- Wüstenrennmaus
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Mongolische Rennmaus Systematik Überfamilie: Mäuseartige (Muroidea) Familie: Langschwanzmäuse (Muridae) Unterfamilie: Rennmäuse (Gerbillinae) Tribus: Gerbillini Gattung: Sandmäuse (Meriones) Art: Mongolische Rennmaus Wissenschaftlicher Name Meriones unguiculatus (Milne Edwards, 1867) Die Mongolische Rennmaus (Meriones unguiculatus; griechisch-lateinisch für „Krieger mit Krallen“), auch Wüstenrennmaus, ist unter den Rennmäusen die am häufigsten als Heimtier gehaltene Art. Sie ist ursprünglich in den Steppen und Halbwüsten der Mongolei und Nordchinas zuhause und lebt dort in engen Familienverbänden von etwa 15 bis 20 Tieren. Diese bestehen in der Regel aus einem Elternpaar und den beiden nächsten Würfen. Die „Krieger mit Krallen“ verteidigen ihr Revier entschlossen gegenüber nicht zur Familie gehörenden Tieren.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Ausgewachsene weibliche Tiere sind 60 bis 100 g schwer, männliche Tiere wiegen 80 bis 120 g. Der Rumpf ist zwischen 10 bis 14 cm lang, die Schwanzlänge beträgt 10 bis 12 cm. Der Schwanz dient der Balance. Rennmäuse sind am ganzen Körper behaart. Dies dient der Anpassung an ihren natürlichen Lebensraum, wo heiße Sommer und kalte Winter herrschen. Sie haben einen rundlichen Kopf mit relativ kleinen Ohren und großen runden Augen. Ihre Hinterbeine sind im Vergleich zu den Vorderbeinen dreimal so lang. Dies befähigt sie zu hohem Tempo und weiten Sprüngen. Die natürliche Fellfarbe ist bräunlich mit heller Unterseite, diese Farbe nennt sich Agouti. Inzwischen sind viele verschiedene Zuchtfarben erhältlich.
Herkunft
Fast alle Mongolischen Rennmäuse, die heute gehalten werden, stammen von einigen wenigen ab, die um 1935 in der Ostmongolei und Mandschurei gefangen wurden. Ihre Nachkommen erreichten schließlich über Amerika auch Europa. Im Gegensatz zu als Haustier gehaltenen Tieren können frei lebende Rennmäuse bis zu acht Jahre alt werden, die tatsächliche Lebenserwartung beträgt jedoch aufgrund der vielen natürlichen Feinde nur ein Jahr. In Gefangenschaft erreichen sie meist nur ein Alter von zwei bis vier Jahren.
Lebensraum
In der Natur leben Rennmäuse in unterirdischen Gangsystemen. Hier sind sie vor der Witterung, besonders vor Hitze, geschützt. Die Gangsysteme sind weit verzweigt, jedoch sind die Gänge nie viel breiter als nötig, um zwei Tiere aneinander vorbei zu lassen. In den Gängen legen die Tiere mit zernagtem Material gepolsterte Nester und kleinere Futtervorräte an. Rennmäuse sind im Rhythmus von zwei bis vier Stunden tag- und nachtaktiv und halten keinen Winterschlaf.
Ernährung
Einen Großteil ihrer wachen Zeit verbringen sie mit der Futtersuche. Sie ernähren sich von Samen, Nüssen, Früchten, Wurzeln, Pflanzenteilen und kleinen Insekten (z.B. Grillen, Mehlwürmer, Heuschrecken). Mit dem Futter nehmen sie den Hauptteil ihres Wasserbedarfs auf und trinken nur sehr wenig.
Als Heimtier sollten sie mit speziellem Rennmausfutter oder Kleintierfutter gefüttert werden. Manche Tiere fressen auch diverse Gemüsearten. Obst sollte man nur gering, und wenn, dann nur säurearmes Obst verfüttern. Säure sind Rennmäuse in der Natur nicht gewohnt. Zucker, auch Fruchtzucker, führt schnell zur Verstopfung. Wasser sollte stets vorhanden sein.
Soziales Verhalten/Revierkämpfe
Weiterhin sind Rennmäuse sehr soziale Tiere, was sich durch ausgiebige gegenseitige Fellpflege und „Kuscheln“ zeigt. Sie erkennen Familienmitglieder am Geruch und verteidigen ihr Revier vehement gegen Eindringlinge. In der freien Natur gehen Revierkämpfe in der Regel unblutig aus und enden mit der Flucht des fremden Tieres. Da dies in Gefangenschaft nicht möglich ist, sind Revierkämpfe hier wesentlich gefährlicher. Oft stirbt das schwächere Tier an seinen Verletzungen.
Trommeln
Da sie viele natürliche Feinde haben, lauschen und sichern Rennmäuse häufig. Zur Beobachtung der Umgebung richten sie sich auf die Hinterbeine auf. Eine Besonderheit ihres Verhaltens ist das Trommeln. Hierbei klopft die Rennmaus rhythmisch mit den Hinterbeinen auf den Boden. Das Geräusch dient zur Warnung der anderen Tiere vor Gefahr.
