Würgefalke

Würgefalke
Würgfalke
Würgfalke (Falco cherrug)

Würgfalke (Falco cherrug)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Greifvögel (Falconiformes)
Familie: Falkenartige (Falconidae)
Unterfamilie: Eigentliche Falken (Falconinae)
Gattung: Falken (Falco)
Art: Würgfalke
Wissenschaftlicher Name
Falco cherrug
Gray, 1834
Unterarten
  • Falco cherrug cherrug
  • Falco cherrug milvipes

Der Sakerfalke, Saker oder Würgfalke ist ein großer Falke der Steppen und Waldsteppengebiete Osteuropas und Zentralasiens. Seine westlichsten Vorkommen liegen in Österreich und in Ungarn. Gelegentlich brütet die Art auch in Deutschland. Der Saker zählt zu den größten und schwersten Arten innerhalb der Unterfamilie der Eigentlichen Falken.

Inhaltsverzeichnis

Aussehen

Der Würgfalke ist etwa 46 bis 58 Zentimeter groß, kompakt, kräftig gebaut und hat eine Spannweite von etwa 104 bis 129 Zentimeter. Die Flügel sind lang, breit und spitz, oberseits dunkelbraun, hell gefleckt und gebändert. Die Schwanzoberseite ist hellbraun. Charakteristisch ist der cremefarbige, helle Kopf, der sich von der dunklen Oberseite absetzt. Die Unterseite ist cremefarbig, beim Weibchen mehr und beim Männchen weniger dunkelbraun gefleckt und gebändert. Die Weibchen sind beträchtlich größer und schwerer als die Männchen. In Mitteleuropa ist die Art feldornithologisch gut bestimmbar, in Gegenden, in denen auch der Lannerfalke (Falco biarmicus feldeggi) vorkommt, zum Beispiel auf dem südöstlichen Balkan, besteht jedoch erhebliche Verwechslungsgefahr.

Die Zugstrategien des Würgfalken sind in seinem gesamten Verbreitungsgebiet sehr unterschiedlich. Die europäischen Populationen bleiben bei günstigen Nahrungsverhältnissen im Brutgebiet, ansonsten verstreichen sie ins östliche Mittelmeergebiet oder weiter nach Süden bis Ostafrika.

Stimme

Ein etwas rauhes Lahnen und Gäckern; außer am Brutplatz relativ selten zu hören.

Systematik

Die systematische Einordnung des Sakerfalken ist bis heute umstritten. Nach neueren genetischen Untersuchungen bildet der Sakerfalke gemeinsam mit dem Lanner (Falco biarmicus), dem Laggarfalken (Falco jugger) und dem Gerfalken (Falco rusticolus) eine monophyletische Gruppe. Diese 4 Arten sind genetisch nicht voneinander abgrenzbar. Es handelt sich um Morphospezies, die genetisch bisher kaum differenziert sind und deren Radiation evolutionsgeschichtlich jungen Datums ist. Ursprungsart ist wahrscheinlich der Lannerfalke, der heute vor allem in weiten Teilen Afrikas verbreitet ist. Von dort dürfte auch die Ausbreitung erfolgt sein. Daher wird für diese 4 Formen eine Vereinigung in einer Superpezies Hierofalco vorgeschlagen. Von der Gruppe der Wanderfalken ( z. B. Falco peregrinus, Falco pelegrinoides und auch Falco mexicanus) sind die Hierofalco genetisch deutlich getrennt.[1]

Unterarten und Farbmorphen

Bestände

grün: Jahresvogel
orange: Brutvogel
blau: Außerhalb der Brutsaison / Überwinterungsgebiete

Der Saker gehört weltweit zu den gefährdetsten Greifvogelarten. Vor allem scheinen jetzt auch die innerasiatischen Bestände zusammenzubrechen, während sich die europäischen Populationen leicht erholen und sogar eine leichte Arealausweitung feststellbar ist. Trotzdem wird es in Europa kaum mehr als 700 Brutpaare des Würgfalken geben - das bedeutet im Vergleich zum 19. Jahrhundert einen Rückgang um über 90 %. Weltweit wird der Bestand des Sakerfalken von der IUCN nach Daten von 2003 auf 3.600 bis 4.400 Brutpaare geschätzt. Die Art wird als "stark gefährdet" eingestuft.

Gute und teilweise expandierende Vorkommen sind besonders in Ungarn mit etwa 120 Paaren und in der Ukraine mit rund 100 Paaren zu verzeichnen.

Im deutschen Teil des Elbsandsteingebirges brütete in den Jahren 1997 und 1998 ein Würgfalkenpaar, es kam allerdings nicht zu dauerhaften Bruterfolgen.

