Bendix von Ahlefeldt

Bendix von Ahlefeldt
Benedikt von Ahlefeld

Benedikt (Bendix) von Ahlefeldt (* 11. November 1678; † 10. Juni 1757 in Uetersen) war Gutsherr der holsteinischen Güter Jersbek und Stegen, zeitweilig mäzenatischer Direktor der Hamburger Oper, Erbauer des Jersbeker Barockgartens mit Gartenhaus und des heute noch vorhandenen Jersbeker Eiskellers sowie Klosterpropst zu Uetersen. Er kam im öffentlichen Leben zu hohem Ansehen und bekleidete bedeutende Ämter (königlich-dänischer Landrat und Mitglied des gemeinsamen schleswig-holsteinischen Landgerichts; Ritter vom Dannebrogorden; Geheimer Rat).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Eltern

Benedikt von Ahlefeldts Vater Hans Hinrich von Ahlefeldt (* 1. März 1656 in Deutsch-Nienhof; † 23. März 1720 in seinem Stadtpalais in Hamburg; ∞ 1678 in erster Ehe mit Dorothea Friederike von Ahlefeldt; ∞ 1708 in zweiter Ehe mit Mette Reichsfreiin Kielmann von Kielmannsegg) war im dänischen Staatsdienst, dänischer Diplomat und Vertrauter des Kronprinzen, den er auf dessen Kavalierstour 1692/1693 in Europa bis nach Versailles (Empfang durch den Sonnenkönig Ludwig XIV.) begleitete. Er war Geheimrat, Ritter des Dannebrogordens und vom Elefantenorden sowie Gutsherr des Gutes Seestermühe.

Zwei Ehen und vier Kinder

Benedikt von Ahlefeldt hat am 30. Juni 1704 in erster Ehe die Witwe Anna Margaretha (von) Rantzau, geb. von Buchwaldt (* 26. Juni 1678; † 5. September 1730) in Hamburg geheiratet, einzige und damit Erbtochter von Jasper von Buchwaldt zu Jersbek und Stegen (* 31. August 1650; † 1705). Nach dem in Hamburg am 30. Juni 1704 förmlich geschlossenen Ehekontrakt brachte Benedikt von Ahlefeldt 40.000 Reichstaler als Mitgift in die Ehe. Er war in zweiter Ehe (1. Mai 1734) mit der verwitweten Anna Christine (von) Blome, geb. (von) Rantzau verheiratet.

Aus der ersten Ehe gingen die vier Kinder Hans Hinrich (* 1707; † 19. März 1730 in Paris), Adolph Jasper (* 29. August 1712 in Hamburg; † 3. Dezember 1761), Metta Henrietta (* um 1714; ∞ 1733 mit Georg Ludwig Baron von Oberg, Gut Schwiechelt bei Peine) und Gerhard Bendix (* um 1715; † Februar 1755) hervor. Die zweite Ehe blieb kinderlos.

Lebensende

Nachdem die Verwaltung der Güter für Benedikt von Ahlefeldt immer mühseliger geworden war, hat er diese zum 1. Oktober 1754 unter Beibehaltung des Wohnrechts in Jersbek an seinen Sohn Adolph Jasper von Ahlefeldt übergeben. Nach dem Verzicht auch auf das Wohnrecht in Jersbek (10. März 1755) ist Benedikt von Ahlefeldt endgültig nach Uetersen gezogen, wo er am 10. Juni 1757 gestorben ist. Er wurde mit viel zeremoniellem Aufwand von Uetersen überführt und danach in einem „großen hölzernen Doppelsarg“ im Familien-Erbbegräbnis zu Sülfeld beigesetzt.

Ämter, Titel und Ehrungen

Benedikt von Ahlefeldt war königlich-dänischer Landrat (8. August 1711) und Mitglied des gemeinsamen schleswig-holsteinischen Landgerichts (seit 1731); er erhielt die Titel eines Kammerjunkers (vor 1708), eines Konferenzrats (vor 1715) und eines Geheimen Rats (seit 1734); er war Propst des Adeligen Klosters Uetersen (seit 1732) und Ritter vom Dannebrogorden (seit 1731). Damit rangierte er in der ersten der neun Rangklassen der hoffähigen Personen.

