Beilsteins Handbuch der Organischen Chemie

Beilsteins Handbuch der Organischen Chemie

Die Beilstein Datenbank ist eine Datenbank für organische Chemie und eine der größten Faktendatenbanken der Welt und ein Standardwerk der chemischen Literatur.

„Der Beilstein“, wie das ursprüngliche Handbuch und die heutige Datenbank auch genannt werden, wurde von Friedrich Konrad Beilstein von 1880 bis 1882 in einer ersten Auflage als "Handbuch der Organischen Chemie" mit ca. 15.000 Verbindungen und ca. 2.200 Seiten herausgegeben. Von 1885 bis 1889 erschien die zweite Auflage (3 Bände, 4.080 Seiten), von 1892 bis 1899 die dritte (4 Bände, 6.844 Seiten). Als Beilstein die gewaltige Arbeit nicht mehr allein leisten konnte, wurde 1896 die Fortführung des Handbuchs in die Obhut der Deutschen Chemischen Gesellschaft gegeben, die 1918 die vierte Auflage herausgab. Später erfolgte die Bearbeitung des Handbuchs durch das Beilstein-Institut für Literatur der Organischen Chemie, das 1951 die Rechtsform einer gemeinnützigen Stiftung erhielt (Stifterin: Max-Planck-Gesellschaft). Bis zur Einstellung der Produktion des Beilstein in Buchform (1998) erschienen 503 Bände mit 440.814 Seiten. Der Inhalt der Bücher wurde über das Beilstein-System erschlossen, das über Strukturmerkmale eine eindeutige Zuordnung zu einzelnen Bänden erlaubt.

Generell lassen sich aus dem "Beilstein" folgende Sachverhalte zu organischen Verbindungen entnehmen:

  • Konstitution, Konfiguration, Konformation
  • Vorkommen und Gewinnung aus Naturprodukten
  • Herstellung, Bildungsweisen und Reinigung
  • Struktur und Energiegrößen des Moleküls
  • physikalische Eigenschaften
  • chemisches Verhalten (Reaktionen)
  • Charakterisierung und Analytik
  • Derivate

Seit 1994 existiert der Beilstein als Datenbank, die bei ihrem Erscheinen ca. 6 Millionen Strukturen chemischer Verbindungen enthielt. Die Datenbank enthält Angaben aus der wissenschaftlichen Literatur von 1771 bis zur Gegenwart zu chemischen, physikalischen, pharmakologischen und physiologischen Eigenschaften organischer Verbindungen als numerische Werte, Stichworte oder als Texteinträge.

Zum Durchsuchen der Datenbank wurde eine Software, der Crossfire, vertrieben. Er beinhaltete eine graphische Benutzeroberfläche, in der chemische Strukturen gezeichnet wurden, nach denen die Datenbank in Verknüpfung mit Stoffeigenschaften u.a. durchsucht werden konnte. Crossfire wurde Ende 2010 eingestellt und durch das Programm Reaxys ersetzt, mit dem neben dem Beilstein auch Gmelins Handbuch der anorganischen Chemie und Patent Chemistry gemeinsam recherchierbar sind.

Ende 2008 sind über 10 Millionen Strukturen und 10 Millionen Reaktionen mit 37 Millionen Faktendatensätzen aufgelistet. Jeder Faktendatensatz ist mit einem Verweis auf die Originalliteratur versehen. Über 2,0 Millionen Originalartikel wurden ausgewertet.

Betrieben wird die Datenbank heute vom Verlag Elsevier.

Literatur

  • Friedrich Richter: 75 Jahre Beilsteins Handbuch der Organischen Chemie. Aufsätze und Reden. 1957
  • Reiner Luckenbach: Kennen Sie Beilstein? Chemie in unserer Zeit, 15. Jahrg. 1981, Nr. 2, S. 47-51, ISSN 0009-2851

Siehe auch

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gmelins Handbuch der anorganischen Chemie — Gmelins Handbuch der anorganischen Chemie, vormals Handbuch der theoretischen Chemie, ist ein ursprünglich von Leopold Gmelin herausgebrachtes Handbuch, das die Zielsetzung hatte, alle relevanten Daten der Chemie zusammenzutragen. Bald wurde aber …   Deutsch Wikipedia

  • Nomenklatur (Chemie) — Wichtig bei der Nomenklatur (Namensgebung) für chemische Substanzen ist, dass ein Verbindungsname eindeutig ist und nur zu einer einzigen Strukturformel führt. Die Bezeichnung „Ethanol“ bezeichnet beispielsweise nur die Verbindung CH3 CH2 OH und… …   Deutsch Wikipedia

  • Beilstein-Handbuch — Beil|stein Hand|buch [nach dem russ. dt. Chemiker F. K. Beilstein (1838–1906)], Syn.: »der Beilstein«: Kurzbez. für »Beilsteins Handbuch der Organischen Chemie«, das mit mehr als 500 Bänden umfassendste Nachschlagewerk der org. Chemie …   Universal-Lexikon

  • Chemische Nomenklatur — In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen folgende wichtige Informationen: Mehrere Oxidationsstufen des elektropositiven Partners, Legierungen, Wasserstoffverbindungen, Mehrbasige Säuren, Salzhydrate, Einteilung nach der Oxidationsstufe des… …   Deutsch Wikipedia

  • Chemische Literatur — Die chemische Literatur oder Chemieliteratur setzt sich aus Lehrbüchern für Studenten, Fachbüchern zu Spezialthemen, Fachzeitschriften, Sammelbänden über chemische Stoffe und Reaktionen zusammen. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Chemisches… …   Deutsch Wikipedia

  • F. K. Beilstein — Friedrich Konrad Beilstein Friedrich Konrad Beilstein (auch unter dem russischen Namen Фёдор Фёдорович Бейльштейн/ Fjodor Fjodorowitsch Beilstein; * 5. Februarjul./ 17. Februar 1838greg. in …   Deutsch Wikipedia

  • Fjodor Fjodorowitsch Beilstein — Friedrich Konrad Beilstein Friedrich Konrad Beilstein (auch unter dem russischen Namen Фёдор Фёдорович Бейльштейн/ Fjodor Fjodorowitsch Beilstein; * 5. Februarjul./ 17. Februar 1838greg. in …   Deutsch Wikipedia

  • Paul Heinrich Jacobson — (* 5. Oktober 1859 in Königsberg; † 25. Januar 1923 in Berlin) war ein deutscher Chemiker. Er arbeitete über Azo und Hydrazoverbindungen sowie über Mercaptane und Semidine. Leben Paul Heinrich Jacobsons Vater war der Berliner Medizin Professor… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste bedeutender Chemiker (chronologisch) — für die Chemie bedeutende Naturforscher, nach Geburtsdatum geordnet, mit Stichworten zum chemischen Wirken Inhaltsverzeichnis vor 1750 – 1750–1775 – 1775–1799 – 1800–1824 – 1825–1849 – 1850–1874 – 1875–1899 – ab1900 vor 1750 Leukipp, im 5.… …   Deutsch Wikipedia

  • Allantoin — Strukturformel Allgemeines Name Allantoin Andere Namen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”