Za Zelazna Brama

Za Zelazna Brama

Die Wohnsiedlung Za Żelazną Bramą (Hinter dem Eisernen Tor) – liegt im Nordwesten der Warschauer Innenstadt und reicht in den anliegenden Stadtbezirk Wola hinein. Der Name wurde von dem nicht mehr bestehenden Eisernen Tor – dem Eingang zum Sächsischen Garten – abgeleitet. An seiner Stelle steht heute der Lubomirski-Palast (versetzt und gedreht 1970).

Die historischen Grenzen der Siedlung, 19. Jahrhundert bildeten die Straßen: Chłodna, Żabia, Skórzana, Graniczna sowie der Sächsische Garten. Das von vielen Juden bewohnte Stadtviertel wurde 1940 dem Warschauer Ghetto als Kleinghetto eingegliedert. Nach der Ermordung der Juden wurde das Wohngebiet 1943 völlig zerstört. Verschont wurden die Markthallen am Mirowski-Platz, die aus dem Ghetto ausgesondert waren. Auch sind ein paar Häuser am Ghettorand stehengeblieben (in der Próżna-Straße), ansonsten findet man in der ganzen Wohnsiedlung Za Żelazną Bramą nur moderne Architektur.

Erst in den 1960er Jahren konnte das leere, von Trümmern befreite „Niemandsland“ neu bebaut werden. So wurde quer durch das Gebiet eine Nord-Süd-Achse geführt – die heutige Johannes-Paul-II-Allee, eine der verkehrsreichsten Straßen in Warschau, die die Bezirke Wola und Innenstadt (Śródmieście) voneinander trennt.

Einheitswohnblock

Das markanteste Element des Wohngebietes bilden seine 19 breiten Einheitswohnhochhäuser aus den Jahren 1965–1972. In jedem Wohnblock dieser Art leben über 1000 Einwohner auf 15 Etagen verteilt. Die Wohnungen sind eher klein, ohne Balkone, oft mit einer fensterlosen Küche. Die Attraktivität des Wohngebietes liegt in seiner zentralen Lage. Da die Häuser sehr großzügig angelegt wurden, bestand zwischen den Häusern viel Grünfläche. Zu den 19 Einheitswohnhäusern kommen auch ein paar kleinere dazu. Insgesamt leben hier 25.000 Einwohner, meistens Singles, Rentner, kinderlose Paare, aber auch relativ viele Vietnamesen.

Interessant ist, dass die Wohnhäuser keine Plattenbau sind, wie die meisten glauben. Sie entstanden unter Anwendung der damals innovativen Bautechnik „Stolica“ („Hauptstadt“), wobei die Betonelemente ausgegossen wurden. Einige Wände, darunter die Fassaden, sind aus Hohlstein gebaut.

Zum Zeitpunkt des Baus wurde an die soziale Rolle der Wohnhäuser in der sozialistischen Gesellschaft gedacht. So haben die Häuser jeweils zwei breite Eingangshallen im Erdgeschoss sowie auf jeder Etage größere Warteräume vor den Aufzügen. Diese waren als Gruppenräume gedacht, wo sich die Einwohner gerne treffen würden, ähnlich einem Studentenwohnheim. Daraus wurde jedoch nichts. Das Leben spielt sich hier sehr anonym ab.

Eine "Hauptstadtlegende" besagt, dass der damalige kommunistische Parteichef Władysław Gomułka das Wohnprojekt persönlich überwachte – es war die erste große Wohnsiedlung in der polnischen Hauptstadt nach dem Zweiten Weltkrieg. Er habe Druck auf Architekten ausgeübt, damit auf überflüssigen Luxus verzichtet würde. Man überlegte sogar, Gemeinschaftstoiletten und -badezimmer einzubauen.

In den 1990er Jahren wurde die Wohnsiedlung unter zwei Wohnverwaltungen gestellt, da die Häuser auf zwei Stadtbezirke verteilt sind. Es begann die Sanierung der Häuser. Die Grünfläche zwischen den Häusern fiel neuen Investitionen und Parkplätzen zum Opfer.

Leben in der City

Nach der Wende 1989 änderte sich der Charakter der Gegend. Die weite unbebaute Fläche in der attraktiven Lage war begehrt bei Investoren. So entstanden in den 1990er Jahren neue Bauten, darunter Büros (TP S.A. und PZU) und Hotels (darunter zwei der Luxusklasse). Es sollen in den kommenden Jahren auch weitere neue Gebäude errichtet werden, etwa das Hochhaus mit Apartments „Shalom Tower“.

Damit wurde die ursprüngliche urbane Vision dieser Gegend zum Teil zerstört und die Grenze zur City verschwamm. Einige freie Fläche wurde jedoch bei der Planung in den 1960ern für die spätere weitere Bebauung frei gelassen. Damit verlor das Wohngebiet an Attraktivität für Familien mit Kindern. Auf Grund der schwierigen Verkehrslage in der Stadt und vielen Autostaus bleibt die Wohnsiedlung ein sehr guter Wohnort für Angestellte, die in der City arbeiten. Die nahegelegenen Sächsischer Garten und die Altstadt sind bestens geeignet für die Erholung der Einwohner. Die Nähe zum Zentralbahnhof erlaubt ein schnelles Verlassen der Stadt. Eingekauft wird in der Innenstadt oder in den Markthallen am Mirowski-Platz, wo sich auch ein Straßenmarkt befindet und bei den älteren Einwohnern beliebt ist (Die Hallen bestanden schon vor dem Krieg und waren zu der Wirtschaftskrise der 1980er einer der weniger Standorte in der Hauptstadt, wo man noch Chancen hatte Grundlebensmittel zu ergattern). Durch ein Teil der Siedlung zieht sich ein Park – praktisch eine Verlängerung des Sächsischen Gartens.

Die jüdische Gemeinde ist in der Wohnsiedlung mit der einzigen übriggeblieben Synagoge der Stadt und Gemeindeeinrichtungen sowie einem Theater, einem Restaurant und einem koscheren Lebensmittelladen präsent. Diese Minderheit hält sich jedoch abgeschirmt, fällt nicht auf und prägt überhaupt nicht mehr das Bild des Stadtbezirkes, wie es vor 1943 der Fall war.


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