Wischwill

Wischwill

Der memelländisch-deutsche Landkreis Pogegen war ein Landkreis im Memelland und bestand in der Zeit zwischen 1920 und 1939. Er umfasste die nördlich der Memel gelegenen Teile der Landkreise Tilsit und Ragnit.

Der Landkreis Pogegen umfasste am 22. März 1939:

  • 164 Landgemeinden mit weniger als 2.000 Einwohnern und
  • 34 Gutsbezirke.

Die größte Gemeinde war Schmalleningken (Smalininkai: smala: Ort an dem Teer oder Pech gebrannt wird). Sie hatte etwa 1.700 Einwohner, gefolgt vom Verwaltungssitz Pogegen mit 1.400 Einwohnern und der Gemeinde Wischwill (Viešvilė: viešvilas „Gemeinwesen“) mit ebenfalls 1.400 Einwohnern.

Die Stadt Pogegen / Pagėgiai gehört heute zu Litauen und hat etwa 2.200 Einwohner. Der Name po-gegis deutet auf die Lage am Fluss Gėgė / Jege/ Jäge und beschreibt einen Hain aus Erlenwäldern, Heuwiesen und Äckern, die der Fluss durchzieht. Sie ist Kreisstadt im Regierungsbezirk Tauragė. Der Kreis Pagėgiai hat eine Einwohnerzahl von knapp 12.000 (2006).

Inhaltsverzeichnis

Verwaltungsgeschichte

Memelgebiet

Am 10. Januar 1920 trat der Versailler Vertrag' in Kraft. Dadurch wurden der Kreis Ragnit und der Landkreis Tilsit – soweit nördlich der Memel gelegen – an das Memelgebiet abgetreten. Ferner traten zum Memelgebiet vom Kreis Niederung der Gutsbezirk Perwallkischken und die Landgemeinden Heinrichsfelde, Leitgirren, Groß Schilleningken und Klein Schilleningken.

Mit Ausnahme der Landgemeinden Heinrichsfelde, Leitgirren, Groß Schilleningken und Klein Schilleningken, die an den Kreis Heydekrug fielen, wurden die oben genannten Kreisreste am 27. Januar 1920 zum neuen Kreis Pogegen zusammengefasst.

Aus dem ebenfalls an das Memelgebiet gefallene nördlich der Memel gelegen Teil des Stadtkreises Tilsit entstand am 8. März 1920 die neue Landgemeinde Übermemel, die in den Kreis Pogegen eingegliedert wurde.

Der Kreis wurde zunächst vorläufig von Tilsit (südlich der Memel) verwaltet. Zum 5. Oktober 1920 zog die Kreisverwaltung in das neu errichtete Landratsamt in Pogegen. 1923 wurde das Memelland von Litauen besetzt. Diese Annexion fand 1924 völkerrechtliche Anerkennung.

Deutsches Reich

Am 22. März 1939 kam der Kreis Pogegen von Litauen (Memelgebiet) infolge eines Ultimatums mit Kriegsandrohung wieder zum Deutschen Reich. Er wurde in den Regierungsbezirk Gumbinnen in der Provinz Ostpreußen eingegliedert. Entsprechend den reichseinheitlichen Vorschriften wurde er jetzt als Landkreis bezeichnet.

Zum 1. Oktober 1939 wurde der Landkreis Pogegen aufgelöst.

  • Der Hauptteil des Kreises Pogegen mit dem Landkreis Tilsit-Ragnit vereinigt.
  • Die Gemeinden Akmonischken, Alt Stremehnen, Altweide, Augskieken, Bersteningken, Coadjuthen, Galsdon-Joneiten, Heydeberg, Kaszemecken, Kawohlen, Matzstubbern, Medischkehmen, Meischlauken, Mädewald, Pageldienen, Pakamonen, Passon.Reisgen, Peteraten (teilweise), Plaschken, Pleine, Rucken, Schlaunen, Skerswethen, Steppon-Rödszen, Stonischken, Szameitkehmen, Uszpelken und Wersmeningken und der Gutsbezirk Dingken, Forst (teilweise) wurden in den Landkreis Heydekrug eingegliedert.
  • Die Gemeinde Übermemel wurde wieder Teil des Stadtkreises Tilsit.

Kommunalverfassung

Die Kreis Pogegen gliederte sich in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständigen Wegfall – in selbstständige Gutsbezirke.

Die Entwicklung, die in der 1920er und 1930er Jahren in Preußen stattgefunden hatte, wurde nach der Rückgliederung am 1. Mai 1939 vorgenommen. Zu diesem Zeitpunkt wurde die im Deutschen Reich bereits längere Zeit gültige Deutsche Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 eingeführt, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Am gleichen Tage fand eine Gebietsreform statt, bei der nahezu alle bisher selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Gemeinden zugeteilt wurden; ferner wurde die Zahl der Gemeinden durch Zusammenlegungen erheblich verringert. Auch die Zusammenfassung der Gemeinden in Amtsbezirke änderte sich.

Ortsnamen

Alle Ortsnamen sind baltischen Ursprungs und wurden in der Zeit der Zugehörigkeit zu deutschen Staaten in ihrer Form dem deutschen Sprachgebrauch angepasst. Die bis 1920 gültigen deutschen Ortsnamen behielten bis zur Auflösung des Landkreises ihre Gültigkeit.


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