Bernhard Wehner

Bernhard Wehner

Bernhard Wehner (* 15. Dezember 1909 in Gera; † 31. Dezember 1995 in Düsseldorf, auch Bernd Wehner) war ein deutscher Kriminalrat, SS-Hauptsturmführer und in der Nachkriegszeit Kriminalist und Autor für das Nachrichtenmagazin Der Spiegel.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach einem Studium der Rechtswissenschaften, das er mit der Promotion zum Dr. jur. abschloss, trat Wehner, der schon 1931 Mitglied der NSDAP und der SA wurde, in den Polizeidienst ein.

In der Zeit des Nationalsozialismus gehörte Wehner der SS an und wurde 1942 zum SS-Hauptsturmführer befördert. Als Mitarbeiter des Chefs des Reichskriminalpolizeiamtes (RKPA) Arthur Nebe, der nebenbei als Chef der SS-Einsatzgruppe B mindestens die in den entsprechenden Einsatzberichten gezählten 45.467 Mordopfer zu verantworten hatte,[1] leitete Wehner im Reichssicherheitshauptamt die Dienststelle V B I a 2 des RKPA zur Bekämpfung von Kapitalverbrechen. Ebenfalls 1942 publizierte er ein Buch, in dem er anhand angeblicher "kriminalpolizeilicher Ermittlungsergebnisse" zu Tausenden "polnischen Greueltaten" an "Volksdeutschen" Polen die Verantwortung für den deutschen Überfall und die Besetzung des Landes zuschob.[2]

Nach dem Krieg fungierte Wehner als Informant und Autor des Spiegel. In seiner Habilitationsschrift zur Karriere des SS-Führers Franz Alfred Six konnte Lutz Hachmeister nachweisen, dass Wehner Verfasser der Arthur Nebe und andere Kriminalisten und SS-Führer im NS-Regime entlastenden 30teiligen Spiegel-Serie Das Spiel ist aus – Artur Nebe war,[3] in der er durchgängig behauptete, die „Kriminalpolizei im NS-Staat (habe) nichts mit dem SD oder der Gestapo zu tun gehabt“ und deren „Wiederverwendung in der Bundesrepublik (stehe) nichts im Wege“.[4] Den Forschungsergebnissen des Historikers Patrick Wagner zufolge ist Wehner auch der Autor eines Spiegel-Artikels vom 14. März 1951, in dem die Rolle der Kriminalpolizei bei Kriegsverbrechen und Judenverfolgung verharmlost und die Wiedereinstellung angeblich unbelasteter Kriminalisten, wie z.B. Walter Zirpins, gefordert wurde.[5] Noch vor Zirpins sei Wehner der die Rolle der Polizei im nationalsozialistischen Krieg am meisten beschönigende „Vergangenheitspolitiker der Kripo“ gewesen.[6] Wehner selbst avancierte 1954 zum Leiter der Kriminalpolizei Düsseldorf und blieb bis 1970 in dieser Funktion. Zudem war er als Bernd Wehner Schriftleiter des Fachblattes Kriminalistik.

Schriften

  • Bernhard Wehner: Die Einwirkung des Gesetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit auf die Frage des Tariflohnverzichts. Univ., Diss.--Köln, 1936… Spez.-Diss.-Buchdr., Düren 1936.
  • Bernd Wehner: Die polnischen Greueltaten. Kriminalpolizeiliche Ermittlungsergebnisse. Jaedicke, Berlin 1942.
  • Bernd Wehner: Die Latenz der Straftaten. (Die nicht entdeckte Kriminalität). Bundeskriminalamt, Wiesbaden 1957. [= Bundeskriminalamt (Hg.): BKA -Reihe Polizei bis Herbst 1994. BKA-Schriftenreihe Band 7]
  • Bernd Wehner: Vorbeugende Verbrechensbekämpfung. Arbeitstagung im Bundeskriminalamt Wiesbaden vom 20. bis 24. April 1964 [= Bundeskriminalamt (Hg.) Vorträge anlässlich der BKA-Tagungen bis 1992 (Bundeskriminalamt) Wiesbaden. Band 16]
  • Bernd Wehner: Die Kriminalität - gestern, heute und - vielleicht - morgen. Vortrag vor der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Vereinigung e.V. in Düsseldorf am 23. Januar 1969. [Verl.-Anst. Dt. Polizei], [Hilden] 1969.
  • Bernd Wehner: Dem Täter auf der Spur. Die Geschichte der deutschen Kriminalpolizei. Lübbe, Bergisch Gladbach 1983, ISBN 3-7857-0331-7.

Literatur

  • Lutz Hachmeister: Der Gegnerforscher. Die Karriere des SS-Führers Franz Alfred Six. C. H. Beck Verlag München 1998, ISBN 3-406-43507-6.
  • Lutz Hachmeister: Ein deutsches Nachrichtenmagazin. Der frühe Spiegel und sein NS-Personal. In: L. Hachmeister, F. Siering (Hrsg.): Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. C.H. Beck, München 2002, S. 87-120, insbesondere S. 108-110.
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer Verlag. Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-10-039309-0.
  • Patrick Wagner: Hitlers Kriminalisten: Die deutsche Kriminalpolizei und der Nationalsozialismus zwischen 1920 und 1960. C.H. Beck. München 2002. ISBN 3-406-49402-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer Verlag. Frankfurt am Main 2003, S. 430 u. 660.
  2. Bernd Wehner: Die polnischen Greueltaten. Kriminalpolizeiliche Ermittlungsergebnisse. Jaedicke, Berlin 1942.
  3. Hier z.B. Folge 11 in: Der Spiegel vom 15. November 1949
  4. Lutz Hachmeister: Der Gegnerforscher. Die Karriere des SS-Führers Franz Alfred Six. München 1998, S. 329.
  5. Patrick Wagner: Hitlers Kriminalisten: Die deutsche Kriminalpolizei und der Nationalsozialismus zwischen 1920 und 1960, München 2002, S. 157. Wagner bezieht sich auf den folgenden Spiegel-Artikel: Revolver-Harry für Bonn, in: Der Spiegel vom 14. März 1951.
  6. Patrick Wagner: Hitlers Kriminalisten: Die deutsche Kriminalpolizei und der Nationalsozialismus zwischen 1920 und 1960, S. 170.

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