Wurmkiste

Wurmkiste
Modell einer Wurmkiste

Eine Wurmkiste ist eine kleine Kompostanlage und dient der Verwertung organischer Küchenreste, die im Haushalt anfallen. Vorteil dieser Kompostierungsart ist der geringe Platz- und Pflegebedarf. Sie besteht aus einer rundum geschlossenen Kiste aus unbehandeltem, atmungsaktivem Holz, da so die Sauerstoffversorgung des Kisteninhalts sichergestellt ist. Die Lebensgemeinschaft in einer Wurmkiste entspricht etwa der eines Komposthaufens. Dazu gehören Bakterien, Pilze sowie weitere Destruenten, wie etwa verschiedene Einzeller, Springschwänze, einige Bodenmilbenarten, kleine weiße Ringelwürmer (Enchyträen) und – als größte Vertreter – die Kompostwürmer (Eisenia foetida). Diese Lebensgemeinschaft produziert den so genannten Wurmhumus (Wurmmull), ein natürliches Produkt mit hochkonzentrierten Bestandteilen an pflanzenverfügbaren Nährstoffen.

Wurmkisten eignen sich des Weiteren zur Verwendung in der Umweltpädagogik.[1] Ausgestattet mit einem Sichtfenster, eröffnet die Wurmkiste die Möglichkeit, die ansonsten verborgenen Vorgänge der Kompostierung und der Humusbildung direkt zu beobachten. Auch lassen sich somit die kleinen Bodenlebewesen bei ihrer Arbeit zuschauen, was insbesondere für Kinder ein Erlebnis darstellt.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

In der Wurmkiste ist die Individuenzahl dieser Bodentiere um ein Vielfaches höher als im Garten, da hier das ganze Jahr hindurch optimale Lebensbedingungen vorherrschen. Dazu bedarf es folgender Voraussetzungen:[2]

  1. Der Kisteninhalt muss ständig feucht gehalten werden, da sämtliche Kistenbewohner auf ausreichende Feuchtigkeit angewiesen sind oder sich – im Falle der Mikroorganismen – nur in einem Wasserfilm fortbewegen können.
  2. Eine optimale Arbeitstemperatur; diese liegt um 20°C, was in etwa der Raumtemperatur in Wohnungen entspricht. Bei dieser Temperatur sind die Kistenbewohner am aktivsten. Temperaturen unter 0°C oder über 30°C sind auf Dauer tödlich für die Organismen.
  3. Die Kiste muss trocken stehen, damit sich ein Diffusionsgefälle zwischen dem feucht-nassen Kisteninhalt und der trockenen Umgebung aufbauen kann. Auf diese Weise kann überschüssiges Wasser aus der Wurmkiste durch das (unbehandelte) Holz nach außen diffundieren, während Luftsauerstoff aus der Umgebung in die Wurmkiste hineindiffundieren kann, wo er von den Kistenbewohnern benötigt wird.

Pflege und Nutzung

Die Pflege der Wurmkiste ist recht einfach und kaum zeitaufwendig. Die frischen organischen Küchenreste wie beispielsweise Obst, Gemüse, Kaffeesatz oder organisches Kleintierstreu werden, bevor sie in die Kiste gelegt werden, zerkleinert und angefeuchtet. Aus hygienischen Gründen sollte es vermieden werden, gekochte Speisereste, Fleisch und Fisch auf diese Weise zu kompostieren.

Hilfreich ist eine feucht-nasse Filzmatte, die den gesamten Kisteninhalt abdeckt; sie hält Fruchtfliegen fern und verhindert ein oberflächliches Abtrocknen der frischen Organika sowie Schimmelpilzbildung.

Da die Küchenreste überwiegend aus stickstoffhaltigen und wasserhaltigen Pflanzenresten bestehen, ist deren Rotte mit einer starken Volumenreduzierung verbunden. Im Durchschnitt bleiben von 10 Litern Küchenabfällen etwa 1,5 bis 2 Liter Wurmhumus übrig.

Zur Gewinnung des Wurmhumus ist es nicht unbedingt nötig, die Wurmkiste anhand eines Lochblechs in zwei Kammern zu trennen. Eine bewährte Methode ist folgende:

  • Am Anfang wird noch die gesamte Kistenfläche benutzt
  • ist die Kiste nach einiger Zeit knapp zur Hälfte gefüllt, wird der Inhalt auf eine Seite gehäuft
  • Auf der frei gewordenen Seite werden von nun an nur noch die frischen Küchenreste eingetragen; die Kompostwürmer und ihre Helfer holen sich ihr Futter in der neuen Hälfte
  • ist auch diese Hälfte angewachsen, lässt man die Hälfte mit reifem Wurmhumus austrocknen mit dem Ergebnis, dass nach einiger Zeit die meisten Lebewesen die Seite gewechselt haben.
  • Nun lässt sich der reife Wurmhumus „ernten“, ohne ihn zu sieben und die Kompostwürmer daraus zu fischen.

Einzelnachweise

  1. Die Humus-Biobox - Umweltpädagogisch faszinierend
  2. Die Humus-Biobox - eine Box, die es in sich hat

Weblinks


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