Wilhelm Heinrich Erb

Wilhelm Heinrich Erb
Wilhelm Heinrich Erb

Wilhelm Heinrich Erb (* 30. November 1840 in Winnweiler in der Pfalz; † 29. Oktober 1921 in Heidelberg) war ein deutscher Neurologe, Professor und Direktor der Medizinischen und Neurologischen Klinik der Universität Heidelberg, mit wichtigen Beiträgen zur Entwicklung der modernen Neurologie.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sein Studium der Medizin an den Universitäten Heidelberg und Erlangen beendete er 1861 in München mit dem ärztlichen Staatsexamen. 22-jährig wurde Erb Assistent von Nicolaus Friedreich an der Medizinischen Universitätsklinik in Heidelberg, wo er 1864 mit der Arbeit über Physiologische und therapeutische Wirkungen der Pikrin-Säure promovierte. Noch einmal beschäftigte ihn dieses Thema in seiner Habilitationsschrift, die er 1865 anfertigte. Er wurde 1869 zum außerordentlichen Professor an der Universität Heidelberg ernannt.

1880 wurde Wilhelm Erb nach Leipzig als außerordentlicher Professor der speziellen Pathologie und Therapie und Direktor der Medizinischen Poliklinik berufen. Leipzig stellte zu dieser Zeit ein hervorgehobenes Zentrum der Neurowissenschaften dar und Erb konnte hier mit Ärzten und Wissenschaftlern wie Adolf von Strümpell, Julius Cohnheim, Karl Weigert, Paul Flechsig oder Wilhelm His sen. zusammenarbeiten. Obwohl er sah, dass dies für ihn einen großen menschlichen und wissenschaftlichen Gewinn darstellte, verließ er zu Ostern 1883 Leipzig schweren Herzens wieder, denn seinem Wunsch, eine stationäre Neurologie aufbauen zu können, entsprachen die sächsischen Behörden nicht. Schließlich nahm er die Berufung als Direktor einer neu erbauten Medizinischen Klinik und ordentlicher Professor der Inneren Medizin zurück nach Heidelberg an. Hier blieb er bis zu seiner Emeritierung 1907.

Durch seine Forderung 1905 bei der Eröffnungsrede anlässlich des Kongresses für Innere Medizin, “Die Nervenpathologie (Neurologie) nimmt einen ganzen Mann vollauf in Anspruch, wenn er sie wissenschaftlich fördern und sich in Unterricht und Praxis in befriedigender Weise betätigen will” war Wilhelm Erb maßgeblich an der Gründung der Gesellschaft Deutscher Nervenärzte, der heutigen Deutschen Gesellschaft für Neurologie, 1907 beteiligt, deren erster Vorsitzender er wurde.[1]

Das wissenschaftliche Werk von Wilhelm Erb ist bei klinischer Breite mit Ausdehnung auf die gesamte Neurologie und Neuropathologie geprägt. Dabei beschäftigten ihn die Arbeiten über Klinik und Elektrophysiologie der Paralyse peripherer Nerven, Studien über Tabes dorsalis, über Pathologie und Klinik der Rückenmarkerkrankungen. Besonders intensiv widmete sich Erb dem genaueren Studium der Muskelatrophien. Das geschah in seinem großen Werk Dystrophia musculorum progressiva (1891), in dem er mehrere Formen identifizierte und sie, mit überzeugenden Gründen, von den spinalen Krankheiten abgrenzte.

Zu seinen Ehren ist in der Medizinischen Abteilung der Universitätsklinik Heidelberg (Ludolf Krehl Klinik) eine der Kardiologischen Stationen nach Erb benannt.

Die wichtigsten Arbeiten von Wilhelm Erb

Erstdruck
  • Zur Pathologie und pathologische Anatomie peripherischer Paralysen, 1867/1868
  • Spastische Spinalparalyse, 1875
  • Handbuch der Krankheiten der peripheren cerebrospinalen Nerven, 1874
  • Handbuch der Krankheiten des Rückenmarks und verlängerten Marks, 1878
  • Handbuch der Elektrotherapie, 1882

Dazugehörige Eponyme

  • Erb-Charcot-Krankheit (nach Erb und Jean-Martin Charcot), spastische Spinalparalyse
  • Erbsche Krankheit oder Dystrophia musculorum progressiva
  • Erb-Landouzy Syndrom, skapulohumerale Form der Dystrophia musculorum progressiva
  • Erbscher Punkt, Auskulationspunkt des Herzens
  • Erbsche Reaktion, myotone Reaktion
  • Erb-Duchenne-Lähmung (nach Erb und Guillaume-Benjamin Duchenne), obere Armplexuslähmung
  • Erb-Oppenheim-Goldflam Syndrom, Myasthenia gravis psudoparalytica

Einzelnachweise

  1. http://www.dgn.org/geschichte.html

Weblinks


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