In den letzten Jahren nehmen die Bestände des Würgfalken in Ostösterreich, vor allem aber in Ungarn wieder beständig zu, was vor allem durch umfangreiche Schutzmaßnahmen (Kunstnester, Horstbewachung) erreicht wurde. Zudem scheint sich die Art nach dem weitgehenden Verschwinden des Ziesels in Mitteleuropa erfolgreich auf die Haustaube als Ersatznahrung umgestellt zu haben.

Nahrung

Seine Nahrung besteht während der Brutphase hauptsächlich aus Kleinsäugern wie Zieseln sowie während des Zuges und im Überwinterungsgebiet aus Vögeln bis zur Entengröße.

Brut

Hybride Falco cherrug x Falco rusticolus

Die Nistplätze liegen meist auf Bäumen, in Felsnischen, vereinzelt auch auf dem Boden. Nester anderer Greifvögel werden oft verwendet, ebenso werden Kunstnester angenommen. Vermehrt werden neuerdings Nester auf Stahlmasten angelegt. Am Brutplatz ist der Würgfalke sehr ruffreudig. Das Weibchen legt zwischen zwei und sechs Eiern, die die meiste Zeit von ihr in der rund 30tägigen Brutdauer bebrütet werden. In den ersten 18 Tagen werden die Jungen ausschließlich von ihr gefüttert, das Männchen trägt die Beute heran. Nach einer Nestlingszeit von bis zu 50 Tagen werden die Jungvögel noch 30 bis 45 Tage geführt.

Namen und Namensherleitung

Der ursprüngliche Name für diese Falkenart ist Saker. Unter dieser Bezeichnung wird sie schon im Falkenbuch Friedrichs II. (De arte venandi cum avibus) genannt. Das Wort Saker leitet sich vom arabischen caqr ab, das Jagdfalke, edler Falke bedeutet. Zum lat. Adjektiv sacer = heilig besteht keine Verbindung. Erst im späten 18. Jahrhundert kam der Name Würgfalke auf. Er bürgerte sich über die damals geltende wissenschaftliche Bezeichnung der Art Falco lanarius ein. Lanarius leitet sich von lateinischen Verb laniare ab, was soviel wie zerfleischen, zerreißen, würgen bedeutet. (Vergleiche die Gattung Lanius = Würger). Dieser Name setzte sich im avifaunistischen Schrifttum des 19. und 20. Jahrhunderts weitgehend durch, und wird teilweise auch heute noch verwendet. Abgesehen davon, dass er der Art besonders aggressive Verhaltensweisen unterstellt, ist er auch insofern falsch, als Saker, wie alle anderen Falken auch, Bisstöter und keine Grifftöter sind. Die Artbezeichnung cherrug ist eine Transkription des persischen -bzw. Hindinamens dieser Art.

Literatur

  • Benny Génsbol, Walther Thiede: Greifvögel - Alle europäischen Arten, Bestimmungsmerkmale, Flugbilder, Biologie, Verbreitung, Gefährdung, Bestandsentwicklung, BLV Verlag München, 1997, ISBN 3-405-14386-1
  • James Ferguson and David A. Christie: Raptors of the World. Houghton Mifflin Company Boston, New York 2001. pp. 903-911; plates 108, 109 ISBN 0-618-12762-3
  • Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bd. 4 Falconiformes. Aula-Verlag, Wiesbaden 1989 (2.Aufl.). S.824 - 876 ISBN 3-89104-460-7
  • Theodor Mebs und Daniel Schmidt: Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. Biologie, Kennzeichen, Bestände. Franckh-Kosmos Verlags GmbH&Co. KG, Stuttgart 2006. S. 433 - 452. ISBN 3-440-09585-1
  • Hans-Günther Bauer und Peter Berthold: Die Brutvögel Mitteleuropas. Bestand und Gefährdung. Aula-Wiesbaden 1998 S. 125 ISBN 3-89104-613-8
  • Mark Beaman und Steven Madge: Handbuch der Vogelbestimmung. Europa und Westpaläarktis. Ulmer-Stuttgart 1998. S 210-212 und 249 - 251. ISBN 3-8001-3471-3
  • Wolfgang Baumgart: Der Sakerfalke Neue Brehm Bücherei 514. Ziemsen Verlag Wittenberg 1991³. ISSN 0138 1423
  • F. Nittinger, E. Haring, W. Pinsker, M. Wink, A. Gamauf: Out of Africa? Phylogenetic relationships between Falco biarmicus and the other hierofalcons (Aves: Falconidae). In: Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research Volume 43; Nr. 4; Nov 2005; pp. 321-331. Blackwell Publishing Oxford. ISSN 0947-5745
  • Viktor Wember: Die Namen der Vögel Europas. Bedeutung der deutschen und wissenschaftlichen Namen. Aula-Wiebelsheim 2005. S. 68. ISBN 3-89104-678-2

Quellen

  1. Nittinger et.al (2005)


Weblinks


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