Yildiz-Palast

Yildiz-Palast

Der Yıldız-Palast ist ein großer Komplex des früheren kaiserlichen Osmanen-Pavilions und -Villas in Istanbul, Türkei. Er wurde im 19. und frühen 20. Jahrhundert erbaut. Er war als Residenz des Sultans und seines Hofes bis ins späte 19. Jahrhundert in Gebrauch.

Inhaltsverzeichnis

Ursprung

Der Yıldız-Palast („Sternen-Palast”) wurde 1880 erbaut und vom osmanischen Sultan Abdülhamid II. genutzt. Das Areal des Palastes war zuvor Waldland. Es wurde während der Herrschaft von Sultan Ahmed I. (1603-1617) zu Regierungseigentum. Verschiedene Sultane nach Ahmed I erfreuten sich an Freizeiten auf diesem Landsitz, und die Sultane Abdülmecid I. und Abd ul Aziz erbauten dort Häuser.

Im späten 19. Jahrhundert verließ Sultan Abdülhamid II den Dolmabahçe-Palast, weil er einen Angriff auf den Palast von der Seeseite her befürchtete, da der alte Palast direkt am Bosporus liegt. Er erweiterte den Yıldız-Palast und beauftragte den bekannten italienischen Architekten Raimondo D'Aronco, neue Gebäude auf dem Palastareal zu errichten. Als er dorthin zog, wurde dieser neue Palast der vierte Sitz der osmanischen Regierung.

Die vorigen Sitze waren der Eski Saray (Alter Palast) in Edirne, der Topkapı-Palast und der Dolmabahçe-Palast in Istanbul.

Gebäudeanlage

Der Palast ist ein Komplex von Gebäuden aus Wohnsitzen bzw. Apartments (Büyük Mabeyn), mit dem Şale-Pavillon, dem Malta-Pavillon, dem Çadır-Pavillon, dem Yıldız Denater und mit dem Opernhaus, mit dem Yıldız-Palastmuseum und mit der Kaiserlichen Porzellan-Manufaktur. Die Palastgärten des Yıldız sind auch eine beliebte öffentliche Fläche für die Einwohner von Istanbul. Eine Brücke verbindet den Yıldız-Palast mit dem Çırağan-Palast über den Bosporus mit einem Weg durch diesen Garten hindurch.

Staatliche Wohnungen

Regierungs-Offizielle, die für Abdülhamid II. arbeiteten, hatten im Palastkomplex ihre Wohnungen.

Şale-Kiosk

Der Wohnsitz des Sultans war der Şale-Kiosk oder -Pavillon. Das Gebäude hat zwei Etagen und ein Erdgeschoss. Es ist in einer Mischung aus Stein- und Holzbauweise errichtet. Es wurde in drei Pahasen erbaut: Der erste Teil wurde in den 1870er Jahren erbaut und war gezeichnet wie ein Schweizer Chalet, daher der Name Şale. Winston Churchill und Charles de Gaulle waren unter den Besuchern dieses Palastes. Die zweite Sektion wurde 1889 hinzugefügt, um den Besuch von Kaiser Wilhelm II. zu unterstützen, der unter den ersten ausländischen Herrschern war, die Konstantinopel besuchten. Ebenso zu jener Zeit wurde dann der Sedefli-Salon (Perlen-Salon) hinzugefügt. Der Name leitet sich von den extensiven Gebrauch von Perlen ab, die nahezu alle Oberflächen bedeckten. Dort finden sich auch detaillierte Landschaftsmalereien unter den Decken. Der dritte Bauabschnitt wurde ebenso für Kaiser Wilhelm II. 1898 erbaut. Das Empfangszimmer wurde ebenfalls erbaut; es bildet den beeindruckendsten Raum des gesamten Şale-Pavillons. Dort befindet sich ein Teppich auf dem Flur, der mehr als 400 Quadratmeter groß ist und von 60 Webern gefertigt wurde. Elegante Einrichtungen in den Zimmern beinhalten vergoldeten Deckenzierrat und große Spiegel. Abdülhamid II war ein talentierter Schreiner und fertigte selbst einige Möbelstücke für den Şale-Pavillon an.

Malta-Kiosk

Malta-Kiosk
Salon im Erdgeschoss mit Schwanen-Brunnen

Der Malta-Kiosk ist ein Pavillon im Yıldız-Park auf der Nordseite der Mauer zum Yıldız-Palast. Dort befinden sich auch zwei Beobachtungs- und Ruhepavillons in dem Graben an der Rückseite des Gartens des Çırağan-Palastes aus der Periode Abdül Aziz I. Der Ursprung des Namens ist nicht sicher, aber es wird vermutet, dass während der osmanischen Ära einige Paläste Namen erhielten, die an eroberte Gebiete erinnern; folglich soll dieser Palast in Erinnerung an die Eroberung von Malta benannt worden sein.

Der Malta-Kiosk ist ein Beispiel der Säkulararchitektur des 19. Jahrhunderts. Die äußere Fassade ist in gelb und grün gehalten. Das Gebäude wurde von Sarkis Balyas und seinen Brüdern erbaut. Während der Periode Abdül Mecid I waren die Architekten von europäischen Beispielen beeinflusst. Daher wurden Motive aus der Natur verwendet; Blumen, Früchte und jagdbare Tiere finden sich zuhauf an den Wänden. Runde Marmorsäulen, Terrassen, Schafräume, hölzerne und kristallene Hallen zeigen Merkmale der Neo-Klassik, der Neo-Islamik und Charakteristiken des Neo-Ottoman. Die Bögen in S- und C-Formen entstammen dem Rokoko. Palmen und Muscheln wurden den Ecksteinen der Bögen hinzugefügt. Den Barock-Stil des 19. Jahrhunnderts reflektieren die ovalen Fenster, die Säulen mit schmalen Türmen an den Enden. Die vertikalen und horizontalen Elemente balancieren den Empire-Stil, die napoleonische Periode unter dem Einfluss der ägyptischen und römischen Architektur.

