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Tomate Systematik Ordnung: Nachtschattenartige (Solanales) Familie: Nachtschattengewächse (Solanaceae) Gattung: Nachtschatten (Solanum) Untergattung: Potatoe Sektion: Tomaten (Solanum sect. Lycopersicon) Art: Tomate Wissenschaftlicher Name Solanum lycopersicum L. Die Tomate (Solanum lycopersicum), im Osten Österreichs meist Paradeiser (seltener Paradiesapfel) genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Nachtschattengewächse. Damit ist sie unter anderem eng mit der Kartoffel (Solanum tuberosum), der Tollkirsche, der Alraune, der Engelstrompete, der Petunie und dem Tabak verwandt.
Lange als Liebesapfel oder Goldapfel bezeichnet, erhielt sie ihren heute gebräuchlichen Namen „Tomate“ erst im 19. Jahrhundert. Dieser leitet sich von xitomatl ab, dem Wort für diese Frucht in der Aztekensprache Nahuatl. Umgangssprachlich wird vor allem die als Gemüse verwendete rote Frucht als Tomate bezeichnet. Ehemalige botanische Namen und Synonyme: Lycopersicon esculentum, Solanum esculentum oder Lycopersicon lycopersicum.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Tomatenpflanzen sind krautige, einjährige, zweijährige oder gelegentlich auch ausdauernde Pflanzen, die zunächst aufrecht, später aber niederliegend und kriechend wachsen. Die einzelnen Äste können dabei bis zu 4 m lang werden. Die Stängel haben an der Basis einen Durchmesser von 10 bis 14 mm, sie sind grün, fein behaart und zur Spitze hin meist filzig behaart. Die Behaarung besteht aus einfachen, einzelligen Trichomen, die bis zu 0,5 mm lang werden, sowie spärlich verteilten meist aus bis zu zehn Zellen bestehenden, mehrzelligen Trichomen mit bis bis zu 3 mm Länge. Vor allem die längeren Trichome besitzen oft drüsige Spitzen, die der Pflanze einen starken Geruch verleihen.
Die sympodialen Einheiten besitzen meist drei Laubblätter, die Internodien sind 1 bis 6 cm lang, gelegentlich auch länger. Die Laubblätter sind unterbrochen unpaarig gefiedert, 20 bis 35 cm (selten nur 10 cm oder mehr als 35 cm) lang und 7 bis 10 (selten nur 3 cm oder mehr als 10 cm) breit. Sie sind beidseitig spärlich behaart, die Trichome gleichen denen der Stängel. Der Blattstiel ist 1,2 bis 6 cm lang oder gelegentlich auch länger.
Die Hauptteilblätter stehen in drei oder vier (selten auch fünf) Paaren. Sie sind eiförmig oder elliptisch geformt, die Basis ist schräg und zur Basis des Gesamtblattes hin herablaufend, abgeschnitten oder herzförmig. Die Ränder sind vor allem nahe der Basis gezahnt oder gekerbt, selten sind sie ganzrandig oder tiefzähnt oder -gelapt. Die Spitze der Teilblätter ist spitz oder zugespitzt. Das oberste Teilblatt ist meist größer als die seitlichen Teilblätter, 3 bis 5 cm lang und 1,5 bis 3 cm breit. Das Stielchen ist 0,5 bis 1,5 cm lang. Die Spitze ist meist spitz zulaufend. Die seitlichen Teilblätter sind 2 bis 4,5 cm lang und 0,8 bis 2,5 cm breit, sie stehen an 0,3 bis 2 cm langen Stielchen.
Die Teilblätter zweiten Ranges stehen meistens an der der Blattspitze zugewandten Seite der unteren Hauptteilblätter. Sie sind 0,2 bis 0,8 cm lang und 0,1 bis 0,5 cm breit, sie sind aufsitzend oder stehen an einem bis zu 0,4 cm langen Stielchen. Teilblättchen dritten Rangs fehlen. Zwischen den Hauptteilblättern stehen meist sechs bis zehn eingeschobene Zwischenblättchen. Diese sind 0,1 bis 0,8 cm lang und 0,1 bis 0,6 cm breit und stehen an 0,1 bis 0,3 cm langen Stielchen. Scheinnebenblätter werden nicht gebildet.
