
- ↑ Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band V: Regierungsbezirk Karlsruhe Kohlhammer, Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002542-2. S. 512–514
Literatur
- Fritz Barth: Wie es damals war - Personen, Episoden und Überliefertes aus dem Oberen Enztal und darüber hinaus. Selbstverlag Fritz Barth, Bad Wildbad 2007 [1]
- Fritz Barth: Eine Zeitreise zwischen Enz und Nagold. Personen, Episoden und Überliefertes aus Calmbach, Wildbad und weit darüber hinaus. Vormals und Heute. Selbstverlag Fritz Barth, Bad Wildbad 1999 [2]
- Fritz Barth: Eine weitere Zeitreise. Personen, Episoden und Überliefertes aus Calmbach, Wildbad und weit darüber hinaus. Vormals und Heute. Selbstverlag Fritz Barth, Bad Wildbad 2001 [3]
- Fritz Barth: Hoffnung Krieg Not – Das 3. Reich und die Besatzungszeit. Episoden aus Calmbach und dem Oberen Enztal. Selbstverlag Fritz Barth, Neuenbürg 1995 [4]
- Wolf Eiermann: Das unbekannte Oeuvre des deutsch-englischen Malers Carl Bauerle (1831–1912). In: Schwäbische Heimat 57 (2006), Heft 1 (Jan.-März), S. 13–17.
- Carl Maximilian Eifert: Nachrichten zur Geschichte von Calmbach und Höfen. Stiftungspflege, Calmbach 1850 (Nachdruck, hrsg. und um Lebensdaten Eiferts vermehrt von Fritz Barth: Selbstverlag * Fritz Barth, Neuenbürg 1993) [5]
- Thomas Eckhard Föhl: Wildbad. Die Chronik einer Kurstadt als Baugeschichte, Neuenbürg 1988.
- Karl Greiner: Bad Wildbad. Seine Geschichte vom 12. bis zum 20. Jahrhundert. 5. Auflage. Weberdruck, Pforzheim 1995 (71 S.)
- Sabine Holtz: „Heil’ge Quelle, die tausend Wunder tut!“ Bad Wildbad; in: Kult-Bäder und Bäderkultur in Baden-Württemberg, hrsg. v. W. Niess, S. Lorenz. Markstein-Verlag, Filderstadt 2004, ISBN 3-935129-16-5
- Justinus Kerner: Das Wildbad im Königreich Württemberg. Nebst Nachrichten über die benachbarten Heilquellen Liebenzell und Teinach und das Kloster Hirsau. Hrsg. von Uwe Ziegler. Gengenbach Verlag, Bad Liebenzell 1985, ISBN 3-921841-26-7
- Götz Bechtle. "Wildbad von A bis Z - Interessantes, Historisches, Wissenswertes - ein Taschenbuch für Wildbadfreunde," Selbstverlag Götz Bechtle, Bad Wildbad; Druck: EISELE-Druck, Bad Wildbad; Zeichnungen Hans K. Schlegel, 1996.
Weblinks
- Internetauftritt der Stadt Bad Wildbad
- Heimatforschung Oberes Enztal und Nordschwarzwald Publikationen von Fritz Barth, u. A. zur Geschichte Bad Wildbads und seiner Teilorte
- Das Bäderbüchlein des Meistersingers und Druckers Hans Folz mit Würdigung des mittelalterlichen Heilbades
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