Wintersmog

Wintersmog
Verkehrsverbot bei Smog (Zeichen nicht mehr gültig)
Smog in Turin, September 2006
Smogwolke aus Peking Richtung Große Mauer, März 2008
Smogwolke aus Peking Richtung Große Mauer, März 2008
Luft über Peking an einem Tag nach dem Regen (links) und an einem sonnigen Tag mit Smog zwei Tage früher (rechts)

Als Smog (eine Wortkreuzung aus dem engl.: smoke + fog) wird eine durch Emissionen verursachte Luftverschmutzung bezeichnet, die insbesondere in Großstädten auftritt. Im Allgemeinen Sprachgebrauch beschreibt er die Anwesenheit von Luftschadstoffen in gesundheitsschädlichen und sichtbeeinträchtigenden Konzentrationen. In Deutschland wird dieser Begriff in seiner Ursprungsbedeutung nicht mehr verwendet.

Wissenschaftlich gesehen bezeichnet Smog stark erhöhte Luftschadstoffkonzentrationen über dicht besiedeltem Gebiet infolge besonderer meteorologischer Bedingungen (z. B. Inversionswetterlage). Generell tritt Smog nur während windschwacher Lagen auf. Auch eine durch Tal- oder Kessellagen ungünstige Topographie fördert die Entstehung von Smog. So kann auch in ländlichen Regionen, in denen intensiv Holz verfeuert wird, bei ungünstiger Topographie Smog auftreten.

Inhaltsverzeichnis

Wortursprung und Geschichte

Der Begriff, ist ein Kofferwort und setzt sich aus den englischen Worten smoke (‚Rauch‘) und fog (‚Nebel‘) zusammen. Er wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in London geprägt, als Smog dort eine häufige Erscheinung war und zu dieser Zeit auch London Peculiars (Londoner Eigenheiten) genannt wurde. Zwischen dem 5. Dezember 1952 bis zum März 1953 bedeckte giftiger Smog die Stadt London und kostete wahrscheinlich 12.000 Einwohnern der Stadt das Leben, weshalb dieses Ereignis auch den Namen The Great Smog trägt.[1] Im Nachgang dieser Katastrophe wurde der Clean Air Act verabschiedet, ein Bündel von Maßnahmen, um die Luftqualität in der Metropole nachhaltig zu verbessern. Seither gibt es diese Art von Wintersmog in London kaum mehr. Zusätzlich zu dieser eigentlichen Bedeutung unterscheidet man heutzutage auch noch den Sommersmog (Los-Angeles-Typ).

Auch der übertragene Begriff Elektrosmog bezeichnet im weitesten Sinne eine „Verschmutzung“.

Wintersmog - London-Typ

Fumigation-Lage: eine labile Schichtung am Boden mit einer darüber liegenden Inversion führen zur Anreicherung von Schadstoffen

Diese Art von Smog wird auch Wintersmog oder London-Smog genannt. Es handelt sich um reduzierenden Smog.


Die Mischung aus Ruß, Schwefeldioxid (SO2), Staub (trockener Dunst) und Nebel kann sich unter den ungünstigen Bedingungen einer Inversionswetterlage, insbesondere vom Typ Fumigation, lange über einer Stadt halten und ist meist gesundheitsschädlich. Der Rauch stammt dabei aus verschiedenen Quellen wie kalorischen Kraftwerken, Holzfeuerungen und Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren.

Fumigation-Lage: Wintersmog in Schanghai (1993) mit einer deutlichen Grenzschicht für die vertikale Luftausbreitung

Aus Schwefeldioxid und Wasser bilden sich Sekundärschadstoffe wie schweflige Säure (H2SO3) und Schwefelsäure (H2SO4). Diese führen zu Schäden an Pflanzen, Gebäuden sowie zu Reizungen der Atemwege und Augen beim Menschen. Auch flüchtige Bestandteile von Lacken und anderen Lösungsmitteln und Dämpfe aus der chemischen Industrie mischen sich mit Nebel zu Smog.

Wirkung von Smog auf den Menschen

Aufnahme von Santiago de Chile ca. eine Stunde nach Regenfall
Aufnahme von Santiago de Chile einen Tag nach Regenfall

Kohlenstoffmonoxidkonzentrationen von mehr als 0,01% führen zu Kopfschmerzen und Übelkeit. Hohe Konzentrationen führen zu Bewusstlosigkeit und zum Tod durch Atemlähmung. Stickoxide und Ozon reizen die Schleimhäute und können zu chronischen Atemwegserkrankungen führen. Hohe Feinstaubkonzentrationen führen zu einer Belastung des Herz-/Kreislaufsystems und sind zunehmend mit Spitaleintritten und Todesfällen wegen Herzkrankheiten verbunden. Kohlenwasserstoffverbindungen können krebserregend sein. Stärkere körperliche Belastungen (auch Sport) sollen bei Smog-Alarm vermieden werden. Smog ist immer ein Problem vieler Großstädte. Bei hohen Schadstoffkonzentrationen sind einige Städte dazu übergegangen, Fahrverbote für Kraftfahrzeuge auszusprechen. Der Autofahrer selbst hat - solange der Verkehr noch läuft - die Möglichkeit sich vor diesen Smog-Substanzen zu schützen, indem er einen hochwertigen Kabinenluftfilter (Innenraumfilter) in sein Fahrzeug einbaut und diesen auch regelmäßig erneuert - die Hersteller empfehlen einen jährlichen Tausch.

Allerdings ist nicht jede Regierung und Verwaltung aus wirtschaftlichen Gründen bereit, das Phänomen „Smog“ anzuerkennen.

