Zobten am Berge

Zobten am Berge
Sobótka
Wappen von Sobótka
Sobótka (Polen)
DEC
Sobótka
Sobótka
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Landkreis: Breslau
Fläche: 32,20 km²
Geographische Lage: 50° 54′ N, 16° 45′ O50.89916666666716.7422222222227Koordinaten: 50° 53′ 57″ N, 16° 44′ 32″ O
Höhe: 160 m n.p.m
Einwohner: 6.832 (30. Juni 2007[1])
Postleitzahl: 55-050
Telefonvorwahl: (+48) 71
Kfz-Kennzeichen: DWR
Wirtschaft und Verkehr
Straße: BreslauWałbrzych
Nächster int. Flughafen: Breslau
Gemeinde
Gemeindeart: Stadt- und Landgemeinde
Gemeindegliederung: 23 Ortsteile
Fläche: 135,3 km²
Einwohner: 12.402 (30. Juni 2007)
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Zenon Gali
Adresse: Rynek 1
55-050 Sobótka
Webpräsenz: www.sobotka.pl

Sobótka [sɔˈbutka] (deutsch Zobten am Berge) ist eine Stadt im Südwesten Polens und Sitz der gleichnamigen Stadt- und Landgemeinde. Sie liegt im Powiat Wrocławski der Woiwodschaft Niederschlesien, etwa 30 km südwestlich von Breslau und 15 km nordöstlich von Świdnica zu Füßen der Ślęża (Zobtenberg).

Inhaltsverzeichnis

Geographie und Verkehr

Das 718 m ü. NN hohe Massiv der Ślęża, eines aus der Schlesischen Tiefebene aufragenden Zeugenbergs der Mittelsudeten, an dessen Nordabhang Sobótka gelegen ist, dominiert die gesamte Umgebung. Das Gemeindegebiet von Sobótka umfasst den Gipfel des Massivs, seine Nord- und Ostflanke sowie Teile der Südflanke. Die Stadt liegt am Ufer des Flusslaufs Czarna Woda, der im Südosten des Ślęża-Massivs entspringt, bei den Ortsteilen Sulistrowice und Sulistrowiczki aufgestaut wird und in die Schweidnitzer Weistritz (polnisch Bystrzyca) mündet.

Aufgrund seiner Lage im Südwesten des Großraums Breslau und dank seiner landschaftlichen Gegebenheiten ist Sobótka Zentrum eines bei den Großstädtern beliebten Naherholungsgebiets. Die Stadt kann über die Straße Breslau–Wałbrzych erreicht werden, die Bahnstrecke von und nach Breslau und Świdnica wurde 2000 stillgelegt.

Geschichte

Archäologische Funde am Zobtenberg: Niedźwiedź („Der Bär“) mit der Swastika, dem Symbol des Sonnenkultes, auf dem Rücken

Das Gemeindegebiet von Sobótka ist seit prähistorischer Zeit ununterbrochen besiedelt, was durch zahlreiche archäologische Funde belegt ist, und stellt die wohl bedeutendste Keimzelle der Siedlungsgeschichte Schlesiens dar. In der Bronzezeit befand sich auf der Ślęża eines der am weitesten nach Nordosten vorgeschobenen Heiligtümer der keltischen Boier, in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten siedelten hier germanische Silingen, bevor im 7. Jahrhundert slawische Stämme, von denen die Slensanen der regional bedeutendste waren, die Gegend in Besitz nahmen. Seit dem ausgehenden 10. Jahrhundert war Schlesien Teil des piastischen Polen.

Die erste urkundliche Erwähnung von Sobótka erfolgte 1148 in einer Bulle Papst Eugens III., wo der Marktort als Sabath aufgeführt ist. Der Name leitet sich von den damals wöchentlich hier stattfindenden Samstagsmärkten ab (lat. sabbatum, poln. sobota = Samstag). Sobótka zählt zu den ältesten Marktorten Schlesiens, das Marktprivileg wurde 1193 von dem Breslauer Piastenherzog Bolesław I. dem Langen bestätigt. 1128 gründete Piotr Włostowic, Palatin von Herzog Bolesław III. Schiefmund und Eigentümer ausgedehnter Ländereien in Niederschlesien, am Ślęża-Massiv ein Augustinerkloster mit Mönchen aus Arrouaise, das jedoch bereits 1134 auf die Sandinsel in Breslau übersiedelte und fortan als Breslauer Sandstift bekannt war. Sobótka verblieb dennoch im Besitz der Augustiner und Polens Seniorherzog Heinrich I. der Bärtige verlieh dem Ort auf Nachsuchen des Abtes Witosław 1221 das Magdeburger Stadtrecht.

Nach dem Verzicht Polens auf Schlesien unter König Kasimir III. dem Großen fiel Sobótka, nunmehr bekannt als Zobten, 1353 als Mitgift der böhmischen Krone zu. König Wenzel IV. bestätigte 1399 das Magdeburger Stadtrecht. 1494 kauften die Augustinerherren die 1428 von den Hussiten nahezu ruinierte Stadt zurück. Zobten erlebt seine Blütezeit unter den Habsburgern, die 1526 die Herrschaft in Böhmen und Schlesien übernahmen, wurde jedoch während des Dreißigjährigen Krieges erneut fast vollständig zerstört. Die Einwohnerzahl sank von über 1.000 auf unter 200. Auch nach dem Beginn der preußischen Herrschaft in Schlesien 1742 verblieb Zobten zunächst in Klosterbesitz. Dieser Abschnitt der Stadtgeschichte endete jedoch 1810 endgültig, als König Friedrich Wilhelm III. per Edikt sämtliche geistlichen Territorialbesitztümer säkularisierte.

Nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon entwickelte sich Zobten im 19. Jahrhundert zu einer Hochburg der Burschenschaften und Freikorps in Schlesien. 1871 wurde Zobten zusammen mit ganz Preußen Teil des Deutschen Reiches. 1885 wurde die Eisenbahnstrecke nach Breslau eröffnet. 1907 wurde der Bismarckturm eingeweiht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel Niederschlesien an Polen und die Einwohnerschaft wurde vertrieben. Bei der Einnahme der Stadt durch die Rote Armee am 7. Mai 1945 wurde Sobótka zu über 50% zerstört, nach dem Krieg jedoch wieder aufgebaut. 1975 bis 1998 gehörte die Stadt der Woiwodschaft Breslau an, die seit 1999 in der neuen Woiwodschaft Niederschlesien aufgegangen ist.

Sehenswürdigkeiten

Von Sobótka aus führen mehrere markierte Wanderwege auf den Gipfel der Ślęża, zum Teil an prähistorischen Steinfiguren kultischen Ursprungs vorbei. Sobótka verfügt auch über zwei Skipisten mit Liften. In den verschiedenen Ortsteilen zählen die folgenden Objekte zu den Sehenswürdigkeiten:

  • In Sobótka lohnt das Sanktuarium der Hl. Anna selbdritt (Sanktuarium Św. Anny Samotrzeciej) einen Besuch, eine gotische Kirche aus dem frühen 16. Jahrhundert mit Turmhelm und den frühmittelalterlichen Steinfiguren Lwy romańskie (Romanische Löwen) und Grzyb (Pilz) zu beiden Seiten des Eingangs. Der Ring (Rynek) und der Plac Wolności sind von teils sehenswerten Bürgerhäusern des 19. Jahrhunderts umsäumt. In der ul. Św. Jakuba 18 befindet sich das Lokalmuseum Muzeum Ślężańskie im. Stanisława Dunajewskiego mit umfangreichem Lapidarium. Es wurde 1962 in dem ehemaligen Augustinerspital, einem sehenswerten Renaissancebau von 1568, eingerichtet und widmet sich schwerpunktmäßig den archäologischen Funden der Umgebung sowie der keltischen Mythologie und der slawischen Mythologie. Unbedingt sehenswert ist das Lapidarium mit den dort ausgestellten Steinfiguren und sonstigen Fundstücken. Die 1995 ins Leben gerufene Kunstgalerie des Museums veranstaltet regelmäßige Ausstellungen mit Werken polnischer und ausländischer Künstler wie Wiesław Ochman, Jerzy Duda-Gracz oder Stasys Eidrigevicius.
  • In Górka, einem westlich von Sobótka gelegenen Vorort der Stadt, befindet sich das ehemalige Kloster der Augustinermönche aus dem 12. Jahrhundert, welches nach der Säkularisierung von 1810 in den Privatbesitz der Familie von Lüttwitz gelangte und 1885 bis 1886 im Stil der Neorenaissance zu einem Schloss umgebaut wurde – daher der Name Zamek w Górce („Schloss Górka“). Im Park sind wiederum zwei der Romanischen Löwen aus dem Frühmittelalter zu sehen, der Gesamtkomplex dient heute als Hotel.
  • In Stary Zamek kann die Pfarrkirche St. Stanislaus (Kościół Św. Stanisława) besichtigt werden, ein bedeutendes Baudenkmal aus altpolnischer Zeit. Die romanische Kirche wurde während der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet. Die später hinzugefügte Vorhalle dient als Schutz für das wertvolle romanische Eingangsportal mit doppelseitigem Tympanon, auf welchem vorderseitig Maria mit dem Jesuskind und der Hl. Stanislaus von Krakau sowie rückseitig die Verklärung des Hl. Stanislaus nach seinem Märtyrertod dargestellt sind. Es handelt sich hierbei um die älteste bildliche Darstellung des 1253 kanonisierten polnischen Nationalheiligen in ganz Polen. Der barocke Hochaltar von 1714 zeigt ebenfalls den Hl. Stanislaus von Krakau, während auf der Barockkanzel Standbilder der vier Evangelisten zu sehen sind.

Gemeinde

Die Stadt- und Landgemeinde Sobótka umfasst neben dem namengebenden Hauptort die folgenden Ortsteile:

  • Będkowice
  • Garncarsko
  • Księginice Małe
  • Kryształowice
  • Kunów
  • Michałowice
  • Mirosławice
  • Nasławice
  • Okulice
  • Olbrachtowice
  • Przezdrowice
  • Ręków
  • Rogów Sobócki
  • Siedlakowice
  • Stary Zamek
  • Strachów
  • Strzegomiany
  • Sulistrowice
  • Sulistrowiczki
  • Świątniki
  • Wojnarowice
  • Żerzuszyce

Städtepartnerschaften

Persönlichkeiten

  • Dieter Grahn (* 20. März 1944), Ruderer und seit 2000 Trainer der deutschen Männer-Nationalmannschaft

Weblinks

Fußnoten

  1. Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Juni 2007

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