Bekenntnisse (Augustinus)

Bekenntnisse (Augustinus)
Augustinus wird von Ambrosius von Mailand getauft

Die Bekenntnisse (lateinisch Confessiones) sind autobiographische Betrachtungen des christlichen Kirchenlehrers Augustinus, entstanden um 400 n. Chr. Er war damals Bischof von Hippo Regius in der römischen Provinz Numidien, heute Souk Ahras in Algerien

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Wie Augustinus später bemerkt, hat das Titelwort zwei Bedeutungen: Confession im Sinn von „Schuldbekenntnis“ und Confessio im Sinn von „Glaubensbekenntnis“. Confiteri bedeutet seinem Wortsinn nach zugeben, feierlich bekennen, verkünden, preisen. Ein Hinaustreten aus der Vorbehaltenheit des Inneren ins Öffentliche. Das Werk ist in 13 Bücher eingeteilt. Thema sind die Irrwege und die Vollendung des Strebens zur Einung mit Gott, wie in der bekannten Sentenz zu Werkanfang ausgedrückt:

„Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir, o Herr.“ (Inquietum est cor nostrum, donec requiescat in te, Domine.)

Die Confessiones beschreiben in einer Art Selbstbetrachtung Phasen der eigenen geistigen Entwicklung Augustins. Ausdruck findet dies im Lobpreis an Gott, die den Rahmen für die ganzen Confessiones bilden. Die Confessiones sind in 13 Bücher aufgeteilt. Die Bücher 1 bis 9 enthalten rückblickende Betrachtungen bis zum Jahr 387. Geschichtliche und politische Ereignisse jener Tage blendet Augustinus, zur Zeit der Verfassung Bischof, aus und legt den Schwerpunkt auf die Entwicklung seines Denkens, Suchens und Fragens. Im 10. Buch findet sich eine Schilderung seines Gemütszustandes zur Zeit der Abfassung, seine persönliche Schilderung seines „Sünderseins“, aber auch die psychologische Abhandlung über das Gedächtnis, deren Passage

„Und es gehen die Menschen hin, zu bestaunen die Höhen der Berge, die ungeheuren Fluten des Meeres, die breit dahinfließenden Ströme, die Weite des Ozeans und die Bahnen der Gestirne und vergessen darüber sich selbst.“

Francesco Petrarca auf dem Mont Ventoux seine dichterische Berufung erkennen ließ. In Form eines Selbstgesprächs enthält das 11. Buch philosophische Betrachtungen über die Zeit. In den Büchern 12 und 13 interpretiert Augustinus die biblische Schöpfungsgeschichte als Lobpreis auf die „Herrlichkeit Gottes“.

Das Werk beginnt mit der persönlichen Entwicklung des Augustinus hin zum christlichen Glauben und enthält gegen Schluss immer mehr philosophische Betrachtungen, besonders auch zum Thema Zeit. Anhand der Confessiones lässt sich die Auseinandersetzung zwischen Manichäismus und Neuplatonismus und dem Christentum nachvollziehen, die sich auch in der Biographie von Augustinus widerspiegelt.

Gattung

Die Confessiones gelten als erste Autobiographie, die nicht nur ein Selbstporträt gibt, sondern dezidiert historische Züge aufweist.[1] Als gattungskonstitutiv gilt die kontinuierliche Darstellung eines Lebenszusammenhangs. Zudem kann das Werk auch als ein Lob- und Preislied auf Gott aufgefasst werden. Zugleich ist es eine Werbeschrift für das Christentum und steht in der Tradition philosophischer Werbeschriften der Sophisten (Bezeichnung: Protreptikos). Das Grundmotiv Augustins ist tiefe Dankbarkeit gegenüber der göttlichen Vorsehung, die wunderbar über seinem Leben gewaltet hat.

Rezeption

Jean-Jacques Rousseau nahm sich Augustinus zum Vorbild, als er seine Lebensbeichte Confessions nannte.

Einzelnachweise

  1. Günter Niggl: Art. Autobiographie, in: Killy Literaturlexikon, Bd. 13, S. 65 ff.

Literatur

  • Georg Wunderle: Einführung in Augustins Konfessionen. Literarisches Institut Haas & Grabherr, Abt. Buchverlag, Augsburg 1930. 
  • Kurt Flasch: Augustin. Einführung in sein Denken. 2. Auflage. Reclam, Stuttgart 1994, ISBN 3-15-009962-5. 
  • Johann Kreuzer: Augustinus zur Einführung. Junius, Hamburg 2005, ISBN 3-88506-609-2. 

Weblinks

lateinische Ausgaben
deutsche Übersetzungen

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