- Zigarettenpapier
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Zigarettenpapier ist das den Tabak einer Zigarette umhüllende, glimmfähige, dünne, meist geruchs- und geschmacksfreie Papier. Die Glimmfähigkeit wird durch spezielle Imprägnierungen erreicht. Bei industriell hergestellten Zigaretten ist das Zigarettenpapier ein integraler Bestandteil des Produktes, bei selbstgestopften Zigaretten ist es Teil der sogenannten Hülse. Im Besonderen wird unter Zigarettenpapier das separat erhältliche Papier zur Herstellung selbstgedrehter Zigaretten verstanden. Dieses Papier wird auch als Blättchen oder Paper(s), im technischen Bereich als RYO-Papier (Roll your own), bezeichnet.
Für die industrielle Fertigung von Zigaretten wird Zigarettenpapier in 19 bis 27 mm breite, 6000 m lange Rollen („Bobinen“) geschnitten. Die flächenbezogene Masse beträgt 15–22 g/m².
Zigarettenpapier für selbstgedrehte Zigaretten wird in rechteckig zugeschnittenen, ca. 70×35 mm großen Papierabschnitten vermarktet. Diese einzelnen Papiere sind − in der Mitte gefaltet − in Pappschachteln erhältlich. Diese Spender haben in der Mitte einen Ausstanzung, aus der das erste Papier bereits herausschaut. Dabei liegt eine Hälfte eines Papiers im Falz (also innerhalb) des nächsten Papiers, so dass man beim Herausziehen eines Blättchens den Anfang des nächsten gleich mit herauszieht, um so die Entnahme einfacher zu gestalten (wie es etwa auch bei Kosmetiktücherspendern der Fall ist). Gängige Packungsgrößen sind 50 oder 100 Stück. Zigarettenpapier ist einseitig, entlang einer der langen Seiten, mit einer Klebefläche (oft Gummi Arabicum oder Dextrin) versehen (gummiert), die erst durch Benetzung mit Wasser bzw. wasserhaltigen Flüssigkeiten wie zum Beispiel Speichel aktiviert wird. Bei manchen (B-)Papieren sollte dabei, um eine äußerst dünne Klebstoffschicht nicht abzuwischen, die feuchte Zunge über die nichtgummierte Unterseite geführt werden.
Das Papier selbst basiert in der Regel auf Zellstoffen, die aus Holz, Hanf, Reis oder Flachs hergestellt werden, wobei Mischungen aus unterschiedlichen Materialien heutzutage üblich sind. Für RYO-Papiere haben Flachs- und Hanfpapier traditionell einen hohen Anteil, in Europa werden etwa 70 bis 90 % der Hanffaserernte zu Zellstoff für Zigarettenpapiere verwendet. Insgesamt nimmt die Bedeutung von hochreinem Holzzellstoff immer mehr zu.
Zigarettenpapier ist wesentlich dünner (leichter pro Flächeneinheit) als beispielsweise Schreibpapier, wobei die ISO 15592-3 noch zwischen dem etwas dickeren A Papier und dem B Papier differenziert. In der Philatelie bezeichnet „Zigarettenpapier“ ein außergewöhnlich dünnes Papier, das allerdings nicht zwingendermaßen aus der Zigarettenproduktion stammen muss.
Zigarettenpapier hat einen Füllstoffanteil von ca. 20 %,[1] fast ausschließlich Kalk. Andere in der Papierindustrie übliche Füllstoffe wie Kaolin und Titandioxid werden in Europa nicht eingesetzt. Der hohe Füllstoffgehalt ist notwendig, um das Papier glimmfähig zu machen. Des Weiteren wird dadurch die Glätte, Bedruckbarkeit und Opazität verbessert; durch den Zusatz von Brandsalzen, meistens Alkalisalze organischer Säuren (zum Beispiel Trinatriumcitrat, Trikaliumcitrat, Natriumacetat usw.) wird die Brennbarkeit des Papiers der des Tabaks angeglichen (so dass beide etwa gleich schnell abbrennen). Eine wichtige Eigenschaft des Zigarettenpapiers ist die Porosität. Diese wird in CU (Coresta Units = ml/cm²/min/kPa Druckunterschied Luft) angegeben. Unter ca. 15 CU verlöschen Zigaretten, da zu wenig Sauerstoff eindiffundieren kann. Mit der Porosität können auch die Rauchwerte einer Zigarette eingestellt werden. Mit höherer Porosität hat man einerseits mehr Verdünnung des Rauchs mit Luft und gleichzeitig eine höhere Diffusion von Kohlenstoffmonoxid und leichter flüchtigen Rauchinhaltsstoffen aus der Zigarette.
