William Martin Joel

William Martin Joel
Billy Joel im Februar 2007

Billy Joel (* 9. Mai 1949 als William Martin Joel in der Bronx, New York City) ist ein US-amerikanischer Sänger, Pianist und Songschreiber.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Billy Joel wurde als zweites Kind von Rosalind und Howard Joel in der New Yorker Bronx geboren und wuchs in Levitown, einem Ortsteil von Hicksville, auf der Insel Long Island im Bundesstaat New York auf. Zwei Jahre zuvor, 1947, hatten die als Rosalind Nyman in Großbritannien geborene Mutter und der als Helmut Joel in Nürnberg geborene Vater die Ehe geschlossen. Im selben Jahr kam auch Billy Joels Schwester Judith-Anne zur Welt.[1]

Billy Joels Großvater Karl Amson Joel stammte aus Deutschland und war Inhaber eines Wäsche- und Konfektionsversandhauses in Nürnberg und Berlin. Nach der Flucht der Familie und der von den Nationalsozialisten so genannten "Arisierung" und Enteignung 1938 eignete sich Josef Neckermann das Versandhaus an. Aus der Wäsche- und Kleiderfabrik Josef Neckermann ging der spätere Neckermann-Versand hervor.[1] Ein arrangiertes und von der Dokumentarfilmerin Beate Thalberg festgehaltenes Treffen der Enkel-Generation im Jahr 2001[2] blieb ohne Ergebnis. Die erhoffte Versöhnung der Familien blieb aus, da unter anderem die Nachfahren Josef Neckermanns, Lukas, Julia und Markus, keinen Grund sahen, sich vom Handeln ihres Großvaters zu distanzieren.[3]

1960, als Billy Joel 11 Jahre alt war, ließen seine Eltern sich scheiden. Billy blieb bei seiner Mutter, während sein Vater nach Europa zurückkehrte. Aus der dort geschlossenen zweiten Ehe mit einer Engländerin[1] stammt Joels 1971 geborener Halbbruder Alexander Joel, der in Wien lebt und 2007 zum Generalmusikdirektor des Staatstheaters Braunschweig berufen wurde.

Nach elf Jahren Ehe ließ Joel sich 1982 von seiner Frau Elizabeth Weber scheiden. 1985 bis 1994 war er mit Christie Brinkley verheiratet, mit der er eine Tochter (Alexa Ray, *1985) hat. Am 2. Oktober 2004 heiratete der damals 55-jährige Joel die 23-jährige Restaurantkritikerin Katie Lee.

Musikalischer Werdegang

Billy Joel bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Syracuse University am 14. Mai 2006

Schon als Kind war Billy Joel Liebhaber klassischer Musik und nahm Klavierunterricht. Mit 15 Jahren begann er in Rockbands zu spielen, unter anderem mit der auf Long Island bekannten Gruppe „The Hassles“, mit der Joel zwischen 1967 und 1968 die zwei LPs „The Hassles“ und „Hour of the Wolf“ aufnahm. Ein Jahr später spielte Billy Joel zusammen mit Jon Small unter dem Namen „Attila“ eine Rockplatte ein. Weiterhin arbeitete er Ende der 1960er als Studiomusiker verschiedener namhafter Künstler wie Chubby Checker und The Shangri-Las und trat unter dem Künstlernamen Billy Martin in Piano-Bars auf. 1970 lernte der Musiker den Musikproduzenten Artie Ripp kennen. Dieser verhalf Joel zu seinem Debütalbum „Cold Spring Harbor“, dessen kommerzielle Erfolg jedoch ausblieb. Die Masterbänder wurden dabei nach der letzten Abmischung nicht in der richtigen Geschwindigkeit überspielt. Zudem stand Joel nach der Veröffentlichung des Debütalbums im Streit mit seinem bisherigen Plattenlabel Family Productions, von dem sich der Künstler aufgrund der schlechten Vertragssituation trennen wollte. Während sich Joel nach eigenen Angaben wieder unter dem Pseudonym „Bill Martin“ in verschiedenen Bars „versteckte“, versuchte seine neue Agentur Columbia Records den Vertrag mit Family Productions zu lösen, was schließlich 1972 gelang.[4]

Zusammen mit Columbia veröffentlichte Joel 1973 das Album Piano Man, in dessen Titelstück er sich mit seiner eigenen Vergangenheit als Barmusiker auseinandersetzt und das so erfolgreich war, dass der Musiker in Anlehnung an den Titel den Spitznamen „Piano Man“ erhielt. Mit seiner zweiten Platte gelangen Joel zudem erste bedeutende Platzierungen in den US-amerikanischen Charts, die beiden Nachfolgealben „Streetlife Serenade“ und „Turnstiles“ konnten jedoch vorerst nicht ganz an den großen Erfolg des Albums und insbesondere der Single „Piano Man“ anknüpfen. Mit dem 1977 erschienenen Studioalbum „The Stranger“ schaffte Joel jedoch den großen Durchbruch. Das gleichnamige Titelstück wurde bei den Grammy Awards 1979 als „Song des Jahres“ ausgezeichnet, die Platte selbst erhielt Platin-Status. Dieser Erfolg wird auch auf seine Zusammenarbeit mit dem Produzenten Phil Ramone zurückgeführt, die insgesamt fast zehn Jahre andauerte.

Für das 1978 veröffentlichten Album 52nd Street erhielt Joel erneut zwei Grammy Awards, zudem war es das erste Album des Musikers, das Platz eins der Billboard Album-Charts belegte. 1982 schrieb die Platte zudem Musikgeschichte, als sie als erstes Popalbum des Sony-Katalogs auf dem neuen CD-Format veröffentlicht wurde.

