Zirpins

Zirpins

Walter Zirpins (* 26. Mai 1901 in Königshütte (Oberschlesien); † 17. Februar 1976 in Hannover) war Sachverständiger im Reichstagsbrandprozess 1933.

Der promovierte Jurist Zirpins[1] war während der nationalsozialistischen Diktatur SS-Sturmbannführer und Kriminaldirektor im Amt IV (Gestapo) des Reichssicherheitshauptamtes. Daneben war er Stabsführer an der Führerschule der Sicherheitspolizei in Berlin-Charlottenburg.[1]

Nach dem Reichstagsbrand 1933 vernahm er den Tatverdächtigen Marinus van der Lubbe, „dessen Aussage Zirpins bewusst fälschte, um die These von der Alleintäterschaft (van der Lubbes) zu erhärten.“[2]. Im Zweiten Weltkrieg war Zirpins bei der „Endlösung der Judenfrage“ in den Ghettos Warschau und Litzmannstadt eingesetzt. Von Mai 1940 bis zum Februar 1941 leitete Zirpins die Kriminalpolizei von „Litzmannstadt“. Seine dortige Tätigkeit betrachtete Zirpins als Pionierleistung, wie aus seinem Beitrag in der Zeitschrift Kriminalistik unter der Überschrift Das Ghetto in Litzmannstadt − kriminalpolizeilich gesehen hervorgeht:[1]

"Eine solche Zusammenpferchung von Kriminellen (...), die Schaffung eines so großen und vor allem festgeschlossenen Gettos, (das) bisher einmalig ist (...) hat daher eines umfangreichen Studiums der jüdischen Mentalität und Gepflogenheiten (...) bedurft."[3].

Anschließend an seine Tätigkeit in Łódź war er als Referatsleiter im Amt I B III des Reichssicherheitshauptamtes maßgeblich an der Judenverfolgung in Łódź und Warschau beteiligt.[1] Im März 1945 wurde er zum Leiter der Hamburger Kriminalpolizei ernannt.[1]

Nach 1945 war er Oberregierungsrat, 1951 war er im Niedersächsischen Innenministerium als Referent für kriminalpolizeiliche Belange zuständig. 1956 wechselte er auf den Posten des "Leiters der Kriminalpolizei der Landeshauptstadt Hannover"[4], der heutigen Polizeidirektion Hannover. Wegen seiner Tätigkeit während der Zeit des Dritten Reichs wurde 1960 ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, das im gleichen Jahre eingestellt wurde. 1960 wurde er pensioniert.

Er sagte zum Komplex des Reichstagsbrandes sowohl 1948 in Nürnberg als auch 1961 vor einem ordentlichen deutschen Gericht aus.

Zirpins war der wichtigste Zeuge von Fritz Tobias im Historikerstreit um die These zur Alleinschuld Marinus van der Lubbes am Reichstagsbrand im Februar 1933.

Literatur

  • Dieter Schröder, Rolf Surmann: Der lange Schatten der NS-Diktatur mit: Vom NS-Goldräuber zum führenden Wirtschaftskriminologen der Bundesrepublik – Die Karriere des Dr. Walter Zirpins, ISBN 3-89771-801-4
  • Michael Wildt: Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes. Hamburg 2003 (= Habilitationsschrift der Universität Hannover 2001) ISBN 3-930908-75-1

Einzelnachweise

  1. a b c d e Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 697.
  2. Michael Wildt: Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes. Hamburg 2003, S. 311f.
  3. Walter Zirpins: Das Getto in Litzmannstadt, kriminalpolizeilich gesehen. In: Kriminalistik 15 (1941), Heft 9, September, S. 97-99, hier S. 98, zitiert nach: Michael Wildt: Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes. Hamburg 2003, S. 312.
  4. Michael Wildt: Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes. Hamburg 2003, S. 770

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