Wilhelm Heinrich Dufour

Wilhelm Heinrich Dufour
Guillaume-Henri Dufour

Guillaume-Henri Dufour (* 15. September 1787 in Konstanz; † 14. Juli 1875 in Les Eaux-Vives, heute Gemeinde Genf) war ein schweizerischer Humanist, General, Politiker, Kartograf und Ingenieur.

Er gehörte zu den ersten Generälen in der Geschichte der Schweizer Armee. Als Kartograf erwarb er insbesondere Verdienste durch die Erstellung der ersten detaillierten topographischen Karte der Schweiz. Darüber hinaus war er als Mitglied des 1863 in Genf ins Leben gerufenen Komitees der Fünf einer der Gründer des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz und von 1863 bis 1864 dessen erster Präsident.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Studium und Karriere in der Armee

Denkmal für Guillaume-Henri Dufour in Genf

Guillaume-Henri Dufour wurde 1787 als Sohn von Bénédict und Pernette Valentin in Konstanz geboren. Sein Vater war Uhrmacher und später Abgeordneter in der Genfer Nationalversammlung. Als Guillaume-Henri zwei Jahre alt war, kehrten seine Eltern nach Genf zurück, das sie 1782 verlassen hatten. Er machte in Genf seinen Schulabschluss und studierte anschliessend Geisteswissenschaft und Physik. Von 1807 bis 1809 studierte er an der Ecole polytechnique in Paris und von 1809 bis 1810 an der Ecole supérieure d'application du génie in Metz. Er heiratete und hatte mit seiner Frau im Laufe ihrer Ehe vier Töchter.

Im Jahr 1811 trat er in die französische Armee ein, die er nach mehreren Einsätzen und seiner Beförderung zum Hauptmann 1817 verliess, um nach Genf zurückzukehren. Im gleichen Jahr wurde er in diesem Rang in die neu geschaffene Schweizer Armee eingegliedert, in der er 1827 zum Oberst befördert wurde. 1819 war er an der Gründung der Militärschule von Thun beteiligt, an der er bis 1831 tätig war und unter anderem Louis-Napoleon Bonaparte, den späteren französischen Kaiser Napoléon III., unterrichtete, mit dem er auch später freundschaftlich verbunden blieb.

Ab 1831 war er Chef der Generalstabsabteilung. In dieser Funktion oblag ihm die Organisation der Verteidigung der Schweiz im Kriegsfall. Am 21. Oktober 1847 wurde er von der Tagsatzung zum General und damit zum Befehlshaber der eidgenössischen Truppen ernannt und erhielt den Auftrag, den Sonderbund aufzulösen. Dies gelang ihm nach einem nur vierwöchigen und relativ wenig Opfer (gemäss offiziellen Angaben: 150 Tote / 400 Verletzte) verursachenden Feldzug, der mit der Kapitulation der Sonderbund-Kantone endete. Bereits während dieser Auseinandersetzungen achtete Dufour streng auf die Einhaltung humanitärer Grundsätze bei den Kampfhandlungen. Der überlieferte Grundsatz von General Dufour "Il faut sortir de cette lutte non seulement victorieux, mais aussi sans reproche" galt als Führungsmaxime an seine unterstellten Kommandanten. In den Jahren 1849, 1856 und 1859 wurde ihm von der Bundesversammlung erneut der Oberbefehl über das Schweizer Bundesheer übertragen, um im Rahmen verschiedener Auseinandersetzungen Übergriffe auf die Schweiz zu verhindern. Er war damit nach der Verabschiedung der Bundesverfassung von 1848 der erste von der Bundesversammlung ernannte General in der Geschichte der Schweiz.

Tätigkeit als Kartograf und Politiker

Von 1817 bis 1850 war er Kantonsingenieur in Genf und unterrichtete ab 1821 an der Genfer Akademie gelegentlich in den Fächern Mathematik, Geometrie, Vermessungskunde und Hydraulik. In den Jahren von 1845 bis 1856 war er für die Erarbeitung des Katasters des Kantons Genf zuständig. Als Leiter des Eidgenössischen Topographischen Bureaus war er von 1832 bis 1864 für die Erstellung der so genannten Dufourkarte verantwortlich, einer für jene Zeit herausragenden topographischen Karte der Schweiz im Massstab 1:100'000. Darüber hinaus war er in Genf als Ingenieur tätig und konstruierte den grossen Quai und mehrere Brücken. Er hatte des Weiteren entscheidenden Einfluss auf die Stadtplanung in Genf und die Planung des Schweizer Eisenbahnnetzes.