Vermehrung
Weibliche Rennmäuse werden nach ca. acht Wochen, Rennmausmännchen mit ca. zwölf Wochen geschlechtsreif. Etwa 23–26 Tage nach der Befruchtung bringt das Weibchen ein bis elf Nachkommen zur Welt, die durchschnittliche Zahl beträgt fünf bis sechs. Die Jungen werden nackt und blind geboren, nach fünf Tagen öffnen sich die Ohren und zwischen der zweiten und dritten Woche öffnen sie die Augen. Das Fell fängt ab dem vierten Tag an zu wachsen und ist zuerst nur als ein leichter Flaum zu erkennen. Das Weibchen säugt die Jungen ca. vier Wochen. Es kommt vor, dass sich mehrere Weibchen die Betreuung der Jungen teilen, auch die Männchen beteiligen sich durch Wärmen der Jungen. Wird der Familienverband zu groß, wandern junge Rennmäuse ab, um ein eigenes Revier zu finden.
In der Gefangenschaft ist jedoch zu beachten, dass nicht mehrere Weibchen und Männchen zusammen gehalten werden sollten, da es zu unkontrollierter Vermehrung kommen kann. Dieses kann wiederum zu Streitereien untereinander führen, wobei sich die (meistens weiblichen) Rennmäuse manchmal sogar bis zum Tod bekämpfen.
Haltung
Mongolische Rennmäuse sind gesellige Tiere, daher ist dringend von der Einzelhaltung abzuraten.
Infolge des oben bereits erwähnten starken Revierverhaltens ist es für Anfänger wenig ratsam, mehr als drei Tiere zu halten. Während zwei Rennmäuse auch in großen (mehr als 120 x 50 cm) Terrarien nicht stark zu Revierstreitigkeiten neigen, steigt bei Rudeln die Gefahr von ernsthaften Verletzungen mit zunehmendem Platzangebot. Bei der Haltung gemischt-geschlechtlicher Rudel ist zu beachten, dass die Weibchen den Wurf der Konkurrentin töten können und die Männchen ihre Rangfolge durch blutige Kämpfe klären, die mit dem Tod der unterlegenen Böcke enden kann. Bei Geschwistern in einem Käfig bzw. bei Mäusen, die sich seit der Geburt kennen, kommt es selten zu Kämpfen. Mongolische Rennmäuse sind sehr nagefreudig, was zur sicheren Unterbringung beachtet werden muss.
Die Einstreu muss mindestens eine Höhe von 15–20 cm haben und zum Tunnelbau geeignet sein (genügend Heu und Stroh). Dazu muss unbedingt ein Sandbad zur Fellpflege bereitstehen. Als Sandbad dient einfacher Chinchillasand aus dem Zoofachhandel, welcher aber keinesfalls parfümiert sein sollte. Wird ein Laufrad angeboten, sollte es einen Durchmesser von 25–30 cm haben. Eine geschlossene oder sehr feinmaschige Lauffläche ist wichtig, damit die Tiere nicht mit den Füßen hängenbleiben, was schmerzhafte Verletzungen zur Folge haben kann. Ein Laufrad, das einseitig geschlossen ist und mit der geschlossenen Seite an der Käfigwand montiert wird, verhindert dass sich die Tiere an der Stützkonstruktion den Schwanz einklemmen.
Im Gegensatz zu Hausmäusen haben sie nur sehr wenig Geruch, das Terrarium oder der Käfig braucht deshalb nur etwa alle drei bis vier Wochen komplett gesäubert zu werden. Jedoch ist es ratsam, das Sandbad alle drei bis vier Tage zu wechseln, da viele Rennmäuse dazu neigen, das Sandbad als Toilette zu benutzen.
Für Abwechslung sorgen Ausläufe außerhalb des Käfigs, weshalb es wünschenswert ist, einen Raum zu besitzen, den sie zusätzlich erkunden können. Da sie sich außerhalb des Käfigs aber nirgends einnisten sollen, darf es dort keine Verstecke geben, in denen sie aus dem Blickfeld verschwinden können. Natürlich sollte man alles, was keinesfalls angebissen werden darf, entfernen (z.B. Elektrokabel).
Literatur
- E. Kötter, E. Ehrenstein, Rennmäuse, Gräfe & Unzer, 1998, ISBN 3774226261
Weblinks
- http://www.rennmaus.de/ - Informationsseite und Rennmausforum
- http://www.web-toolbox.net/maus/ - Sehr umfangreiche Informationen und Bastelhinweise
- http://www.wuesten-rennmaus.de/ - Umfangreiche Seite mit vielen Informationen zu Krankheiten/Züchtern/Literatur
- Meriones unguiculatus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: Baillie, 1996. Abgerufen am 12. Mai 2006
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