Blütenstände und Blüten
Die Blütenstände werden bis zu 10 cm lang, bestehen aus fünf bis fünfzehn Blüten und sind meistens ungeteilt oder selten in zwei Zweige gespalten. Der Blütenstandsstiel ist kürzer als 3 cm und ähnlich den Stängeln behaart. Die Blütenstiele sind 1 bis 1,2 cm lang, das äußere Drittel ist gelenkartig abgeteilt.
Die Knospen sind 0,5 bis 0,8 cm lang und 0,2 bis 0,3 cm breit und gerade konisch geformt. Vor dem Aufblühen steht die Krone etwa zur Hälfte aus dem Kelch hervor. Die Kelchröhre ist zur Blütezeit sehr fein und mit bis zu 0,5 cm langen Kelchlappen besetzt. Diese sind linealisch geformt, nach vorn zu spitz und mit langen und kurzen, einfachen, einreihigen Trichomen besetzt. Die leuchtend gelbe, fünfeckige Krone hat einen Durchmesser von 1 bis 2 cm, oftmals ist sie gebändert und in einigen Kulturformen auch mit mehr als fünf Zipfeln besetzt. Die Kronröhre ist 0,2 bis 0,4 cm lang. Die Kronzipfel 0,5 bis 2 cm lang, 0,3 bis 0,5 cm breit, schmal lanzettlich geformt und an der Spitze und den Rändern spärlich mit verschlungenen, einreihigen Trichomen von bis zu 0,5 mm Länge besetzt. Zur Blütezeit sind die Kronlappen abstehend.
Die Staubblätter sind zu einer Röhre verwachsen, diese ist 0,6 bis 0,8 cm lang und 0,2 bis 0,3 (selten bis 0,5) cm breit. Sie ist schmal konisch geformt und gerade. Die Staubfäden sind sehr fein und nur 0,5 mm lang, die Staubbeutel sind 0,4 bis 0,5 cm lang und besitzen an der Spitze einen sterilen Anhang, der 0,2 bis 0,3 cm lang ist und nie mehr als die Hälfte der Gesamtlänge der Staubbeutel ausmacht. Der Fruchtknoten ist konisch, fein drüsig behaart. Der Griffel ist 0,6 bis 1 cm lang und misst weniger als 0,5 mm im Durchmesser. Er steht meist nicht über die Staubblattröhre hinaus. Die Narbe ist kopfig und grün.
Früchte und Samen
Die Früchte messen meist 1,5 bis 2,5 cm im Durchmesser, können aber bei kultivierten Pflanzen auch bis zu 10 cm groß werden. Meist sind sie kugelförmig und zweikammerig, können aber in Form und Kammeranzahl stark variieren. Sie reifen zu einem kräftigen Rot, Gelb oder Dunkelorange ab, sind zunächst behaart, bei Reife aber verkahlt. Der Blütenstiel hat sich bis zur Fruchtreife auf 1 bis 3 cm Länge vergrößert, bei Sorten mit großen Früchten ist er auch oftmals verdickt. Er ist gerade oder am Gelenkpunkt in Richtung der Blütenstandsachse gebogen. Der Kelch ist an der Frucht ebenfalls vergrößert, die Kelchlappen sind etwa 0,8 bis 1 cm lang und 0,2 bis 0,25 mm breit und teilweise stark nach hinten zurückgebogen.
Die Früchte enthalten eine Vielzahl von Samen. Diese sind 2,5 bis 3,3 mm lang, 1,5 bis 2,3 mm breit und 0,5 bis 0,8 mm stark. Sie sind umgekehrt eiförmig, blass braun und mit haar-ähnlichen Auswüchsen der äußeren Zellen der Samenhülle besetzt. Diese sind entweder anliegend und den Samen eine samtige Oberfläche gebend oder aber zottig. Die Samen sind an der Spitze schmal (0,3–0,4 mm) beflügelt und an der Basis zugespitzt.