Der Pavillon hat vier Eingänge. Wenn man von der Meeresseite her eintritt, betritt man eine große Halle. Dort sind Balkone auf der zweiten Etage mit Meerblick. In der Mitte der Halle befindet sich ein Marmorbrunnen mit einer Schwanenfigur. Dort sind große Marmorvasen auf Ecksteine platziert. Vier Schwäne und sechs Fischfiguren rund der Vasen umarmen einander. Wasserdüsen an den Fischschwänzen und den Schwanenköpfen versprühen Wasser.

Beide Seiten der Marmortreppen haben Säulen vom Boden bis zur Decke. Unmittelbar an den Säulen befindet sich eine große Düse, mit Schwänen geschmückt, die ihre Köpfe ins Wasser beugen. Auch befinden sich Blätter und Blumendesigns in den Marmor eingraviert.

Auf dem oberen Flur befinden sich zwei kleine Räume und Schlafräume rund der großen Halle.

Ein großer Kamin ist in der Großen Halle, umgeben von kurvigen bunten Blumenmustern. Balkone finden sich an der Frontseite der Halle. Das Gebäude wurde als Jagdpalast und Erholungs- Landsitz genutzt; somit finden sich dort Jagdtiere, Blumen-, Pflanzen - und Fruchtmotive.

Zwei Räume auf dem obene Flur sind mit Blumemotiven geschmückt. Das Haupttreppenhaus ist doppelt ausgeführt und geschwungen. Sultan Abdül Hamid fügte den Pavillon dem Yıldız-Palast hinzu und nutzte ihn zur Erholung und für Besucher. Wie auch andere Pavillons im Yıldız-Palast sah auch der Malta Kiosk wichtige und historische Ereignsse.

Als die Çırağan-Erhebung, geleitet von Ali Suavi 1878, um den Sultan Murad V abzusetzen, fehlschlug, sandte Sultan Abdül Hamid ihn aus Sicherheitsgründen in diesen Pavillon, was im Wesentlichen einem Hausarrest gleichkam. Der Prozess für Midhat Pasha fand in einem Zelt hinter diesem Pavillon statt.

Nach dem Exil von Sultan Abdül Hamid wurde der Malta-Kiosk über mehr als 40 Jahre nicht mehr genutzt. 1941 wurde der große Graben hinter dem Yıldız-Palast in den Yıldız-Park verwandelt, der Stadtverwaltung Istanbul übertragen und für die Öffentlichkeit freigegeben.

Çadır-Kiosk

Çadır Kiosk

Dieser Palast wurde von Sultan Abd ul Aziz 1861-76 erbaut, der ihn als Gefängnis nutzte. Heutzutage beherbergt er ein Café und ein Restaurant.

Yıldız Denater und Opernhaus

Erbaut von Sultan Abdülhamid II. 1889. Der Palast hat Sterne in seinem Domhimmel, eine Reverenz an den Namen des Yıldız-Palastes, der „Sternenpalast“ bedeutet. Weil niemandem gestattet war, dass er dem Sultan in dessen seitlicher Loge den Rücken zukehre, wurden die ersten Sitzreihen niemals benutzt.

Yıldız-Palastmuseum

Dieser Palastteil war ursprünglich die Schreinerwerkstatt von Abdülhamid II. Er wird heutzutage für Kunstausstellungen genutzt.

Kaiserliche Porzelanmanufaktur

Yıldız-Porzelanfabrik

Sie wurde 1895 eröffnet, um den Bedarf der höheren Kreise an europäischer Gebrauchskeramik zu decken. Ihre Schüsseln, Vasen und Teller zeigten oftmals Szenen am Bosporus. Das Gebäude hat ein interessantes Erscheinnungsbild, das an eine europäische Burg im Mittelalter erinnert.

Momentaner Gebrauch

Nachdem das osmanische Kaiserreich endete, wurde der Palast als Luxuskasino und -hotel für Staatsgäste genutzt. Heute ist er ein Museum, und seine Gärten können für private Zwecke gemietet werden, wie z.B. für die Istanbuler Antiquitätenmesse in der Silahhane-Halle, die normalerweise im November stattfindet. Das Istanbuler Büro der OIC befindet sich ebenso im Yıldız-Palast.

Der Palast liegt im Beşiktaş-Distrikt von Istanbul. Er ist von Oktober bis Februar täglich von 9:30 bis 16:00 Uhr geöffnet und zwischen 9:30 und 17:00 Uhr von März bis September. An Montagen und Dienstagen ist er geschlossen.

Einzelnachweise

1. Eyewitness Travel Guides: Istanbul. 124-125
2. www.istanbulportal.com/istanbulportal/Yildiz_Palast.aspx
3. www.istanbulinfolink.com/den_city/Palasts/yildizPalast.htm
4. www.pointsfromturkey.com/yildiz_Palast.html

Literatur

  • Önder Küçükerman, Nedret Bayraktar, Semra Karakaţli. Yıldız Porcelain in National Palasts Collection. TBMM, Istanbul, 1998.
  • Vahide Gezgör, Feryal Irez. Yıldız Palast Chalet Kasr-ı Hümayunu. TBMM, Istanbul, 1993.

Weblinks


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