Direktion der Hamburger Oper

Benedikt von Ahlefeldt übernahm – als Hauptperson bei dem Direktionsregiment - am 22. Mai 1722 mit Friedrich Christian von Wedderkop und anderen „in Hamburg residierenden auswärtigen Gesandten" rückwirkend ab Ostern 1722 zunächst auf sechs Jahre die Direktion und Pachtung der bisher von Hofrat Gumprecht geleiteten Hamburger Oper am Gänsemarkt, die etwa 2.000 Zuschauern Platz bot. Die Jahrespacht betrug 1.200 Reichstaler. Nachdem die Mitdirektoren bereits 1723 ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachgekommen und demzufolge Ostern 1724 ausgeschieden waren, hat Benedikt von Ahlefeldt die Oper als alleiniger mäzenatischer Direktor noch zwei Jahre mit großen Kosten und Schaden fortgeführt, um sich dann am 15. März 1726 wegen allzu hoher Kosten von den beiden letzten Kontraktjahren durch eine ansehnliche Summe loszukaufen.

Nachdem das Opernhaus ab 1722 in besseren baulichen Zustand gesetzt, viele neue Dekorationen (u. a. von dem bekannten Theatermaler Giacomo (Jacob) Fabris) gemalt und Kleider angefertigt worden waren, genoss die Oper in Hamburg damals europäischen Ruf. Die musikalische Leitung der Hamburger Oper lag in dieser Zeit bei Georg Philip Telemann als „Director musices“. Es wurden - in den Jahren jedoch immer weniger - Opern u. a. von Georg Friedrich Händel, Telemann, Johann Mattheson und Reinhard Keiser aufgeführt.

Benedikt von Ahlefeldt wird eine „bewundernswerte“, aber leider verschollene Librettosammlung der von 1678 bis 1744 in Hamburg aufgeführten und gedruckten Singspiele zugerechnet.

Barockgarten mit Gartenhaus

Benedikt von Ahlefeldt ließ – wie zuvor sein Vater Hans Hinrich von Ahlefeldt auf Seestermühe – in den Jahren nach 1726 in Jersbek neben die vorhandene Gutsanlage mit Herrenhaus und Wirtschaftsgebäuden einen rund 8,8 ha großen prächtigen Garten im französischen Stil anlegen und vermutlich 1740 fertig stellen. Der in den Grundzügen symmetrisch angelegte Garten „in der klassischen Dreiteilung von Blumenparterre, Boskett (Heckengarten) und Waldquartier“ enthielt Schnörkelbeete mit seltenen Orangerie-Gewächsen, Hecken, Alleen, Springbrunnen, Wasserbecken, Küchenbeete, Obstgärten mit allen erdenklichen Arten von Früchten, darunter sogar Feigen, Baumrondell, ein Lusthaus und viele prächtige Plastiken. Der Garten war mit vielen Statuen und Vasen geschmückt. Ihre Fortsetzung fand „die Anlage in einer vierreihigen Lindenallee mit einem Blick in die unendliche Weite, wie ihn die Barockzeit liebte.“ Der Jersbeker Garten im französischen Barockstil war die größte Sehenswürdigkeit Jersbeks („Im August 1744 war sogar ein regierender deutscher Reichsfürst für kurze Zeit Gast in Jersbek. Kurfürst Clemens August von Köln, der jüngste Bruder des damaligen deutschen Kaisers, Karl VII. ließ sich“ – vermutlich durch Vermittlung von Georg Ludwig Baron von Oberg - von Benedikt von Ahlefeldt den berühmten Jersbeker Garten zeigen.) und war neben denen von Traventhal (um 1740-1750 errichtet) und Seestermühe der schönste Schleswig-Holsteins um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Heute sind nur noch das Allee-Gerüst und die Hauptwege der einstmals so großartigen Anlage erhalten, während die Schnörkelbeete und Boskette durch Wiesen oder Weideflächen ersetzt worden sind.