Systematik
Innerhalb der Nachtschatten (Solanum) wird die Tomate in die Untergattung Potatoe und innerhalb dieser in die Sektion der Tomaten (Solanum sect. Lycopersicon) eingeordnet. Innerhalb dieser Sektion bildet die Art zusammen mit Solanum pimpinellifolium, Solanum cheesmaniae und Solanum galapagense, die alle rot- bis orangefarbene Früchte ausbilden, die Lycopersion-Gruppe.
Zur Unterteilung der Art wurden vor allem seit dem 20. Jahrhundert verschiedene Ansätze verfolgt, von denen sich jedoch keines durchsetzen konnte. Oft wurden dabei kleine, rote und gelbe Früchte als Solanum lycopersicum var. cerasiforme beziehungsweise Lycopersicon esculentum var. cerasiforme (umgangssprachlich oftmals „Kirschtomaten“) bezeichnet. Es wurde angenommen, dass diese der Wildform der Art Solanum lycopersicum entsprechen oder dieser zumindest sehr nahe stehen. Wahrscheinlich handelt es sich jedoch um Züchtungen und teilweise Kreuzungen mit Wildtomaten-Arten wie Solanum pimpinellifolium. Diese und alle weiteren Varietäten innerhalb der Art werden nicht anerkannt und nur als Synonym zu Solanum lycopersicon geführt.[1]
Geschichte
Das Ursprungsgebiet der Tomate ist Mittel- und Südamerika, wobei die Wildformen von Nordchile bis Venezuela verbreitet und beheimatet sind. Die größte Vielfalt der in Kultur befindlichen Formen ist in Mittelamerika zu finden. Dort wurden sie schon von den Azteken und Mayas etwa 200 v. Chr. bis 700 n. Chr. als „xitomatl“ kultiviert. Samen wurden bei Ausgrabungen südlich von Mexiko-Stadt in Höhlen im Tehuacán-Tal gefunden.
Die Tomate wurde erstmals 1498 von Christoph Kolumbus nach Spanien und Portugal gebracht. Sie zählt damit in Europa zu den hemerochoren Pflanzen und aufgrund ihrer Einführung nach 1492 zu den temporären Neophyten. Temporär deshalb, weil sie hier nur äußerst selten und vorübergehend in der freien Natur anzutreffen ist.
Erste Beschreibungen der Pflanze stammen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, vor allem aus Italien. 1544 beschrieb Pietro Andrea Matthioli die Pflanze zunächst als „Pomi d'oro“ (Goldener Apfel) und führte 1554 die gleich zu übersetzende lateinische Bezeichnung „Mala aurea“ ein. Andere frühe Beschreibungen und Zeichnungen stammen von Georg Oelinger (1553), Leonhart Fuchs (1561) und Conrad Gesner (1561). Da zu dieser Zeit noch kein einheitliches System zur wissenschaftlichen Benennung von Lebewesen verwendet wurde, taucht die Tomate unter einer Vielzahl unterschiedlicher Namen in der damaligen Literatur auf, unter anderem „mala peruviana“, „pomi del Peru“ (peruanischer Apfel), „poma aurea“, „pomme d'Amour“, „pomum amoris“ (Liebesapfel) oder auch zusammengesetzte Namen wie „poma amoris fructo luteo“ oder „poma amoris fructo rubro“.[2]
Bereits früh wurde durch Botaniker die Verbindung zur Gattung Solanum festgestellt, so dass die Tomate oftmals als Solanum pomiferum bezeichnet wurde. 1694 wurde durch Joseph Pitton de Tournefort erstmals der Name Lycopersicon benutzt. Carl von Linné ordnete in seinem Werk „Species Plantarum“ die Tomate wieder der Gattung Solanum zu und beschrieb die kultivierte Tomate als Solanum lycopersicum und die wildwachsenden Tomaten als Solanum peruvianum. In der Folge wurde die Tomate von verschiedenen Autoren immer wieder entweder als eigene Gattung Lycopersicon oder als Teil der Gattung Solanum beschrieben. Aufgrund aktueller DNA-Sequenzanalysen und morphologischer Studien schreiben nahezu alle Quellen die Tomate heute der Gattung Solanum zu; Bezeichnungen wie Lycopersicon esculentum sind selten.[2]
