Wilhelm Gröner

Wilhelm Gröner
Wilhelm Groener (1932)

Wilhelm Groener (* 22. November 1867 in Ludwigsburg, Königreich Württemberg; † 3. Mai 1939 Potsdam-Bornstedt) war ein deutscher Militär und Politiker. Er war ein Sohn des Regimentszahlmeisters Karl Eduard Groener und dessen Frau Auguste (geb. Boleg) und erhielt die Namen Karl Eduard Wilhelm Groener.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Militärlaufbahn im Kaiserreich

Wilhelm Groener trat nach dem Abitur 1884 in die württembergische Armee ein. Nach dem Offiziersexamen und dem Besuch der Kriegsakademie von 1893 bis 1896 wurde er 1899 zum Großen Generalstab abkommandiert, wo er sich in den nächsten 17 Jahren vor allem dem Feldeisenbahnwesen widmete; seit 1912 Chef der Eisenbahnabteilung war er während des Ersten Weltkrieges für den reibungslosen Ablauf des Aufmarsches und der Truppenverschiebungen verantwortlich. Für seine Leistungen auf diesem Gebiet erhielt er 1915 den Orden Pour le Merite und die Ehrenbürgerwürde seiner Geburtsstadt Ludwigsburg. Ende Mai 1916 wechselte er ins Kriegsernährungsamt, am 1. November 1916 wurde er nach seiner Beförderung zum Generalleutnant zum Chef des Kriegsamtes im preußischen Kriegsministerium und stellvertretendem Kriegsminister ernannt; in dieser Funktion vertrat er die Vorlage des Hilfsdienstgesetzes vor dem Reichstag. Nachdem er in Konflikt mit der Obersten Heeresleitung (OHL) geraten war, wurde er im August 1917 zu einem Frontkommando in der Ukraine versetzt.

Generalquartiermeister bei Kriegsende

Groener 1917 mit seiner Frau

Nach der Entlassung Ludendorffs am 29. Oktober 1918 rückte Groener als neuer Generalquartiermeister der deutschen Armee in die OHL unter Hindenburg auf und leitete den Rückmarsch und die Demobilisierung der geschlagenen Truppen. Im November 1918 unterstützte er zur Verhinderung einer vermeintlich bolschewistischen Revolution in Deutschland die gemäßigte Politik des Rats der Volksbeauftragten unter dem MSPD-Vorsitzenden Friedrich Ebert (Ebert-Groener-Pakt). Mit dem Argument, dass es jetzt darum ginge, Deutschland als Ganzes zu retten, machte der General in einem Telefonat mit Ebert am 10. November 1918 die Zusage, dass sich die Reichswehr dessen Regierung unterstelle. Andernfalls hätte Ebert sich als provisorischer Reichskanzler nicht halten können. Dass er als General der kaiserlichen Armee den Reichskanzler jener republikanischen SPD unterstützte, die während der Monarchie lange als Reichsfeind gegolten hatte, begründete Groener mit der Absicht, „der Revolution zum Trotz das beste und stärkste Element des alten Preußentums in das neue Deutschland“ hinüber zu retten.[1]

Groeners Entschluss, sich scheinbar „auf den Boden der Tatsachen“ des neuen republikanisch-demokratischen Systems zu stellen, war jedoch weniger eine freie Entscheidung des Generalstabschefs als eine machtpolitische Notwendigkeit, wollte er der OHL zumindest mittelfristig die Option innenpolitischer Einflussnahme offenhalten: Die OHL hatte am 9./10. November 1918 keine loyalen Truppen mehr zur Verfügung, die bereit gewesen wären, eine konfrontative Politik (ggf. unter Einschluss eines Bürgerkriegs gegen die revoltierenden Heimattruppen) des Generalstabs zu stützen.