1819 wurde er in Genf für die Liberalen in den Repräsentierenden Rat gewählt. Von 1848 bis 1851 war er für das Berner Seeland Mitglied des Schweizer Nationalrats, ebenso wie von 1854 bis 1857 für Genf. Im Ständerat vertrat er von 1863 bis 1866 den Kanton Genf.

Wirken als Mitglied des IKRK

Die Unterschrift von Guillaume-Henri Dufour auf der Genfer Konvention von 1864 (erste von oben)

Zusammen mit Henry Dunant, den Ärzten Théodore Maunoir und Louis Appia sowie dem Juristen Gustave Moynier gründete er am 9. Februar 1863 in Genf das Fünfer-Komitee, aus dem acht Tage später das Internationale Komitee der Hilfsgesellschaften für die Verwundetenpflege und im Jahr 1876 das Internationale Komitee vom Roten Kreuz entstand. Obwohl er Dunants Buch „Eine Erinnerung an Solferino“ sehr positiv bewertete, hatte er anfangs Zweifel an der Realisierbarkeit von Dunants Vorschlägen zur Gründung freiwilliger Hilfsgesellschaften für die Verwundetenpflege. Trotz dieser Zweifel bewog ihn sein Glauben an die Richtigkeit dieser Idee, sich an der Gründung des Internationalen Komitees und an dessen Arbeit aktiv zu beteiligen. Insbesondere seine militärischen Erfahrungen und sein Prestige waren dabei für das Komitee von grossem Nutzen. Nach der Gründung des Internationalen Komitees wurde er 1863 zu dessen erstem Präsidenten gewählt.

Während der Diplomatischen Konferenz, auf der im August 1864 die erste Genfer Konvention verabschiedet wurde, führte Dufour den Vorsitz der Versammlung. Es ist überliefert, dass er auf die Aussage eines britischen Teilnehmers, er könne ohne ein Siegel die Konvention nicht unterzeichnen, mit seinem Taschenmesser dem Delegierten einen Knopf von der Tunika schnitt und dem verblüfften Delegierten mit den Worten „Hier, Eure Exzellenz, haben Sie das Wappen Ihrer Majestät“ überreichte. Im gleichen Jahr, im Alter von 77 Jahren, gab er das Amt des Präsidenten des Internationalen Komitees an Gustave Moynier ab. Sowohl die Verwendung eines weissen Kreuzes auf rotem Grund als Schweizer Staatswappen wie auch die Verwendung des roten Kreuzes auf weissem Grund, also der farblichen Umkehrung der Schweizerfahne, als Symbol des IKRK und der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung sowie als Schutzzeichen der Genfer Konventionen gehen auf Dufour zurück.

Tod und Gedenken

Dufour war aufgrund seines vielseitigen Wirkens bereits zu Lebzeiten ausserordentlich populär und galt als einer der bekanntesten und einflussreichsten Menschen in der Schweiz. Der mit 4'634 Metern höchste Punkt der Schweiz, die Dufourspitze im Monte-Rosa-Massiv an der italienischen Grenze, ist seit 1863 nach ihm benannt. Ein weiteres Indiz für die herausragende Bedeutung Dufours ist die Tatsache, dass nach seinem Tod im Juli 1875 etwa 60'000 Menschen aus allen Teilen des Landes zu seiner Beisetzung auf dem Cimetière des Rois in Genf anreisten. Auch heute noch wird Dufour als einer der wichtigsten Menschen in der Geschichte der Schweiz angesehen.

Literatur

  • Thomas Bachmann: Guillaume Henri Dufour im Spiegel seiner Schriften. Bibliographisches Handbuch, Bern 2004, in: Schriftenreihe der Eidgenössischen Militärbibliothek, Nr.14.
  • Pierre Boissier: History of the International Committee of the Red Cross. Volume I: From Solferino to Tsushima. Henry Dunant Institute, Genf 1985, ISBN 2-88-044012-2
  • Caroline Moorehead: Dunant's dream: War, Switzerland and the history of the Red Cross. HarperCollins, London 1998, ISBN 0-00-255141-1 (gebundene Ausgabe); HarperCollins, London 1999, ISBN 0-00-638883-3 (Taschenbuch-Ausgabe)
  • Otto Weiss: General Dufour als Heerführer. Ein Beitrag zur Schweizer Geschichte des 19. Jahrhunderts. Bern 1939
  • Edouard Chapuisat: General Dufour. 1787-1875. 2. Auflage. Tusculum-Verlag, Dietikon 1950
  • Jean-Jacques Langendorf: Guillaume-Henri Dufour. General - Kartograph - Humanist. Eine Bildbiographie. Schweizer Verlagshaus, Zürich 1987, ISBN 3-72-636550-8

Weblinks


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