Im 17. und 18. Jahrhundert sah man die Tomate in Europa vor allem als Zierpflanze an, nur einige medizinische Anwendungen sind bekannt. Eine englische Übersetzung von Tournaforts Buch The Complete Herbal erwähnt jedoch 1719, dass die Früchte in Italien gegessen werden. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts bezeichnete die Encyclopædia Britannica den Einsatz von Tomaten in der Küche als „alltäglich“.[3]
Um 1900 war die Tomate auch in Deutschland als Lebensmittel bekannt und wurde überwiegend im Süden vor allem in Saucen, Suppen und Salaten verwendet.[4]
Krankheiten
Krankheiten und Wachstumsstörungen an Tomatenpflanzen können unterschiedliche Ursachen haben. Die wichtigsten und häufigsten sind:[5]
- Pilzbefall, beispielsweise durch Phytophthora infestans (Kraut- und Braunfäule), Alternaria solani (Dürrfleckenkrankheit), Stemphylium solani (Stemphylium-Blattfleckenkrankheit), Cladosporium fulvum (Samt- und Braunfleckenkrankheit), Fusarium oxysporum f. sp. lycopersici (Fusarium-Welke), Verticillium albo-atrum (Verticillium-Welke), Botrytis cinerea (Grauschimmel), Phytophthora parasitica, Alternaria tomato, Septoria lycopersici, Sclerotium rolfsii, Colletotrichum-Arten, Botryosporium-Arten;
- Bakterienbefall, beispielsweise durch Xanthomonas campestris pv. vesicatoria, Corynebacterium michiganense
- Vireninfektionen sind: Tabakmosaikvirus, Pepinomosaikvirus; Bronzefleckenvirus.
- Nährstoffmangel und ungünstige Wachstumsbedingungen mit verschiedenen Schadbildern, zum Beispiel Blütenendfäule (meist durch Kalziummangel), Platzen der Früchte (zu schnelles Wachstum vor allem nach Stress)
- Tierische Schädlinge: Spinnmilben, Weisse Fliegen, Blattläuse, Raupen
Krankheiten der Tomate werden in Wikibooks im „Handbuch Gemüse“ eingehender behandelt.
Kultivierung
Sorten und Zuchtziele
Es gibt sicher deutlich über 2500 Sorten und mindestens nochmal so viele Züchtersorten, die nie angemeldet waren und deshalb auch nie einen Namen erhalten haben. Auch die Zahl jährlich neu hinzukommenders Sorten ist beträchtlich.
Bei der Selektion neuer Sorten stehen gewöhnlich folgende Zuchtziele im Vordergrund: lockerer Wuchs, hohe Resistenz und/oder Toleranz gegen Umwelteinflüsse, Krankheiten, Schädlinge und Viren, gute Produktivität, hoher Ertrag, schnelle Fruchtentwicklung, sicherer Fruchtansatz auch bei ungünstigen Klimabedingungen, einheitliche Sortierung, bestimmte Größe und Gewicht, gleichmäßige Farbe und Farbe selbst, guter Geschmack und hoher Gehalt an wichtigen Inhaltsstoffen, gute Transportfähigkeit und Fruchtfestigkeit, lange Haltbarkeit (siehe auch: Antimatschtomate), verwendungsspezifische Eignung allgemein. Bei der Zucht alter Sorten durch Ökobauern zählt dagegen nur der Geschmack, da hier der Kunde für einzelne Sorten (z. B. die Andentomate) auch hohe Preise zu zahlen bereit ist.