Im Zustand dieser völligen Machtentblößung[2] blieb der OHL nur, sich als militärtechnische und -bürokratische Liquidationsinstitution bis zur vollendeten Demobilisierung im innenpolitischen Spiel zu halten und in diesem Zeitraum den Einfluss auf Truppenteile wiederzugewinnen sowie die Reichswehr als innenpolitischen Machtfaktor zu renovieren und zu konsolidieren. Groener ging es also bei seiner Vereinbarung mit Ebert nur vordergründig um ein Zusammenarbeiten mit der republikanischen Regierung gegen eine - zu keinem Zeitpunkt tatsächlich drohende - bolschewistische Revolution; sein eigentliches Ziel war die Wahrung seines Einflusses auf die unliebsame demokratisch-republikanische Ordnung, der er sich auch nach dem Ebert-Groener-Pakt nicht verpflichtet fühlte.

Am 23. Juni 1919 plädierte Groener für die Annahme des Versailler Vertrages, am 25. Juni 1919 übernahm er nach dem Rücktritt Hindenburgs die Führung des Hauptquartiers in Kolberg.

Politiker in der Weimarer Republik

Am 30. September 1919 nahm er gegen den Willen Eberts seinen Abschied aus der Armee, um nach kurzem Ruhestand vom 25. Juni 1920 bis zum 11. August 1923 als Parteiloser unter mehreren Reichskanzlern das Reichsverkehrsministerium zu leiten. Nach erneutem Ruhestand wurde er am 28. Januar 1928 aufgrund der Lohmann-Affäre Nachfolger Otto Geßlers als Reichswehrminister sowie am 8. Oktober 1931 zusätzlich auch noch Reichsinnenminister. In dieser Funktion verfügte er nach den Reichspräsidentenwahlen 1932 und auf Drängen der Länderinnenminister ein Verbot der SA. Er wurde deswegen im Mai 1932 von seinem Untergebenen Kurt von Schleicher zum Rücktritt als Reichswehrminister gedrängt und verlor am 30. Mai 1932 durch den Sturz des Reichskanzlers Brüning auch das Amt des Innenministers, worauf er sich endgültig ins Privatleben zurückzog.

Familie

Wilhelm Groener war zweimal verheiratet: Zuerst mit Helene Geyer (1864–1926), mit der er eine Tochter, Dorothea Groener-Geyer (* 1900) hatte, seit 1930 mit Ruth Naeher-Glück, mit der er einen Sohn hatte. Seine Tochter bekräftigte in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg als Frauenverbandsvorsitzende den Anspruch der Frauen auf Gleichberechtigung.

Siehe auch

Quellen

  1. Groener, Wilhelm: Lebenserinnerungen. Jugend, Generalstab, Weltkrieg, Göttingen 1957, S. 467f.
  2. Kluge, Ulrich: Soldatenräte und Revolution, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1975, S.126.

Literatur

  • Johannes Hürter: Wilhelm Groener : Reichswehrminister am Ende der Weimarer Republik (1928–1932). Oldenbourg, München 1993, ISBN 3-486-55978-8
  • Gerhard W. Rakenius: Wilhelm Groener als Erster Generalquartiermeister : die Politik der Obersten Heeresleitung 1918. Boldt, Boppard am Rhein 1977, ISBN 3-7646-1685-7
  • Wilhelm Groener: Lebenserinnerungen : Jugend, Generalstab, Weltkrieg. Biblio-Verlag, Osnabrück 1972, ISBN 3-7648-0282-0
  • Dorothea Groener-Geyer: General Groener : Soldat und Staatsmann. Societäts-Verlag, Frankfurt a.M. 1955
  • Mark R. Stoneman: “Bürgerliche und adlige Krieger: Zum Verhältnis zwischen sozialer Herkunft und Berufskultur im wilhelminischen Offizierkorps,” in: Heinz Reif, (Hrsg.), Adel und Bürgertum in Deutschland II: Entwicklungslinien und Wendepunkte im 20. Jahrhundert. Elitenwandel in der Moderne 2. Berlin: Akademie Verlag, 2001. 25-63.
  • Mark R. Stoneman: “Wilhelm Groener, Officering, and the Schlieffen Plan.” PhD diss., Georgetown University, 2006. Abstract

Weblinks


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