Als erster amerikanischer Rockstar ging Billy Joel 1987 in der Sowjetunion auf Tournee. Die sechsteilige Konzertreihe, die das Live-Album „Концерт“ (russisch: Konzert) hervorbrachte, inspirierte ihn auch zum Titel „Leningrad“. Für das dazugehörige Album „Storm Front“ aus dem Jahr 1989 trat erstmals Foreigner-Gitarrist Mick Jones an die Stelle von Produzent Ramone. Größter Hit des Albums wurde „We Didn’t Start the Fire“, dessen Text wichtige Ereignisse, Personen und Gegenstände der US-Geschichte zwischen 1949 und 1989 enthält. Dieses Lied belegte Platz eins in den US-Charts und wurde für einen Grammy nominiert.

Auch das vier Jahre später erschienene Album „River of Dreams“ bescherte Joel große Erfolge, darunter erneut vier Grammy-Nominierungen. 1994 begann er zusammen mit Elton John eine gemeinsame Tour unter dem Titel „Face to Face“. Im August desselben Jahres wurde die Ehe mit Christie Brinkley geschieden. In den folgenden Jahren trat Billy Joel hauptsächlich durch Gemeinschaftsprojekte und bei Benefizkonzerten in Erscheinung. Im März 1999 wurde der Künstler in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Am 31. Dezember 1999 trat er im New Yorker Madison Square Garden auf. Das Konzert wurde auf dem Doppel-Album 2000 Millennium Concert veröffentlicht. Darüber hinaus kam es 1998 und 2001 zu Fortsetzungen der „Face to Face Tour“ mit Elton John.

2006 war Joel wieder auf einer Tournee, die ihn am 29. Juni (Hamburg) und 2. Juli 2006 (Frankfurt) zum ersten Mal seit zwölf Jahren für zwei Konzerte auch nach Deutschland führte. Im Rahmen der Tour trat der Musiker zwölf Mal in Folge im ausverkauften Madison Square Garden auf, was vor ihm noch nie jemand erreicht hat. Die zwölf Auftritte sind als Querschnitt im Juni 2006 auf dem Live-Album „12 Gardens“ veröffentlicht worden. Als Abschluss des Europa-Teils der Tour spielten er und Bryan Adams am 31. Juli 2006 bei einem Gratis-Konzert vor dem Kolosseum in Rom.

Am 7. Februar 2007 erschien mit „All My Life“ nach über zehn Jahren wieder eine neue Single von Billy Joel. Im Dezember des gleichen Jahres wurde mit "Christmas in Fallujah" ein weiterer neuer Song von ihm veröffentlicht, den er allerdings nicht selbst singt. Das Lied, das sich mit der Situation der amerikanischen Soldaten im Irak befasst und auf deren Korrespondenz mit ihren Familien in der Heimat basiert, sollte nach Auffassung Joels von einem jüngeren Sänger gesungen werden. Als Interpreten wählte er den jungen amerikanischen Songwriter Cass Dillon.

2008 setzte Billy Joel seine Amerika-Tournee fort. Den Höhepunkt stellten zwei Konzerte am 16. und 18. Juli 2008 im New Yorker Shea Stadium dar. Als Gäste konnte Joel u.a. Paul McCartney und Steven Tyler begrüßen.

Diskographie

Studio- und Live-Alben

 Kompositionen für Solo-Klavier im klassischen Stil; am Klavier Richard Joo
  • 2002: Movin' Out
 Alle Stücke eingesungen vom Original-Cast des Broadway-Musicals „Movin' Out“
 Wiederveröffentlichung des Albums „The Stranger“ zum 30-jährigen Jubiläum in der Reihe „Legacy-Edition“ als 2CD-Edition mit dem Originalalbum sowie einem 1977 in der Carnegie Hall aufgezeichnetem Live-Konzert, 2CD-/DVD-Edition, die das Orginalalbum, das Carnegie-Konzert sowie eine DVD mit Promo-Videos, einem Auftritt beim Old Grey Whistle Test von BBC One und eine 30-minütige Dokumentation enthält sowie eine Vinyl-Version des Orginalalbums.

Kompilationen und Box-Sets

  • 1985: Greatest Hits Volume I & II
  • 1990: Souvenir - The Ultimate Collection
 3CD-Box: Storm Front / Live At Yankee Stadium / Interview mit Billy Joel
  • 1994: A Voyage On The River Of Dreams
 3CD-Box: River of Dreams / Live From The River Of Dreams Tour / An Evening Of Questions And Answers - Recorded at Princeton University
  • 1997: Greatest Hits Volume III
  • 1997: The Complete Hits Collection (4CD-Set)
  • 2000: The Ultimate Collection
  • 2001: The Essential Billy Joel
  • 2005: My Lives (5CD/DVD Box-Set)

Literatur

  • Steffen Radlmaier: Die Joel-Story. Billy Joel und seine deutsch-jüdisch Familiengeschichte. München 2009 (Heyne) ISBN 978-3-453-15874-0

Einzelnachweise

  1. a b c >Steffen Radlmaier: Deutsch-Stunde. Die Chronik der Familie Joel, Rolling Stone 3/1996 – wiedergegeben auf piano-man.de
  2. Beate Thalberg: Die Akte Joel – Die Geschichte zweier Familien – Ankündigung eines deutsch-österreichischen Dokumentarfilms auf 3sat.de, 18.01.2005
  3. Daniel Fersch: Neckermann, nicht möglich, TAZ, 19.12.2001
  4. Hank Bordowitz: Billy Joel: The Life and Times of An Angry Young Man, Guild of Master Craftsmen, 2006, ISBN 0-8230-8248-2

Weblinks


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