Einteilung nach Typen
Fruchtform: rund und glatt (Normale Tomate), flachrund und glatt (meistens Fleischtomate), flachrund und faltig (cuore di bue in Norditalien), herzförmig (russische cuore di bue), oval oder pflaumenförmig (Eiertomate, meistens im Cherry- oder Cocktailbereich), birnenförmig (Kirschtomate), länglich (San-Marzano-Tomate), aus mehreren Einzelteilen bestehend (Reisetomate).
Größe: Sie ist stark von der Anzahl Fruchtkammern (Kammern) abhängig. Kirschtomate (2–3), normale Tomate (3–5), cuore di bue (4–10), Fleischtomate (3–6), San Marzano, Riesentomaten (bis 1 kg).
Farbe: weiß, gelb, orange, rot, rosa, violett, grün, braun, schwarz. Aber auch gestreifte und marmorierte Tomaten sind bekannt.
Farbverteilung: unicolor (UC), bicolor (BC) meistens mit grünem Ansatz beim Stängel, getigert/gefleckt.
Wuchstyp: unbegrenzt wachsend (indeterminiert) oder begrenzt wachsend (determiniert), als Busch- oder Stabtomate (auch an Schnur) gezogen.
Reifetyp: früh-, mittel- oder spätreifend (erste rote Tomate bringend), als lose Tomaten oder Trosstomaten (Rispenparadeiser) erntbar.
Verwendung: Zierpflanze, Hobbyanbau, Selbstpflücke, Direktverkauf und Marktfahrer, Engrosvermarktung oder Industrieverwertung, Eignung zum Dörren, Lagerbarkeit,
Ernteeignung: Maschinenernte Industrie, lose ohne Blütenkelch, lose mit Blütenkelch, Tross/Traube/Rispe, Tross/Traube jointless (Stiel ohne Sollbruchstelle),
Erfolgsfaktoren
Damit die Tomatenkultur zu einem guten Ergebnis führt, sind folgende Faktoren zu optimieren: resistente und tolerante Sorten, gleichmäßige Bewässerung für gleichmäßiges Wachstum, ausgeglichene, kontinuierliche Nährstoffversorgung, viel Licht, ausreichend Wärme, gute Bodenstruktur bis etwa 50 cm Tiefe, bei Bodenkultur keine frische Kalkung, warme Böden (Temp. > 14 °C), möglichst frühe Ernte.
Neuere Forschungen haben ergeben, dass Tomaten, die mit Salzwasser gezüchtet werden, gesünder sind und besser schmecken [6].
Entwicklungen im Tomatenanbau
In den letzten Jahren wurde, besonders im Bio-Landbau, eine Vielzahl nicht mehr bekannter altertümlicher Sorten wiederentdeckt (englisch: heirloom vegetable varieties), die aus den Anfängen der Tomatenkultur stammen. Die Tomaten werden in der Regel von Hand geerntet und erzielen Preise von über 10 Euro pro Kilo. Solch ein Sortiment wurde vor wenigen Jahren auch von einer großen Einzelhandelskette in der Schweiz lanciert (im Rahmen des ProSpecieRara Programmes), auch in Deutschland sind solche Sorten unter anderem als Wilde Tomaten in Fachgeschäften erhältlich. Die alten Tomatensorten überzeugen häufig durch ihren Geschmack und gewinnen trotz des hohen Preises eine kleine Schicht von Liebhabern und Gelegenheitskäufern. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts waren in Europa für solche „Exoten“-Gemüse allerdings nur kleine Märkte erschlossen. Sie wurden eher als Nischenprodukte für den Hobbybereich und von Direktvermarktern für Liebhaber eingeschätzt. Der Bio-Großhandel in Europa versorgt die angeschlossenen Fachgeschäfte auch mit größeren Chargen der etwas in Vergessenheit geratenen Formen und Züchtungen der „Paradiesäpfel“.