Wintersmog in Deutschland

Smogalarm der Stufe I wurde erstmals am 17. Januar 1979 im Ruhrgebiet ausgelöst [2]. Smogalarm der Stufe III (Fahrverbot) gab es erstmals am 18. Januar 1985 ebenfalls im Ruhrgebiet [3] [4]. Auch West-Berlin hatte in den 1980er Jahren mehrere Smogalarme, so am 17. und 18. Januar 1980 (Stufe I) [5], erneut am 24. Januar 1980 und am 1. Februar 1987 [6]. Zum letzten Mal wurden die Messwerte für eine Auslösung der Smog-Vorwarnstufe im Januar 1991 in Berlin erreicht. Durch bessere Filtertechnik in Kraftwerken und den Wegfall der DDR-Industrie hat sich die Luftqualität in Deutschland insgesamt so stark gebessert, dass alle Bundesländer in den 1990er Jahren ihre Smog-Verordnungen abgeschafft haben.

Neuere gesetzliche Regelungen

Luftmeßstation am Postplatz in Dresden, 1990

Nach dem Wegfall der Smog-Verordnungen aus den 1980er Jahren treten inzwischen andere Formen der Luftverunreinigung in den Vordergrund bei den gesetzlichen Regelungen. Seit Januar 2005 gelten neue, strenge EU-Grenzwerte für Dieselruß und andere Staubteilchen (22. BImschV). Bei starker Luftverschmutzung können deshalb sogar Fahrverbote angeordnet werden. In Deutschland ist außerdem im Gespräch, den Schadstoffausstoß von PKW und LKW durch neue Tempo-30-Zonen zu senken, obwohl dies möglicherweise die Emissionen auch steigern könnte, da die wenigsten Autofahrer früh in den höheren Gang schalten und viele dann nur noch maximal den 3. Gang für die Stadt benutzen könnten. Nach Einführung der LKW-Maut ist in Deutschland auch eine City-Maut für Innenstädte angesprochen worden.

Anfang 2005 klagten zahlreiche Anwohner von Hauptverkehrsstraßen erfolgreich bei Verwaltungsgerichten auf Durchsetzung der EU-Richtlinie. Die betroffenen Kommunen erarbeiten daher Maßnahmen, um partikelemittierende Fahrzeuge (ältere Dieselfahrzeuge) aus feinstaubbelasteten Zonen herauszuhalten. Als wahrscheinlichste Regelung wird ein generelles Fahrverbot für Dieselfahrzeuge ohne Rußfilter u. a. in den Innenstädten von München, Stuttgart und Frankfurt erwartet. Kritiker befürchten Versorgungsprobleme bzw. massive Preissteigerungen des Einzelhandels in den Innenstädten, da diese meist über ältere Transportfahrzeuge verfügen, deren Nachrüstung unverhältnismäßig teuer wäre. Zudem sind ältere Dieselfahrzeuge noch immer nicht zweifelsfrei als Hauptverursacher der erhöhten Feinstaubwerte identifiziert. So wurden überhöhte Feinstaubkonzentrationen auch aus ländlichen Gebieten gemeldet.

Altes Zusatzschild Freistellung vom Verkehrsverbot

Ausnahmen von Verkehrsverboten konnten durch das nebenstehende Zusatzschild angezeigt werden. Es sprach eine Freistellung von einem Verkehrsverbot nach § 40 Abs. 2 Bundes-Immissionsschutzgesetz aus. Es galt für Fahrzeuge mit einer G-Kat-Plakette. Diese Regelungen wurden 2007/2008 von den Umweltzonen ersetzt.

Sommersmog - Los-Angeles-Typ

Hauptartikel: Sommersmog

Die andere, heute häufigere Smog-Art, ist der Photosmog (auch Sommersmog, Ozon-Smog oder LA-Smog genannt). Es handelt sich um oxidierenden Smog.

Er tritt in den wärmeren Monaten des Jahres auf, wenn die einfallende UV-Strahlung in Verbindung mit

zu erhöhten Konzentrationen an Photooxidantien (Ozon, Peroxyacetylnitrat, Aldehyden, HNO3) führt.

Zur Bildung hoher Ozonkonzentrationen müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein: Das Vorhandensein der beiden Vorläuferstoffe NOx und (NM)VOC, intensive Sonnenstrahlung und eine mehrere Tage andauernde stabile Schönwetterperiode, die zu einer Speicherung von Ozon innerhalb der atmosphärischen Mischungsschichten führt.

Ozonalarm

In mehreren europäischen Ländern (etwa in Frankreich und der Schweiz) existieren Gesetze, die beim Überschreiten bestimmter Ozonkonzentrationen niedrigere Geschwindigkeitsbeschränkungen oder sogar Fahrverbote vorschreiben. In Deutschland liegt dies in der Verantwortung der Länder. Ein bundeseinheitliches Sommersmoggesetz war von 1995 bis 1999 gültig.

In Deutschland wurde zum ersten Mal am 26. Juli 1994 für das Bundesland Hessen ein solcher Ozonalarm ausgelöst, da die Konzentration von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter überschritten worden war, es galt drei Tage lang Tempo 90 auf Autobahnen und Tempo 80 auf Landstraßen.

Quellen

  1. Die Britische Regierung weigerte sich, den Rauch durch die intensive Nutzung von Kohle als Energielieferant als Ursache der Tode anzuerkennen und schob zunächst eine Grippeepidemie vor
  2. „Dicke Luft im Revier“, Kalenderückblick des WDR
  3. Kalenderrückblick des DeutschlandRadio
  4. Kalenderrückblick des nordrheinwestfälischen Landtages
  5. Berlin-Chronik
  6. Berlin-Chronik

Literatur

Weblinks


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