Wurzelkappung

Wurzelkappung
Unterer Molar nach Wurzelspitzenresektion und retrograden Füllungen

Die Wurzelspitzenresektion (WSR, auch Apektomie, Wurzelspitzenamputation) ist eine Entfernung (Resektion) einer Wurzelspitze (Apex) des Zahnes.

Zwischen Wurzelspitzen- und Wurzelentfernung sollte unterschieden werden. Es handelt sich um eine Maßnahme der Zahnchirurgie zur Behandlung von Entzündungen, Infektionen, oder anderen Schädigungen im Wurzelbereich. Bei einer konventionellen Wurzelkanalbehandlung erfolgt der Zugang zum Wurzelkanalsystem in der Wurzelspitze durch Aufbereitung durch die Zahnkrone hindurch. Bei einer Wurzelspitzenresektion erfolgt der Zugang auf die Zahnwurzel von außen durch den Kieferknochen. Dabei sollten etwa 3 mm der Wurzelspitze und der entzündete Bereich um die Wurzeln entfernt werden.

Inhaltsverzeichnis

Medizinischer Hintergrund

Ausgangszustand vor retrograder Wurzelspitzenresektion an einem unteren Backenzahn.
Darstellung desselben Backenzahnes 6 Monate nach der retrograden Wurzelspitzenresektion.

Indikationen

Eine endodontologische Wurzelspitzenresektion kann notwendig werden, wenn es trotz einer korrekten orthograden – also auf dem „normalen Weg“ entlang des Wurzelkanals – durchgeführten endodontischen Behandlung (Wurzelkanalbehandlung) zu Komplikationen kommt:

Weitere Indikationen sind:

  • die Entfernung abgebrochener Instrumente im Wurzelkanal
  • Zahnfrakturen im unteren Wurzeldrittel.

Erfolgsaussichten

Moderne Techniken der Wurzelresektion sehen die Verwendung eines dentalen Operationsmikroskopes, mikrochirurgischer Instrumente, Ultraschallpräparation der gekürzten Zahnwurzel sowie die Füllung mit metall-verstärkten oder Kalzium-Silikat basierten Materialien vor.[1] Nach wissenschaftlich publizierten Angaben in Peer-Review Fachzeitschriften liegen die kurz- und langfristigen Erfolgsaussichten für Wurzelresektionen mit modernen Operationsmethoden bei korrekter Indikationsstellung nach 1−7 Jahren bei 87−97 %.[2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9]

Operationsrisiken

Die mit einer Wurzelspitzenresektion einhergehenden Operationsrisiken sind anatomiebedingt identisch mit den grundsätzlichen Risiken eines operativen Eingriffes in der Mundhöhle (z.B. einer operativen Zahnentfernung oder einer Implantation):

Bei besonders kurzen Zahnwurzeln des zu operierenden Zahnes oder zu starker bereits bestehender Mobilität:

  • Verringerte Festigkeit des Zahnes (als Pfeilerzahn für eine Brücke unbrauchbar)

Alternativen

Eine Wurzelspitzenresektion stellt häufig die letzte Möglichkeit für den Erhalt des Zahnes dar. Falls möglich, sollte einer Revision der Wurzelkanalbehandlung (Entfernen der alten Wurzelfüllung, Desinfektion und neue Wurzelfüllung) der Vorzug gegeben werden. Generell gibt die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Zahnärzten hierzu folgende Empfehlung:

„Ein Verzicht auf eine orthograde Revision und die Entscheidung für einen rein apikalchirurgischen Eingriff ist nur dann sinnvoll, wenn auf orthogradem Wege ein ausreichender Zugang in das endodontische System oder eine Verbesserung des Zustandes auf orthogradem Wege nicht möglich/wahrscheinlich erscheint.“

Ungeachtet des aktuellen Stands der Wissenschaft sind im deutschsprachigen Raum Revisionen einer Wurzelbehandlung nach wie vor selten, während sich die Wurzelspitzenresektion weiterhin großer Beliebtheit erfreut. In Ländern wie den USA wird die Revision häufiger durchgeführt, da es dort in vielen Orten Fachzahnärzte für Endodontie gibt.

