- Zenturio
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Centurio („Hundertschaftsführer“, von lat. centum = hundert) war die Bezeichnung für einen Offizier des Römischen Reiches, der normalerweise eine Centuria („Hundertschaft“) der römischen Legion oder eine vergleichbare Einheit der Auxiliartruppen (Hilfstruppen) befehligte. Es gab jedoch vielfältige Abstufungen innerhalb des Ranges. Der Name deutet zwar auf „hundert“ hin, jedoch bestand eine reguläre Centuria schon in der frühen Republik nur aus etwa 80 Legionären.
Im Gegensatz zu den Stabsoffizieren, die aus dem Ritterstand oder Senatorenstand kommen mussten, stiegen Centurionen immer aus dem Mannschaftsdienstgrad auf; damit konnte theoretisch jeder römische Bürger Centurio werden. In der Anfangsphase der Legion wurde der Centurio von seinen Soldaten gewählt, später durch den Legaten, den Legionskommandeur ernannt. Dabei bedurfte in der Kaiserzeit die Ernennung der Bestätigung durch den Kaiser. Der Zenturionenstand bildete das Rückgrat der römischen Armee und war für die Disziplin und Ordnung der Truppen von entscheidender Bedeutung. Es gibt eine Vielzahl von Berichten über die Härte, aber auch Tapferkeit der Centurionen. Im Gegensatz zu den Mannschaften und „Unteroffizieren“ wurden viele Centurionen nach Ablauf ihrer Dienstzeit nicht entlassen, sondern blieben bis zu ihrem Tod bei der Armee.
Der Centurio war als Vorgesetzter für die Ausbildung und die Ausrüstung seiner Legionäre verantwortlich. Er hatte das Recht, seine Leute auszuzeichnen und zu bestrafen; für Letzteres wurde auch vielfach der Weinstock (vitis) eingesetzt, den er als Zeichen seines Ranges bei sich trug (wahrscheinlich geht der traditionelle Offiziersstock der britischen Armee auf dieses Rangabzeichen zurück). Außerdem unterschieden sich Ausrüstung und Uniformierung der Centurionen von denen der Mannschaften, am auffälligsten durch den quer getragenen Helmbusch („crista transversa“), die Beinschienen und das auf der linken Seite getragene Schwert. Sein Sold betrug mindestens das Vierfache desjenigen eines einfachen Soldaten. Er musste sein Zelt nicht mit anderen Soldaten teilen und ihm stand ein eigenes Reitpferd und ein zusätzliches Tragtier zu. Die Rüstung und die Auszeichnungen eines Centurio finden sich vielfach auf Grabsteinen verstorbener Offiziere dargestellt.
Untergliederung
Centurio war kein einheitlicher Rang. Zwar standen Centurionen mit wenigen Ausnahmen alle einer Centurie vor, der eigentliche Rang ergab sich dabei jedoch aus der Stellung dieser Centuria innerhalb der Legion, die sich in zusätzlichen Bezeichnungen ausdrückte. Dabei wurde zunächst unterschieden zwischen den Centurionen der verschiedenen Manipel (in aufsteigender Bedeutung) Hastaten, Principes und Triarier (Letztere oft als „Pili“ bezeichnet). Innerhalb eines Manipels stand der Kommandeur der ersten Centuria („prior“) über dem der zweiten („posterior“). Also sah die Rangfolge so aus (aufsteigend):
- Posterior Hastatus
- Prior Hastatus
- Posterior Princeps
- Prior Princeps
- Posterior Pilus (Triarier)
- Prior Pilus (Triarier)
Dabei bestand jedoch nur zwischen dem Prior und Posterior des gleichen Manipels ein echtes Vorgesetztenverhältnis. Allen anderen übergeordnet waren die Centurionen der ersten Kohorte, in der das Feldzeichen geführt wurde. Dies waren die Centurionen
- Primus ordo, der ersten Ordnung (also Primus Prior Hastatus usw.)
Ganz besonders hervorgehoben war der:
- Primus pilus; oberster Centurio einer Legion, Verantwortlich für den Schutz des Legionsadlers und Berater des Legaten
- Primus pilus bis; Centurio, der ausnahmsweise eine zweite Amtszeit als Primus Pilus absolviert
- Primipilaris; ehemaliger Primus Pilus
Außerdem noch:
- Princeps praetorii; Centurio, der zu einem Stab abgestellt ist
- Centurio supernumerarius; wörtlich "der überzählige Centurio", Centurio mit speziellen Aufgaben, ohne eigene Einheit.
Durch diese starke Untergliederung fällt es schwer, den Centurio mit modernen Dienstgraden zu vergleichen. In seiner Funktion als Führer einer nur 80 Mann starken Infanterieeinheit entspricht er am ehesten einem Leutnant. Ein Primus Pilus wäre dagegen vielleicht mit einem Oberst vergleichbar, ging aber in seinem gesellschaftlichen Prestige weit darüber hinaus.
Primus Pilus
Der Primus Pilus führte die erste Centuria, welche während einiger Zeit des römischen Reiches die doppelte Mannstärke der übrigen Centurien hatte und den Legionsadler führte. Die Position des Primus Pilus war eine ganz außerordentliche Ehre, die meistens nur im letzten Jahr vor der Entlassung eingenommen wurde. Sie war auch mit erheblichen finanziellen Privilegien verbunden, so dass danach den Primipilari oft ein Aufstieg in die Ritterschaft oder der Wechsel in bedeutende Verwaltungsposten (z. B. Provinzverwaltung) möglich war. In der Legion war der Primus Pilus nur dem Legaten, den sechs Tribunen und dem Praefectus Castrorum unterstellt.
Für die Kaiser stellten die Primipilari ein Reservoir fähiger Führer dar, die nicht in die Strukturen der etablierten Machteliten Roms verstrickt waren.
Literatur
- Marcus Junkelmann: Die Legionen des Augustus. Mainz 1986, ISBN 3-8053-0886-8.
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