Windhundverfahren

Windhundverfahren

Mit Windhundprinzip oder Windhundverfahren („Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, engl. „first come, first served“) bezeichnet man ein Verfahren, bei dem der Zugang zu einer nur begrenzt vorhandenen Ressource von der ressourcenverwaltenden Stelle nur nach der zeitlichen Reihenfolge der Bedarfsanmeldungen, nicht jedoch nach anderen Kriterien freigegeben wird. So stellt beispielsweise die Vergabe der Sitzplätze in einem Verkehrsflugzeug oder der Eintrittskarten zu einem Konzert ein klassisches Windhundverfahren dar, da diese ohne Ansehen der Person einfach der Reihe nach vergeben werden.

Die grundsätzliche Stärke des Windhundprinzips, nämlich die Reduzierung der Vergabeauswahl auf ein einziges ausschlaggebendes Kriterium (den Zeitpunkt des Nachfrageeingangs), ist zugleich die entscheidende Schwäche: Zusätzliche Kriterien, wie z. B. die erhöhte Bedürftigkeit eines Antragstellers, dürfen strenggenommen nicht berücksichtigt werden.

Der ursprünglich als überspitzt und abwertend gedachte Begriff hat inzwischen Eingang in den alltäglichen Gebrauch gefunden.

Umsetzung auf elektronischer Basis

Das klassische Windhundverfahren weist zwei wichtige Merkmale auf, die sich nur schlecht elektronisch – beispielsweise bei Webanmeldungen – abbilden lassen:

  1. Es gibt nur eine Schlange, und der Zugriff auf die Ressource erfolgt exklusiv. Das oben beschriebene Beispiel über den Konzertkarten-Verkauf stellt streng genommen eine ganze Reihe von isolierten Windhundverfahren dar, nämlich eines pro Verkaufsstelle.
  2. Die Schlange kann sich beliebig lange vor Beginn der Aktion bilden und ist nur durch den individuell in Kauf genommenen Aufwand beschränkt. Bei sehr begehrten Konzerten kann es daher durchaus passieren, dass Leute schon einen Tag früher zur Verkaufsstelle kommen und dort campen.

Betrugsmöglichkeiten

Das Windhundverfahren in der Variante mit mehreren Einzelverfahren ist anfällig für Absprachen zwischen Teilnehmern: So können zwei Teilnehmer ihre Chancen verbessern, indem sie sich zu unterschiedlichen Schlangen begeben. Je nach Ziel kauft entweder der erste die Karten für beide Personen, oder, sofern es sich um Listen handelt, tragen beide Personen auch den jeweils anderen mit ein.

Im elektronischen Umfeld kommt hinzu, dass sich Webanfragen leicht automatisieren lassen, so dass sich Benutzer mit Programmierkenntnissen einen Vorteil verschaffen können.

Ein weiteres Problem ist das des Schwarzmarktes: Wer es einmal bis zum Anfang der Schlange geschafft hat, kann in der Regel deutlich mehr Karten kaufen, als er für sich selbst braucht und diese dann überteuert verkaufen. Dies ist insbesondere dann problematisch, wenn die Ressource selbst kostenfrei ist.

Siehe auch


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