Inhaltsverzeichnis
Longpaper
Als "Longpaper" (englisch long: lang, englisch paper: Papier) wird Zigarettenpapier bezeichnet, das länger und oft auch breiter als gewöhnliches Zigarettenpapier ist. Eine beliebte Verwendung findet es im Drehen von Joints. Longpapers sind in Deutschland an vielen Orten erhältlich: außer in Headshops finden sie sich auch im Sortiment von Kiosken, Tankstellen usw. Ebenfalls erhältlich sind „Endlos“-Longpapers, aufgerollt in einer kleinen Pappschachtel (wie etwa Haushaltfolien). Seit neuestem wird in Deutschland transparentes Zigarettenpapier hergestellt und vermarktet. Es besteht aus einer speziellen Art der Zellulose (Zellglas) und benötigt keine Gummierung, weil es durch Befeuchtung selbst klebefähig wird.
Spezielle Papiere
Einige Papiere (zum Beispiel das französische „Rizla Blau“) enthalten keine Imprägnierungen zur Verbesserung der Glimmfähigkeit. Dieses hat zum einen die Folge, dass die Zigarette erlischt („ausgeht“), wenn man nicht regelmäßig an ihr zieht; zum anderen fehlen nicht deklarierte Zusatzstoffe mit eventuell unerwünschten Nebenwirkungen. Die Klebemasse besteht aus reinem Gummi arabicum.
Weiterhin gibt es Zigarettenpapier, das so dünn ist, dass auf eine Gummierung verzichtet werden kann. Die „Klebekante“ erzeugt man durch schlichtes Abreißen an einer Längsseite des Papiers − beim Benetzen dieser Risskante mit Speichel quellen die Fasern auf, und beim Zusammenführen mit trockenen Bereichen des Papiers trocknet die Risskante sofort, so dass sich die Fasern an der Risskante derart auf das Papier „legen“, dass diese Verbindung dauerhaft bleibt. Diese Idee entstammt der Zeit, als Teilgebiete des Nahen Ostens unter französischem Protektorat standen und dort Zigarettenpapier-Manufakturen errichtet wurden, die aus heutiger Sicht altertümliche Technologien verwendeten.
Weiterhin sind Zigarettenpapier mit Geschmacksstoffen (zum Beispiel Frucht-, Cognac- oder Mintschokoladengeschmack) sowie bedrucktes Zigarettenpapier zu erwähnen.
Sicherheitsvorkehrungen für Zigarettenpapier in der EU
Um die Entflammbarkeit von Zigaretten und die Gefahr von Brandunfällen durch unbeaufsichtigte Zigaretten zu vermindern, führt die Europäische Union mit dem 17. November 2011 eine neue Sicherheitsschranke für Zigarettenpapier in der EU ein. Das sogenannte Reduced Ignition Propensity-Verfahren (RIP) sieht vor, dass an zwei Stellen des Zigarettenpapiers dickere Papierringe eingearbeitet werden müssen. In deren Folge erlischt eine Zigarette, an der nicht mehr gezogen wird, sobald der brennende Tabak auf diese trifft. Ab dem 17. November 2011 dürfen nur noch nach dem RIP-Verfahren hergestellte Zigaretten in der EU vertrieben werden. Für die Durchsetzung der neuen Vorschrift sind nationale Behörden zuständig. In Finnland sowie einigen Nicht-EU-Ländern wie den USA, Kanada und Australien wird das neue Verfahren bereits angewandt.[2]
Weitere Verwendungen
Kalkfreies und somit transparentes Zigarettenpapier kann man auch zum Reinigen von (Kamera-)Linsen verwenden und dient dabei als Ersatz für speziell zu diesem Zweck vertriebene und deutlich teurere Spezialpapiere. Es wird auch zum Entfetten im Bereich der Kosmetik verwendet, um kostenintensive Produkte zu vermeiden. Außerdem könnte man Zigarettenpapier notfalls auch zum Blutstillen bei kleineren Wunden wie zum Beispiel Schnitten bei der Rasur einsetzen. Des Weiteren verwenden Spieler von klassischen Holzblasinstrumenten meist Zigarettenpapier, um Kondenswasser zu entfernen, das sich beim Spielen zwischen den Klappen und Instrument ansammelt und die Mechanik beeinträchtigt.
Einzelnachweise
- ↑ Otto-Albrecht Neumüller (Herausgeber): Römpps Chemie Lexikon, Frank'sche Verlagshandlung, Stuttgart, 1983, 8. Auflage, S. 2981−2986, ISBN 3-440-04513-7.
- ↑ EU verordnet Brandschutz für Zigaretten. Europäische Kommission, abgerufen am 14. November 2011.
Weblinks
Commons: Zigarettenpapiere – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Zigarette als Thema
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