Technisches Vorgehen

Nach Mobilisierung eines Mukoperiostlappens (Zahnfleischlappen) wird mit einer Kugelfräse unter Kühlung mit physiologischer Kochsalzlösung der Knochen über der Wurzelspitzenregion entfernt (Osteotomie) und der pathologische Befund entsprechend seiner Ausdehnung dargestellt. Das granulomatös entzündliche oder zystische periapikale Gewebe wird entfernt und die Wurzelspitze so weit wie erforderlich gekürzt und geglättet. Am Resektionsquerschnitt wird die Wurzelkanalfüllung auf Dichtigkeit überprüft, ggf. muss die Wurzelkanalfüllung erneuert oder eine retrograde Füllung gelegt werden.

Krankenversicherungsrechtliche Aspekte

Die Kosten für die Behandlung mit einem Operationsmikroskop werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen. (Deutschland, Stand: Mai 2006)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. http://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S0099239905001858 Kim S, Kratchman S. Modern endodontic surgery concepts and practice: a review. J Endod. 2006 Jul;32(7):601-23. Epub 2006 May 6. Review. Ausführlicher Übersichtsartikel -englisch-
  2. http://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S0099239999803410 Rubinstein RA, Kim S. Short-term observation of the results of endodontic surgery with the use of a surgical operation microscope and super-EBA as root-end filling material. J Endod. 1999 Jan;25(1):43-48. -englisch-
  3. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/sites/entrez?cmd=Retrieve&db=PubMed&list_uids=12026924&dopt=Citation Rubinstein RA, Kim S. Long-term follow-up of cases considered healed one year after apical microsurgery. J Endod. 2002 May;28(5):378-83. -englisch-
  4. http://www.blackwell-synergy.com/doi/abs/10.1046/j.1365-2591.2003.00642.x Maddalone M, Gagliani M. Periapical endodontic surgery: a 3-year follow-up study. Int Endod J. 2003 Mar;36(3):193-8. -englisch-
  5. http://www.ingentaconnect.com/content/bsc/iej/2005/00000038/00000005/art00007?crawler=true Gagliani MM, Gorni FG, Strohmenger L. Periapical resurgery versus periapical surgery: a 5-year longitudinal comparison. Int Endod J. 2005 May;38(5):320-7. -englisch-
  6. http://www.blackwell-synergy.com/doi/abs/10.1046/j.1365-2591.2001.00427.x?cookieSet=1&journalCode=iej von Arx T, Gerber C, Hardt N. Periradicular surgery of molars: a prospective clinical study with a one-year follow-up. Int Endod J. 2001 Oct;34(7):520-5. -englisch-
  7. http://www.ingentaconnect.com/content/bsc/iej/2000/00000033/00000002/art00001 Zuolo ML, Ferreira MO, Gutmann JL. Prognosis in periradicular surgery: a clinical prospective study. Int Endod J. 2000 Mar;33(2):91-8. -englisch-
  8. http://www.blackwell-synergy.com/doi/abs/10.1046/j.1365-2591.2003.00682.x?journalCode=iej Chong BS, Pitt Ford TR, Hudson MB. A prospective clinical study of Mineral Trioxide Aggregate and IRM when used as root-end filling materials in endodontic surgery. Int Endod J. 2003 Aug;36(8):520-6. -englisch-
  9. http://www.sciencedirect.com/science?_ob=ArticleURL&_udi=B82X7-4S0HC8D-1&_user=10&_rdoc=1&_fmt=&_orig=search&_sort=d&view=c&_acct=C000050221&_version=1&_urlVersion=0&_userid=10&md5=c67fe1d7e85745c966c865603ab8b825 Kim E, Song JS, Jung IY, Lee SJ, Kim S. Prospective clinical study evaluating endodontic microsurgery outcomes for cases with lesions of endodontic origin compared with cases with lesions of combined periodontal-endodontic origin. J Endod. 2008 May;34(5):546-51. -englisch-
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