Wilhelm Freiherr von Tegetthoff

Wilhelm Freiherr von Tegetthoff
Wilhelm Tegetthoff, Lithographie von Joseph Kriehuber, 1866

Wilhelm Freiherr von Tegetthoff (* 23. Dezember 1827 in Marburg an der Drau (Untersteiermark, damals Kaisertum Österreich, heute Maribor, Slowenien); † 7. April 1871 in Triest) war ein Admiral in der österreich-ungarischen Kriegsmarine.

Leben

Wilhelm von Tegetthoff wurde 1827 als Sohn eines k.k. Oberstleutnants in Marburg in der Untersteiermark geboren. Mütterlicherseits war er mit dem Bürgermeister von Wien, Baron Seiller verwandt. Tegetthoff hätte, wäre es nach seinen Eltern gegangen, einen Zivilberuf ergriffen, es zog ihn jedoch zur See und sein Vater ließ ihn gewähren. So besuchte er von 1840 bis 1845 das österreichische Marinekollegium in Venedig und wurde dort als Marinekadett ausgemustert. Am 23. Juli 1845 ging er als Marinekadett erstmals im regulären Dienst an Bord eines Schiffes.

Die Wirren der Zeit um 1848 förderten eine schnelle Karriere. Zum Seeoffizier ernannt, machte er während der Jahre 1848 und 1849 die Blockade von Venedig mit und wurde danach bei vielen Fahrten und entfernten Expeditionen der kaiserlichen Marine verwendet, sowohl im Mittelmeer, als auch nach der Levante und den sogenannten Barbareskenstaaten. Ebenso nahm er an der Seereise teil, welche Kaiser Maximilian von Mexiko seinerzeit nach Brasilien unternommen hatte.

Portrait 1866 (Fotografie)

1854 wurde Tegetthoff zum Kommandanten des Kriegsschoners „Elisabeth“ berufen. Zu dieser Zeit wurden die Schiffe, auch die Kriegsmarine intensiv auf die Dampfkraft umgerüstet. 1855 erhielt er das Kommando über einen Raddampfer, die „Taurus“, die ihr Einsatzgebiet im Donaudelta hatte. Dort fiel der junge Seeoffizier durch hervorragende Leistungen auch im diplomatischen und organisatorischen Bereich auf. Die weitere Karriere ging sehr schnell voran – bereits 1861 wurde Tegetthoff zum Linienschiffskapitän (entspricht in der Deutschen Marine einem Kapitän zur See, im Heer einem Oberst) befördert. Damit verbunden war das Kommando der österreichischen Flottenabteilung in der Levante.

Im deutsch-dänischen Krieg kämpfte er auf der Seite der österreichisch-preußischen Allianz gegen Dänemark. Das Seegefecht vor Helgoland (9. Mai 1864) gegen die Dänen wurde von den Österreichern trotz erheblicher Verluste als Sieg betrachtet. Damit war der Weg frei zur nächsten Beförderung – der erst 37-jährige Offizier wurde zum Contreadmiral befördert und neuer Oberbefehlshaber der österreichischen Flotte, die er anschließend einer gründlichen Neuorganisation und Umstrukturierung unterzog.

Anton Romako: Admiral Tegetthoff in der Seeschlacht von Lissa, 1878–1880

Sein Sieg in der Seeschlacht von Lissa am 20. Juli 1866 gegen die italienische Flotte machte ihn zu einem Seehelden. Für seine Rammtaktik gegen die überlegene italienische Flotte erhielt er das Kommandeurkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens und wurde zum Viceadmiral befördert.

1866 bis 1867 führten ihn Studienreisen nach Frankreich, Großbritannien und in die USA.

1868 wurde er k.u.k. Admiral und Chef der Marinesektion im Kriegsministerium. Er reorganisierte in kurzer Zeit, gegen die Widerstände des Generalstabs, die österreichische Kriegsmarine. Seine Innovationen blieben bis zum Untergang der k.u.k.-Kriegsstreitmacht in Kraft.

Tegetthoff erkrankte im Jahr 1871 im relativ jungen Alter von 43 Jahren an einer Lungenentzündung, an der er am 7. April 1871 verstarb. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof von St. Leonhard in Graz.

An Wilhelm von Tegetthoff erinnert eine Statue von Carl Kundmann auf einer an die Seeschlacht bei Lissa gemahnenden und gut acht Meter hohen Gedenksäule, die auf dem Praterstern am Ende der heutigen Praterstraße im Wiener 2. Bezirk (Leopoldstadt) steht.

In Pola (Küstenland, heute Pula, Kroatien), dem Zentralkriegshafen der k. u. k. Kriegsmarine, wurde 1877 ein Denkmal für Admiral Tegetthoff errichtet, das folgende Inschrift trug: „Tapfer kämpfend bei Helgoland, glorreich siegend bei Lissa, erwarb er unsterblichen Ruhm sich und Österreichs Seemacht“. Aufgrund des Untergangs der Donaumonarchie und der politischen Umstürze (Pola kam in der Zwischenkriegszeit zu Italien) wurde das Monument entfernt und 1935 in Graz aufgestellt.

Das eigens gebaute Schiff der österreich-ungarischen Polarexpedition von Julius Payer/Karl Weyprecht von 1872–1874, die die Inselgruppe Franz-Joseph-Land entdeckte, wurde ihm zu Ehren S/X Admiral Tegetthoff getauft. Die Stelle der Erstentdeckung trägt den Namen Kap Tegetthoff (Mys Tegetchof).

Die größte und stärkste Schiffsklasse an stählernen Großkampf-Panzerschiffen der k.u.k. Kriegsmarine wurde ihm zu Ehren als „Tegetthoff-Klasse“ (mitunter auch "Viribus Unitis-Klasse" genannt) bezeichnet und umfasste die vier Schlachtschiffe S.M.S. "Viribus Unitis" (ab 1911 das Flaggschiff der k.u.k Kriegsmarine), S.M.S. "Prinz Eugen", S.M.S. "Szent Istvan" und S.M.S. "Tegetthoff".

Ursprünglich sollte auch der 1938 gebaute und 1946 im Pazifik gesunkene Schwere Kreuzer "Prinz Eugen", der die Tradition der k.u.k.Kriegsmarine in der Marine des Deutschen Reichs aufrechterhalten sollte, nach Admiral Wilhelm Freiherr von Tegetthoff benannt werden, doch befürchtete man, dass man das mit dem nationalsozialistischen Deutschland verbündete Italien durch diese Namensgebung vergrämen könnte, so wurde das Schiff eben auf den Namen Prinz Eugen getauft.

Literatur

  • Klaus Müller: Tegetthoffs Marsch in die Nordsee. Oeversee, Düppeler Schanzen, Helgoland im deutsch-dänischen Krieg, Verlag Styria, Graz 1991, ISBN 3-222-12007-2
  • Ulrich Schöndorfer: Wilhelm von Tegetthoff, Berglandverlag, Wien 1958
  • Hans Hugo Sokol: Wilhelm von Tegetthoff, OÖ Landesverlag Linz 1952

Weblinks


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