- Wohlfahrtsverband
-
Der Begriff Freie Wohlfahrtspflege (FW) bezeichnet in Deutschland Vereinigungen, die sich zur Aufgabe gemacht haben, bei sozialer, gesundheitlicher und sittlicher Gefährdung bzw. Not vorbeugend oder heilend zu helfen. Unter der freien Wohlfahrtspflege versteht man die Gesamtheit aller sozialen Hilfen, die auf freigemeinnütziger Grundlage und in organisierter Form in der Bundesrepublik Deutschland geleistet werden.
Spitzenverbände
In der Bundesrepublik Deutschland gibt es sechs Dachorganisationen - die "Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege" - mit jeweils einer Vielzahl von Mitgliedsverbänden bzw. -organisationen:
- Arbeiterwohlfahrt (AWO)
- Deutscher Caritasverband (DCV) mit Sitz in Freiburg im Breisgau - für die katholische Wohlfahrtspflege
- Der Paritätische Wohlfahrtsverband (Der PARITÄTISCHE) mit Sitz in Berlin
- Deutsches Rotes Kreuz (DRK) mit Sitz in Berlin
- Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland (DW der EKD) mit Sitz in Stuttgart - für die evangelische Wohlfahrtspflege
- Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) mit Sitz in Frankfurt am Main - für die jüdische Wohlfahrtspflege.
Alle sechs Spitzenverbände haben sich zur Bundesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) zusammengeschlossen.
Es handelt sich hierbei um gemeinnützige Organisationen, die ihr Handeln an z. B. religiösen (Caritas, Diakonie, ZWST) humanitären (DRK, Paritätischer Wohlfahrtsverband) oder politischen (AWO) Überzeugungen orientieren. Die Verbände sind nicht primär gewinnorientiert. Unter dem Dach der Wohlfahrtsverbände arbeiten eine Fülle meist rechtlich selbständiger Organisationen. So betreiben Wohlfahrtsverbände bzw. deren rechtlich eigenständigen Unterorganisationen (Landes-, Diözesan-, Bezirksverbände oder eingetragene Vereine, gemeinnützige GmbHs) Krankenhäuser, Kindergärten, Altenheime u.v.a.m. Weit über 50 % aller sozialen Einrichtungen in Deutschland sind in Trägerschaft der FW. Ein Teil der Arbeit wird von Menschen freiwillig und unentgeltlich im Ehrenamt geleistet. Allerdings nimmt die Bereitschaft der Menschen, sich im Rahmen von Wohlfahrtsverbänden zu organisieren, in den letzten Jahren kontinuierlich ab (Krise des Ehrenamtes). Dies hängt auch damit zusammen, dass die Attraktivität der besonderen Werte, die die einzelnen Verbände repräsentieren, nachlässt (s. auch Freier Träger). Die Arbeit der Wohlfahrtsverbände wird zu weit über 90% aus staatlichen Mitteln bzw. den Sozialversicherungen) finanziert. Mehrheitlich handelt es sich dabei um Leistungsentgelte (z.B. aus der Pflegeversicherung), teilweise gibt es auch pauschale Zuschüsse.Der Deutsche Caritasverband und das Diakonische Werk sind in den vergangenen Jahrzehnten zum weltweit größten privaten Arbeitgeberverbund aufgestiegen. Im Bereich der christlichen Wohlfahrtspflege werden bei etwa 1,5 Millionen Beschäftigten jährlich rund 45 Milliarden Euro umgesetzt. Obwohl die Einrichtung sich weitestgehend aus öffentlichen Mitteln finanzieren, wird das karitative Engagement in der öffentlichen Wahrnehmung den Kirchen "gutgeschrieben". Spenden und Eigenmittel (z.B. aus der Kirchensteuer) dienen hauptsächlich zur Aufrechterhaltung nicht staatlich finanzierter Aufgaben, die häufig mit der weltanschaulichen Grundüberzeugung der Verbände korrelieren. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln kritisierte 2004 Klüngelei und Misswirtschaft bei den Wohfahrtsverbänden, die "auf den Schultern der Schwachen" (so der Titel) stünden. Eine direkte Finanzierung für die Hilfebedürftigen ohne den Umweg über die Verbände sei - so das IW weiter - sinnvoller.
Weblinks
- www.freiewohlfahrtspflege-nrw.de - Website der Freien Wohlfahrtspflege NRW
- bagfw.de/... - Artikelreihe "Freie Wohlfahrtspflege in Deutschland" über Geschichte und Gegenwart
- Im Rollenkonflikt - Wohlfahrtsverbände diskutieren ihre Position zu Hartz IV, Daniela Zinser, Berliner Zeitung, 10. Juni 2006
- [1] - "Arbeitsplatz Kirche", Broschüre der Gewerkschaft ver.di vom 15. Dezember 2005 über die kirchlichen Arbeitgeber
- [2] "Auf den Schultern der Schwachen", IW Köln 2004
Siehe auch
Wikimedia Foundation.