Benedikt von Ahlefeldt ließ 1747 eine Ansicht des Gartens in der Vogelperspektive von dem berühmten Hamburger Baumeister Ernst Georg Sonnin zeichnen und von Christian Fritzsch in Kupfer stechen. Am Rande der Zeichnung wurde eine Skala angebracht, „wodurch Länge, Breite und Größe eines jeden Gegenstandes ausgemessen werden können.“ Dieser Stich wurde in der Folgezeit zwei- oder dreimal abgewandelt.

Die Hauptachse des Gartens ging, wie die alte Gutsachse, von einem von Linden und Hecken gesäumten Rondell vor dem Torhaus aus nach Nordosten und war ausgerichtet auf ein eigens wohl um 1739 erbautes Gartenschlösschen, das „Gartenn Hauß". Mittelpunkt der Hofhaltung in Jersbek, die u. a. von den Komponisten Reinhard Keiser und Filippo Finazzi, dem Baumeister Sonnin (Schöpfer der Hamburger Michaeliskirche) und dem Hamburger Dichter Friedrich von Hagedorn genossen wurde, war sicherlich das Gartenhaus, in dessen mittlerem Saal Opern und Konzerte aufgeführt werden konnten, „für die eine eigene italienische Musikerkapelle“ angeblich gehalten oder zumindest gemietet wurde.

Klosterpropst zu Uetersen

Benedikt von Ahlefeldt wurde am 23. Februar 1732 von der Prörin und den Konventualinnen des adeligen Klosters Uetersen zu deren Klosterpropst gewählt. Dies war kein geistliches, sondern ein weltliches (Verwaltungs-)Amt. Seine Exzellenz – so der Titel des Klosterpropstes, der damit automatisch Mitglied der Fortwährenden Deputation der Prälaten und Ritterschaft war - hatte als weltlicher Arm die Angelegenheiten und Rechte des Klosters im Namen der Priörin (nur nach außen) zu vertreten. Er hatte nicht nur mit der Priörin Anna Emerantia von Reventlow, die „einen ausnehmend männlichen und gesetzten Charakter hatte“, sondern auch mit deren Nachfolgerin Marie Antoinette Reichsgräfin von Ahlefeldt zu Langeland und Rixingen seit dem 3. Mai 1754 dauernd Streitigkeiten, weil diese ungefragt Entscheidungen bei der Wahl und der Einsetzung verschiedener Klosterbedienten traf, für die zuvor der Klosterpropst zu befragen war.

Benedikt von Ahlefeldt ließ als Bauherr das heute noch bestehende Propsteigebäude (1733/34) und die neue Klosterkirche in Uetersen durch seinen Architekten Jasper Carstens errichten. Zu der feierlichen Einweihung der Kirche am Sonntag, dem 7. Dezember 1749 (2. Advent), kamen vermutlich 10 Musiker und 8 Sänger aus Hamburg zusammen mit dem Komponisten, Kapellmeister und Kastratensänger Filippo Finazzi, den vermutlich Benedikt von Ahlefeldt für die Gesamtsumme von 147 Reichstaler engagiert hatte.

Benedikt von Ahlefeldt erreichte durch seinen Charme, die selbstherrliche Priörin Anna Emerantia von Reventlow so zu überzeugen, dass seine Enkelin Metta von Oberg (* 10. November 1737 - † 25. Oktober 1794 in Uetersen) als „Auswärtige“ „durch Belieben des Convents“ einen Klosterplatz erhielt und nach Entrichtung des Immatriculations-Geldes von 125 Reichstaler Species am 26. März 1743 eingeschrieben wurde. Sie war mit der 15 Jahre jüngeren Uetersener Konventualin Gräfin Augusta Louise zu Stolberg-Stolberg befreundet, die als „Goethes Gustchen“ durch ihren Briefwechsel mit Johann Wolfgang von Goethe berühmt wurde.

Schulden zum Zeitpunkt des Todes

Benedikt von Ahlefeldt erhielt sowohl von seinen Großeltern als auch von seinen Eltern ganz beträchtliche Erbschaften und Zuwendungen, wovon 40.000 Reichstaler als Mitgift in die 1704 geschlossene Ehe eingebracht wurden.

