Wronskideterminante

Wronskideterminante

Mit Hilfe der Wronski-Determinante, die nach dem polnischen Mathematiker Josef Hoëné-Wroński benannt wurde, kann man skalare Funktionen auf lineare Unabhängigkeit testen, wenn diese hinreichend oft differenzierbar sind. Dies kann insbesondere beim Lösen einer gewöhnlichen Differentialgleichung ein nützliches Hilfsmittel sein. Für n reell- oder komplexwertige Funktionen f_1,\dots,f_n auf einem Intervall I ist die Wronski-Determinante definiert durch

W(f_1, \dots , f_n )(t)
= \begin{vmatrix} f_1(t) & f_2(t) & \dots & f_n(t) \\
 f^{(1)}_1(t) & f^{(1)}_2(t) & \dots & f^{(1)}_n(t) \\
\vdots & \vdots & \vdots & \vdots \\
 f^{(n-1)}_1(t) & f^{(n-1)}_2(t) & \dots & f^{(n-1)}_n(t)
\end{vmatrix},
\qquad t\in I,

wobei in der ersten Zeile die Funktionen stehen und in den weiteren Zeilen die hochgestellten Zahlen in Klammern die erste bis (n − 1)-te Ableitung bezeichnen.

Die Berechnung der Wronski-Determinante von linearen, gewöhnlichen Differentialgleichungen zweiter Ordnung kann durch die Anwendung der abelschen Identität vereinfacht werden.

Inhaltsverzeichnis

Formulierung als Kriterium für lineare Unabhängigkeit

Gilt W(f_1,\ldots,f_n)(t_0) \neq 0 für ein t_0 \in I, so sind die Funktionen f_1,\ldots,f_n auf dem Intervall I linear unabhängig.

Beweis

Aus \sum_{k=1}^n\lambda_kf_k \equiv 0 folgt \sum_{k=1}^n\lambda_kf_k^{(j)}(t_0) = 0 für alle j \in \{0, \ldots, n-1\}. Insbesondere erhält man eine Linearkombination der Spaltenvektoren der Wronski-Matrix im Punkt t0 zum Nullvektor. Da die Spaltenvektoren aber wegen W(f_1,\ldots,f_n)(t_0) \neq 0 linear unabhängig sind, muss \lambda_1 = \cdots = \lambda_n = 0 folgen.

\Box

Gegenbeispiel für die Umkehrung

Vorsicht: Aus W(f_1,\ldots,f_n) \equiv 0 folgt nicht die lineare Abhängigkeit der Funktionen f_1,\ldots,f_n, d. h., die Umkehrung ist falsch.

Als Gegenbeispiel hierfür dienen beispielsweise die auf den reellen Zahlen definierten Funktionen

f_1(t)=\begin{cases} 0\ ,&\mbox{falls }t\le0,\\ t^2\ ,&\mbox{falls }t>0,\end{cases}\qquad\mbox{und}\qquad
f_2(t)=\begin{cases} t^2\ ,&\mbox{falls }t\le0,\\0\ ,&\mbox{falls }t>0.\end{cases}

Für alle t \in \mathbb{R} gilt W(f_1, f_2 )(t)
= \begin{vmatrix} f_1(t) & f_2(t)\\
 f'_1(t) & f'_2(t)
\end{vmatrix}  = 0.

Aber \lambda\ f_1(t)+\mu\ f_2(t)=0 führt für t\ =1 zu \lambda\ =0 und für t\ =-1 zu \mu\ =0, was die lineare Unabhängigkeit der beiden Funktionen impliziert.

Literatur


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