Zetetik

Zetetik

Zetetik (vom Altgriechischen: ζἠτηsις – zétesis: Suche, Untersuchung) ist ein philosophischer Begriff und bedeutet eine theoretische Einstellung, für die das Suchen im Vordergrund steht. Bereits der sokratische Dialog bei Platon gilt als ein zetetisches Verfahren.[1] Mit Zetetikoi (Suchende) wurden in der Antike die Schüler des Skeptikers Pyrrhon bezeichnet.[2] Für Immanuel Kant war die Methode des Unterrichts in „Weltweisheit“ zetetisch, also forschend, und nicht dogmatisch.[3] Ein Beispiel diese Denkweise ist der Falsifikationismus Poppers, der die Wahrheit nur als vorläufiges Geschehen eines offenen, nicht zu beendenden Weges betrachtete. Unter Bezugnahme auf Sextus Empiricus und dessen Schrift Adversus dogmaticos spricht Lutz Geldsetzer von einer zetetischen Hermeneutik.[4] Hans Georg Gadamer hielt die Unterscheidung von dogmatischer und zetetischer Hermeneutik selbst für dogmatisch und plädierte für ihre hermeneutische Auflösung.[5] In der Rechtswissenschaft wird unter Zetetik die kritische, nicht an Dogmatik gebundene Textanalyse zum Zweck der Forschung verstanden.[6]

Siehe auch: Heuristik

Einzelnachweise

  1. Wolfgang H. Pleger: Sokrates. Der Beginn des philosophischen Dialogs. Reinbek 1998, 194
  2. Karl Vorländer: Geschichte der Philosophie, I. Philosophie der Antike, § 42 (online)
  3. Immanuel Kant: Nachricht von der Einrichtung seiner Vorlesungen in dem Winterhalbjahre 1765-1766, AA Band II (Vorkritische Schriften II), 307
  4. Lutz Geldsetzer: Allgemeine Hermeneutik
  5. Hans Georg Gadamer: Wahrheit und Methode, Gesammelte Werke Band 2, Tübingen, Mohr-Siebeck 1993, 279
  6. Theodor Vieweg: Systemprobleme in der Rechtsdogmatik und Rechtsforschung, in: Axel Diemer: System und Klassifikation in Wissenschaft und Dokumentation, Meisenheim 1969, 96-104

Literatur

  • Lutz Geldsetzer: Über zetetischen und dogmatischen Umgang mit Philosophiegeschichte, in: H. R. Yousefi, Kl. Fischer, R. Lüthe und P. Gerdsen (Hg.): Wege zur Wissenschaft. Eine interkulturelle Perspektive. Grundlagen, Differenzen, Interdisziplinäre Dimensionen, Nordhausen 2008, S. 309- 335.
  • Rudolf Malter: Philosophieunterricht nach zetetischer Methode, in: Zeitschrift für Didaktik der Philosophie 3 (1981), 63-78.

Weblinks


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  • Zetētik — (v. gr.), die Kunst, Unbekanntes durch Fragen zu erforschen; daher Zetetische Methode, die Methode, durch Fragen auf die Auflösung eines Problems hinzuleiten. Zetetiker (Suchende) nannten sich die Skeptiker, weil sie behaupteten, daß die Wahrheit …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Zetetik — Zetetik, griech. deutsch, die Kunst durch Fragen Unbekanntes zu erforschen, auch wohl durch Fragen einen andern zu verwirren …   Herders Conversations-Lexikon

  • zététique — [ zetetik ] adj. • 1694; lat. sc. zeteticus (déb. XVIIe); du gr. zêtêtikos « qui recherche » 1 ♦ Hist. Math. Analyse zététique : nom donné par Viète à ce que nous appelons aujourd hui méthode analytique. 2 ♦ (1721; gr. zêtêtikos) Hist. Philos.… …   Encyclopédie Universelle

  • Polyzetëse — (v. gr.), Fehler des vielen u. unnützen Fragens, s. u. Zetetik …   Pierer's Universal-Lexikon

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