- Zivilisatorischer Prozess nach Darcy Ribeiro
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Der zivilisatorische Prozess ist ein Werk des Ethnologen Darcy Ribeiro. Darin formuliert er eine Entwicklungsstufentheorie, wobei er als Erster auf alle Kulturen zurückgreift.
Beschreibung
Der wesentliche Faktor der Geschichte ist für ihn der technische Fortschritt bzw. die Produktivkraftentfaltung. Deren Veränderungen ziehen jeweils bestimmte Gesellschafts- und Wirtschaftsverhältnisse (bzw. Produktionsverhältnisse in der marxistischen Terminologie) nach sich.
Unterscheidung der Gesellschaftstypen nach Darcy Ribeiro:
- zwei verschiedene archaische Gesellschaften
- undifferenzierte Gartenbaudörfer
- ländliche Handwerkerstaaten
- fünf verschiedene regionale Gesellschaften
- theokratische Bewässerungsreiche (altes China; Inka-Staat)
- merkantil-sklavistische Reiche
- despotisch-salvationistische Reiche
- nomadisierende Hirtenhorden
- nomadisierende Hirtenstämme
- zehn verschiedene weltweite Zivilisationen
Zusätzlich unternimmt Darcy Ribeiro eine chronologische Einteilung der Geschichtsepochen nach technologischen Revolutionen (bis Ende des 20. Jahrhunderts gab es laut Darcy acht verschiedene technologische Revolutionen).
Die Entwicklungsstufen nach Ribeiro Darcy:- 1. Stufe (Grundstufe) – adaptives System - „materielle Reproduktion“: Stoffwechsel mit der Natur, Rohstoffgewinnung und andere Urproduktion, Verarbeitung, Arbeitsteilung, Anwendung von Produktionstechniken
- 2. Stufe – assoziatives System - „soziale Reproduktion“: Familie, Gemeinschaft, Gesellschaft, Staat bzw. staatliche Organisation, Unternehmen/Betriebe, u.a.
- 3. Stufe – ideologische Systeme – „ideelle Reproduktion“: [m. E. besser ideelles-geistiges System]
- Religion, Weltanschauung, Ideologie
- Philosophie, Wissenschaft (inkl. Technikwissenschaft)
- Recht, Normen, Wertvorstellungen
- Kunst i.e.S. (Musik, Literatur, bildende Kunst)
Wissensgenerierung und Wissensvermittlung, d.h. die „Produktion des Humankapitals“ für Stufe 1 und 2
Charakterisierung von Ribeiros Theorie:
- global, d.h. nicht ethno- bzw. eurozentristisch
- starke kulturelle u. historische Differenzierung
- keine zwangsläufige Stufenabfolge (wie bei den eurozentristischen Stufentheorien)
- keine lineare Fortschrittstendenz (keine Teleologie, d.h. kein zwangsläufiger Prozess in die bessere Zukunft, sondern Auf- und Niedergang sind möglich, die Geschichte ist offen) = Kontingenz des historischen Prozesses - keine Zukunft ohne Herkunft
Siehe auch
- zwei verschiedene archaische Gesellschaften
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