Weiterhin geht es bei den Tross-Tomaten hin zu Sorten, die keine „Sollbruchstelle“ (kleine Verdickung am Fruchtstiel) mehr haben. Damit brechen einzelne Früchte nicht mehr ungewollt ab. Diese Sorten sind auch darauf hingezüchtet, dass die Frucht selbst besser am Blütenkelch hält. Daher sind solche Sorten nicht für die Einzelfruchternte geeignet. Diesen Stiel nennt man jointless. Bei der Qualitätsverbesserung der Tomaten geht die Züchtung immer stärker auf innere und äußere Qualitäten der Frucht ein. So spielt in den USA besonders der Lycopen-Gehalt und in Europa besonders der Geschmack eine große Rolle. Letzterer wird ermittelt durch den Zuckergehalt (Brix), den Säuregehalt und durch Geschmackstests durch geschulte Geschmackstester, und bei Versuchsergebnissen angegeben. Diese Qualitätskontrollen und Züchtungstrends haben zu guten Sorten geführt, die kräftige Farben zeigen, besser schmecken und für die Vermarktung besser geeignet sind als althergebrachte Sorten.
Eine Reihe sehr kleiner Tomaten, wie Johannisbeertomaten und Kirschtomaten, werden hauptsächlich in Kleingärten angebaut.
Kreuzung und Veredelung mit anderen Nachtschattengewächsen
In EU-Agrarversuchen wird immer wieder die Kreuzung der Tomate mit der genetisch eng verwandten Kartoffel zur sogenannten Tomoffel ausprobiert, um den Ertrag weiter zu steigern - allerdings bisher mit nur mäßigem Erfolg, da die gezüchteten Pflanzen bisher stets zu schwach waren, gleichermaßen voll energiereiche essbare Knollen und genießbare Früchte ausbilden zu können. Auch schon in früheren Jahren wurden Tomaten auf Kartoffeln veredelt, was kurzfristig recht leicht gelingt, allerdings langfristig die Pflanze auszehrt und dadurch zerstört. Diese Kombination wird wohl immer schwierig bleiben, da zur Bildung der Speicherorgane der Kartoffel, ebenso wie für große Früchte an der Tomate zur gleichen Zeit, erheblich mehr Blattmasse benötigt wird, als die Tomate hervorbringen kann. Blattwerk wird benötigt, um durch Photosynthese genügend Kohlenhydrate einlagern zu können. Wurzelknolle und oberirdische Frucht konkurrieren. Daher ist dieser Wunsch eine nicht ganz sinnvolle Kombination, wenn beiderseits hohe Erträge erzielt werden sollen.
Von einer größeren Bedeutung ist die Nutzung von Tomaten als Veredlungsunterlage für Auberginen. Als Unterlagen werden Wildtomatenkreuzungen (z.B. Solanum lycopersicum × Solanum habrochaites) verwendet. Die meisten Veredlungen von Tomaten werden auf Tomatenunterlagen zur Verhinderung des Befalls durch Nematoden und der Korkwurzelkrankheit durchgeführt. Tomatenveredlungssets werden mittlerweile im Handel angeboten und können so auch von Hobbygärtnern erfolgreich genutzt werden.
Verwendung als Nahrungsmittel
Inhaltsstoffe
Hauptbestandteil der Tomate ist Wasser (etwa 95 %), außerdem enthält sie Vitamin A, B1, B2, C, E, Niacin, sekundäre Pflanzenstoffe sowie Mineralstoffe, besonders Kalium und Spurenelemente. Der rote Farbstoff ist Lycopin, ein Carotinoid, das die Abwehr stärken soll, da es antioxidativ wirkt und das Risiko bestimmter Krebserkrankungen senken soll.[7] Eine neuere, große Studie mit ca. 28.000 Probanden lässt jedoch vermuten, dass kein Zusammenhang zwischen Lycopin und Krebsrisiko besteht. Vielmehr zeigte sich, dass das verwandte Antioxidant β-Carotin das Risiko für eine aggressive Form des Prostatakrebses erhöht.[8] β-Carotin steht unter dem Verdacht auch bei Rauchern in hohen Dosen krebserregend zu sein.[9] Der Nährwertgehalt ist mit etwa 75 kJ pro 100 g relativ gering. Aus Tomaten wird in großen Mengen Tomatenmark hergestellt; ferner Tomatensaft und auch Tomatenketchup.