Nach dem Tod der ersten Ehefrau wurde 1734 ein Vergleich geschlossenen, wonach die beiden Söhne dem Vater trotz neuer Eheschließung auf Lebenszeit die Nutznießung der Güter überließen, selbst eine jährliche Apanage vom Vater erhielten und der Vater verpflichtet wurde, „dass er keine neuen Schulden machen, sondern vielmehr aus allen Kräften sich dahin bestreben wolle, dass seine jetzigen Schulden, die er seinen Herren Söhnen bona fide eröffnet und namhaft gemacht, nach und nach abgetragen werden“.

Benedikt von Ahlefeldt hatte kurz vor seinem Tod nach dem „Status Creditorum auf Michaelis Anno 1754“ Schulden von nur 10.002 Reichstaler 12 Schillinge Courant hinterlassen, sodass die immer wieder kolportierte Aussage falsch ist, er hätte sich wegen Überschuldung „genötigt (gesehen), sein gesamtes Eigentum an seinen Sohn Adolf Jasper zu verpfänden“. Richtig ist, dass sein Sohn Adolph Jasper von Ahlefeldt und sein Enkel Bendix Wilhelm Georg Baron von Oberg die Güter innerhalb von nur 20 Jahren in den Ruin getrieben haben, sodass sie 1774 an Paschen von Cossel verkauft wurden.

Literatur

  • Bobé, Louis, Slægten Ahlefeldts Historie, 6 Bände, Kopenhagen 1897-1912, 5. Band, 116 ff., 138-144, Anhang Seite 49, Tafel V.
  • Danmarks Adels Aarbog (DAA), Kopenhagen, XLVI (1929) II 128, 133 sowie XC (1982-84) 676 (Geschlecht: von Ahlefeldt).
  • Davids, Curt, Chronik des alten Gutsbezirks Jersbek-Stegen, Hamburg 1954.
  • Heitmann, Hermann, Die Güter Jersbek und Stegen, Jersbek 1954 (vervielf. Ms.).
  • Hennigs, Burkhard von, Der Jersbeker Garten im Spiegel von Stichen und Zeichnungen aus dem 18. Jahrhundert - ein Beitrag zur Geschichte des Jersbeker Barockgartens, Stormarner Hefte 11/1985, Neumünster 1985.
  • Hennigs, Burkhard von, Das Portal des Herrenhauses zu Jersbek, in: Jahrbuch für den Kreis Stormarn 1985, Husum 1985, 34-35.
  • Hennigs, Burkhard von, Der Eiskeller des Gutes Jersbek, in: Die Heimat, 92. Jg. Heft 6/7, Neumünster 1985, 206–214.
  • Hennigs, Burkhard von, 400 Jahre Gut und Gemeinde Jersbek 1588-1988, in: Jahrbuch für den Kreis Stormarn 1989, Hamburg 1988, 84-102, (mit Fortsetzung im Jahrbuch 1990, Hamburg 1989, 13-26).
  • Ettrich, Hannelies, Chronik Jersbek, Husum 1989.
  • Dehio, Georg, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, 2. Aufl., München 1994.
  • Hennigs, Burkhard von, Jersbek, in: Adrian von Buttlar und Margita Marion Meyer (Hrsg.), Historische Gärten in Schleswig-Holstein, Heide i. H. 1996, 328-337.
  • Plath-Langheinrich, Elsa, Als Goethe nach Uetersen schrieb: Das Leben der Conventualin Augusta Louise Gräfin zu Stolberg-Stolberg. ISBN 3529026956
  • Maresch, Hans und Doris, Schleswig-Holsteins Schlösser, Herrenhäuser und Palais, Husum 2006.
  • Lohr, Axel, Die Geschichte des Gutes Jersbek von 1588 bis zur Gegenwart, Diss. phil. Hamburg 2007, Stormarner Hefte Nr. 24, Neumünster 2007.
  • Kopitzsch, Franklin/Brietzke, Dirk (Hrsg.), Hamburgische Biografie, Personenlexikon, Band 4, Göttingen 2008.

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