Wilhelm von Pernstein

Wilhelm von Pernstein

Wilhelm von Pernstein (tschechisch Vilém z Pernštejna a na Helfštejně) (* um 1435 auf Burg Meziříčí; † 8. April 1521) war ein böhmischer Politiker und das bedeutendste Mitglied des Geschlechts der Pernsteiner.

Er war der reichste Adlige im böhmischen Reich, ein ausgezeichneter Verwalter und Kaufmann, genau und vorsichtig. Er kaufte nicht nur eine Herrschaft nach der anderen auf, sondern baute diese auch aus. Er betrieb großangelegte Fischzucht und gründete Brauereien. Er ließ alle seine Ländereien registrieren. Diese findet man noch heute in den von Palacký a F. Dvorský herausgegebenen Archiv Český (Böhmisches Archiv). Er erhielt Helfštejn mit Lipník, Přerov, Hranice, Burg Drahotuš, Sádek, Hof Veselíčko, Buk, die Herrschaft Nové Město (bei Jihlava), Kojetín, Tovačov, Kralice, Židlochovice, Čechy, Kunštát, Opatovice und andere. In Böhmen kaufte er Kunětické Hory, Pardubice, Týnec nad Labem, Potštejn, Liticko, Rychnov, Nový Bydžov und die Herrschaft Hluboká (als Pfand). Die Ländereien waren dreimal größer als der Herrschaftsbereich der Rosenberger. Sein Vermögen nutzte er vor allem für den weiteren Ausbau seiner Residenz in Pardubitz.

Politisch stand er mit seinem Vater an der Seite des Königs Georg von Podiebrad. 1472 trat er aber zu König Matthias über, für den er 1473 Kolín einnahm. 1474 geriet er in polnische Gefangenschaft. 1475–1484 war er wie seine Vorfahren Kämmerer am Brünner Gericht. Nach dem Tod von Matthias Corvinus (1490) kümmerte er sich um die Wahl des Vladislav zum König. Er ließ sich dann in Böhmen, hauptsächlich in Pardubice nieder. Bereits in den Jahren 1483–1490 war er der höchste Marschall des Königs und bis 1514 der höchste Hofmeister der böhmischen Krone, Vorsitzender des Königsrates und des Kammergerichts. Er wurde für seinen Sinn für Gerechtigkeit geehrt. Obwohl es immer wieder Vorwürfe seitens der Bürgerlichen gab, dass er die Landbevölkerung unterdrücke und von den Adelsgeschlechtern ebenfalls kritisiert wurde, war es doch seine Gabe, auch komplizierte Vermittlungen erfolgreich abzuschließen, die ihm sein hohes Ansehen einbrachten. Besonders 1508 gelang es ihm, zwischen den Bürgerlichen (Stadtbewohner) und dem uneinsichtigen, ja oft sturen Adel einen Kompromiss zu erwirken. 1517 war er maßgeblich an dem sogenannten Heilig-Wenzel-Vertrag (Svatováclavská smlouva) beteiligt, der dem Adel zahlreiche Privilegien sicherte. Dennoch stand er oft auch im Widerspruch zur Herrschaft Vaclavs zu Gunsten der Bürger. Er hielt flammende Reden und schrieb scharfe Protestnoten. Er wurde verdächtigt, an den Mordplänen des Königs Matthias 1490 gegen Vladislav teilgenommen zu haben. In manchen Kreisen wurde er als Kronnachfolger gehandelt. Wegen seiner Innenpolitik war er größter Gegner des Kanzlers Albrecht von Kolowrat, der 1510 starb. Ab 1511 stand er in einem Spannungsverhältnis mit den Lev von Rosental und Rosenbergern. Erst 1514 kam es wieder zu Vermittlungen und Einigungen zwischen den Städtern und dem Adel.

Mit zunehmendem Alter übernahm Vilém immer mehr die Ansichten des Königs. In seinen Briefen rief er zu Frieden und Einheit im Land auf. Er war gegen die Einmischung von fremden Mächten in die Belange Böhmens. Er rief alle Böhmen auf, für die weitere Entwicklung des Landes einzustehen. Er stand auch hinter dem Ansinnen des Königs, die Macht zu vergrößern. Am Ende seiner Tage erhob er die Stimme gegen die Separatisten in Mähren, die eine Abspaltung von Böhmen betrieben. Seinen Glauben drückte er folgendermaßen aus: „Mit den Römern (Römische Kirche) glaube ich, zu den Böhmen ( Hussiten) halte ich, mit den Brüdern sterbe ich.“ Obwohl Katholik und Wohltäter für und Erbauer von Klöstern, Kirchen und Spitälern, stand er bei Treffen und Versammlungen stets an der Seite seiner hussitischen Brüder.

Sehr großen Einfluss hatte seine Frau Johanna z Liblic auf ihn, eine Verfechterin der Einheit. Mit ihr hatte er zwei Töchter, Anička und Bohunka, die Heinrich von Lipá heiratete, und zwei Söhne: Jan und Vojtěch. Beide Söhne wurden von Jan Češka erzogen, der für sie die Schrift Die Reden der Weisen schrieb. 1497 wurden beide Söhne von König Vladislav zu Rittern geschlagen. 1507 verteilte Wilhelm von Pernstein sein Eigentum. Vojtěch erhielt den Besitz in Böhmen: Pardubice, Kunětická Hora, Litice, Potštejn, Rychnov, Brandýs nad Orlicí, Lanškroun und Lanšperk, Jan erhielt den mährischen Besitz Pernštejn, Plumlov, Prostějov, Tovačov, Přerov, Helfštejn, Lipník, Hranice, Louka.


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