100 g Tomaten enthalten: [10] kcal kJoule Wasser Fett Kalium Calcium Magnesium Vitamin C 17 73 94 g 0,2 g 242 mg 9 mg 14 mg 25 mg Obwohl die Tomate ein Lebensmittel ist, sind das Kraut, der Stielansatz, und der grüne Teil der Frucht durch das darin enthaltene Tomatidin[11] (entspricht dem Solanin der Kartoffel) mäßig giftig. Der Verzehr des Krautes oder sehr unreifer Früchte kann Übelkeit und Erbrechen zur Folge haben. Es wird daher auch von einigen Quellen empfohlen, bei der Vorbereitung von Mahlzeiten grüne Teile und den Stielansatz zu entfernen.
Allerdings gibt es auch Tomatensorten, die von Natur aus außen grün sind. Das soll daran liegen, dass diese Tomaten von innen nach außen reif werden und nicht, wie es von den roten Tomaten bekannt ist, von außen nach innen. Diese z. B. schwarzbraunen bis grünen Tomaten, angeblich aus einer Tomatensorte der Galápagos-Inseln gezüchtet, sollen also nicht mehr Solanin enthalten als die roten Tomaten.
Aktuelle Untersuchungen haben ergeben, dass der Gehalt an Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen in Konservendosenware meistens höher liegt als bei frischer Ware. Industrietomaten werden fast immer dort konserviert, wo sich deren Produktion befindet. Solche Tomaten reifen deutlich besser aus, werden meistens noch am Erntetag verarbeitet und haben einen geringeren Wassergehalt als Frischware aus dem Ausland. Dieser Gewinn übertrifft die Verarbeitungsverluste.
Langzeitstudien der University of California belegten, dass der Gehalt an Antioxidantien in Tomaten aus ökologischer Landwirtschaft fast doppelt so hoch ist wie in konventionell erzeugten Lebensmitteln.[12]
Lagerung
Die Lagerung der Früchte geschieht am besten bei 13 bis 18 °C und bei einer relativen Luftfeuchte von 80 bis 95 %. Im Gegensatz zu Blattgemüse ist die Tomate bis zu 14 Tage haltbar. Dabei verliert sie kaum wichtige Inhaltsstoffe. Fälschlicherweise bewahren viele Verbraucher, aber auch Gemüsehändler und Einzelhandelsketten Tomaten in Kühlräumen oder im Kühlschrank auf, wo sie deutlich an Geschmack, Textur und Haltbarkeit verlieren.
Bei zu langer Aufbewahrung wird die Haut der Tomate dünner und schrumpelig, das Fruchtfleisch fällt etwas zusammen, und im Ganzen wirkt die Frucht danach etwas matschig und fühlt sich sehr weich an. Trotzdem ist die Tomate immer noch genießbar und nicht etwa schlecht.
Tomaten soll man, wenn möglich, immer getrennt von anderem Obst und Gemüse lagern. Sie scheiden während der Lagerung Ethen aus, das den Stoffwechsel benachbarter Früchte oder Gemüse beschleunigt, so dass diese nicht nur schneller reifen, sondern in der Folge auch schneller verderben.
