Plac Za Żelazną Bramą

Plac Za Żelazną Bramą
Darstellung des Platzes in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von Canaletto
Zerstörte Platzrandbebauung im Zweiten Weltkrieg
Teil des Platzes (Häuser Nr 3-7) kurz vor Beginn des Warschauer Aufstandes im Sommer 1944
Der heutige Platz vor dem Lubomirski-Palast, Blick vom westlichen Ende des Sächsischen Gartens
Einer von vielen Wohnblöcken der Nachkriegssiedlung

Der historisch bedeutsame Plac Za Żelazną Bramą (auch: Plac Żelaznej Bramy; deutsch: Platz hinter dem Eisernen Tor) liegt im nordwestlichen Teil der Innenstadt von Warschau. Sein Vorläufer entstand im 17. Jahrhundert. Der Name des Platzes lehnt sich an ein nicht mehr existierendes Tor des Sächsischen Gartens an - das Żelazna Brama.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der heutige Platz ist nicht identisch mit dem gleichnamigen Ort vor dem Zweiten Weltkrieg. Die in dem Stadtgebiet erfolgte starke Zerstörung der vorhandenen Bausubstanz während des Krieges führte in der Nachkriegszeit zu einer fast kompletten Neubebauung des Viertels. Dadurch verschob sich auch der Platz. Aber auch zu früheren Zeiten war es bereits zu Veränderungen der Platzgröße und -struktur gekommen. Im 18. Jahrhundert reichte der Platz (damals allerdings noch unter anderem Namen) im Osten von der heutigen Ulica Marszałkowska bis im Westen etwa zur heutigen Aleja Jana Pawła II im Stadtteil Wola. Er war und ist die westliche Verlängerung der Sächsischen Achse. Als Plac Żelaznej Bramy wird heute der Platz vor dem Lubomirski-Palast bezeichnet, außerdem trägt die den Platz im Norden passierende Verbindungsstraße zwischen den beiden vorgenannten Verkehrsadern an ihrem ostwärtigen Ende denselben Namen[1].

Geschichte

Im 17. Jahrhundert entstanden (neben weiteren anderen) auch an der westlichen Stadtgrenze Warschaus zwei hintereinander liegende Ortschaften: Wielopole[2] und Mirów. Beide Dörfer unterstanden nicht der Warschauer Gerichtsbarkeit und durften eigene Märkte betreiben (Jurydyka[3]) . Die beiden Marktplätze gingen ineinander über. Der üblicherweise verwendete Name dieses gemeinsamen Marktplatzes lautete Targowica Wielopolska (deutsch: Marktplatz Wielopolska) oder Plac Targowicej Wielopolskiej (deutsch: Platz des Marktes von Wielopolska).

Vermutlich zu Beginn des 18. Jahrhunderts errichtete die Radziwiłł-Familie direkt am Platz ein Palais. Das später erweiterte und noch bestehende Gebäude wird heute als Lubomirski-Palast bezeichnet. Ab dem 18. Jahrhundert entwickelte sich das Marktwesen in Wielopole stark. Das erste Kaffeehaus Warschaus eröffnete hier im Jahr 1759. Die architektonisch bedeutsame Handelshalle Gościnny Dwór entstand 1841.

Unter dem Sachsenkönig

König August II. liess den Platz nach Warschau eingemeinden, um ihn daraufhin in seine architektonische Idee der „Sächsischen Achse“ einzufügen. Dazu mussten verschiedene ältere Gebäude am Platz abgerissen werden. Der ebenfalls geplante Abriss des die Symmetrie der Achse störenden Lubomirski-Palastes wurde nicht mehr ausgeführt. Am westlichen Ende des Marktes entstanden aber sechs große Kasernengebäude, um die Königliche berittene Garde aufzunehmen. Fünf dieser Kasernenblocks wurden am Ende des 19. Jahrhunderts unter russischer Besetzung abgerissen um Raum für den Bau der Mirów-Markthallen zu schaffen. Am Rande dieser Hallen wurde aus einem freigebliebenen Teil des vormaligen Marktplatzes in Mirów der Plac Mirowski - eine Bezeichnung, die sich noch heute als Name der dort verlaufenden Straße wiederfindet.

Kurz nach der Errichtung des Parktores an der Westseite des Sächsischen Gartens wurde der Marktplatz in Wielopole nach diesem Tor benannt.

Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg

Mit Ausnahme der beiden Mirów-Hallen wurde das gesamte Stadtviertel im Laufe des Zweiten Weltkrieges - vor Allem in Folge der Kampfhandlungen um den Warschauer Aufstand - zerstört. Während des Aufstandes fanden auf dem Platz Hinrichtungen an der Warschauer Zivilbevölkerung statt[4]. Nach dem Krieg wurde der Sächsische Garten an seinem Westende um die heute hier verlaufende Ulica Marszałkowska verkürzt. Die Mirow-Hallen wurden instandgesetzt und der Lubomirski-Palast wieder aufgebaut und später nach Osten eingedreht. Unter Władysław Gomułka entstand in den 1960er Jahren eine grosse Wohnsiedlung, die zum Teil den früheren Platz überbaute und seinen Namen erhielt: Za Żelazną Bramą.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Im Mittelteil heisst sie Ptasia-Straße, am westlichen Ende Plac Mirowski
  2. König Johann II. Kasimir hatte dieses Land an den Warschauer Starosten Jan Wielopolski gegeben. Im Jahr 1693 erhielt das Gebiet den Autonomie-Status. Die Witwe Wielopolskis gründete hier eine kleine Stadt mit dem Namen Wielopole. Der Entwurf dieser Ortschaft stammte möglicherweise von Tylman van Gameren
  3. Mit dem Begriff Jurydyka wurden in Polen solche der Kirche oder Adligen gehörenden Ortschaften bezeichnet, die trotz unmittelbarer Nähe zu königlichen Städten gelegen, nicht den städtischen Vorschriften, besonders bezüglich der Beschränkung des Handels unterlagen. Rund um Warschau gab es zu Beginn des 18. Jahrhunderts 14 solcher Jurydyki, die später eingemeindet wurden
  4. gem. Janusz Durko, Album Warszawski/Warschauer Album. Das Bild der Stadt nach den Sammlungen im Historischen Museum der Hauptstadt Warschau, Deutsch-polnische Edition, Agencja Reklamowo-Wydawnicza A. Grzegorczyk, ISBN 83-86902-73-6, Warschau 2000, S 211

Literatur

  • Ryszard Mączewski, Jarosław Zieliński und Krzysztof Jaszczyński, Co bylo za Żelazną Bramą?, in: Zeitschrift Stolica, Nr. 10 (2199), Oktober 2008, ISSN 0039-1689, Verlag Ekbin, Warschau 2008, S. 6 - 18 (in Polnisch)
  • Dobrosław Kobielski, Warszawa na fotografiach z XIX wieku, Verlag KAW, RSW Prasa Ksiązka Ruch, Warschau 1982, S. 174 ff. (in Polnisch)

Weblinks

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