Verbrauch und Herkunft
Im Durchschnitt isst jeder Deutsche rund 22 kg Tomaten pro Jahr. Davon wird fast die Hälfte als frische Tomaten verzehrt. Nur 6 % der in Deutschland vermarkteten Tomaten werden auch im Inland produziert. Insgesamt werden jährlich in der EU 17 Mio. Tonnen Tomaten auf einer Fläche von 290.000 Hektar angebaut. Führend in der Produktion sind in der EU Italien (ca. 7 Mio. Tonnen); Spanien, insbesondere die Kanarischen Inseln (ca. 4 Mio. Tonnen); Griechenland (ca. 2 Mio. Tonnen). Die Niederlande produzieren rund 0,6 Mio. Tonnen pro Jahr, führen aber durch intensive Gewächshauskultur in der Ertrag-je-Hektar-Statistik (fast 500 Tonnen je Hektar).[13] Die Weltproduktion an Tomaten liegt bei etwa 120 Mio. Tonnen und wächst in den letzten Jahren stark. Mit 31 Mio. Tonnen ist die Volksrepublik China weltweit größter Produzent von Tomaten, gefolgt von den USA mit 11 Mio. Tonnen und der Türkei mit 9,7 Mio. Tonnen.[14]
Quellen
Einzelnachweise
Die Informationen dieses Artikels entstammen zum größten Teil den unter Hauptquellen angegebenen Quellen, darüber hinaus werden folgende Quellen zitiert:
- ↑ Iris E. Peralta, David M. Spooner, Sandra Knapp: Taxonomy of Wild Tomatoes and their Relatives (Solanum sect. Lycopersicoides, sect. Juglandifolia, sect. Lycopersicon; Solanaceae). Systematic Botany Monographs, Band 84, The American Society of Plant Taxonomists, Juni 2008. ISBN 978-0-912861-84-5
- ↑ a b Iris E. Peralta, Sandra Knapp, David M. Spooner: Nomenclature for wild and cultivated tomatoes. In: Report of the Tomato Genetics Cooperative. Volume 56, September 2006. S. 6-12.
- ↑ The Colonial Williamsburg Foundation: Solanaceae. Online. Abgerufen am 26. Januar 2007.
- ↑ Klaus Schumann, Ernst Gilg: Das Pflanzenreich, Hausschatz des Wissens. Verlag von J. Neumann, Neudamm, um 1900. Seite 772. (Online Scan)
- ↑ Tomato Disorders - A Guide to the Identification of Common Problems, Online. Aggie Horticulture, Texas A&M University.
- ↑ Meerwasser mit Mehrwert bei wissenschaft.de
- ↑ Giovannuci, Rimm, Liu, Stampfer, Willett: A Prospective Study of Tomato Products, Lycopene and Prostate Cancer Risk. In: J. National Cancer Institute 94 (2002), Seiten 391-398.
- ↑ American Association for Cancer Research. „No Magic Tomato? Study Breaks Link between Lycopene and Prostate Cancer Prevention “, Science Daily, May 17, 2007.
- ↑ www.wissenschaft.de: β-Carotin erhöht bei Rauchern und Trinkern das Darmkrebsrisiko, 21. Mai 2003.
- ↑ Deutschen Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie: Souci.Fachmann.Kraut, Ausgabe 1994.
- ↑ Baltes: Lebensmittelchemie, Springer-Verlag 5.Auflage. ISBN 3-540-66525-0. Seite 232.
- ↑ Pressetext: Biologische Lebensmittel sind besser fürs Herz
- ↑ Stand 2004; aus: European Union, Directorate-General for Agriculture and Rural Development: Agriculture in the European Union - Statistical and economic information 2005, Abschnitt 4.5.1.1. S5, Februar 2006.
- ↑ Stand 2005, Vgl. http://faostat.fao.org/.
Hauptquellen
- Iris E. Peralta, Sandra Knapp & David M. Spooner: Solanum lycopersicum. In: Solanaceae Source, abgerufen am 9. August 2008
Weiterführende Literatur
- John Paul Jones: Compendium of Tomato Diseases. American Phytopathological Society, 1991. ISBN 978-0-89054-120-3
- G. Marinetti: Guide pratique pour la culture de la tomate en hor sol, 1992, S. 1-28
- C. Wonneberge et al.: Gemüsebau Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 2004. ISBN 3-8001-3985-5
Weblinks
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