- Zugunruhe
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Zugunruhe ist ein Begriff aus der experimentellen Verhaltensbiologie und der Ornithologie. Er beschreibt die erhöhte motorische Aktivität von Zugvögeln in den Tagen unmittelbar vor Beginn ihres Vogelzugs, das heißt vor Beginn des Abflugs in Richtung Sommerquartier (im Frühjahr) oder Winterquartier (im Herbst). Besonders auffällig ist die Zugunruhe bei Singvögeln, die in Käfigen gehalten werden und so am Vogelzug gehindert sind. Nachtzieher bleiben während der Zugzeiten auch im Käfig nachts aktiv und halten sich im Orientierungskäfig vornehmlich in der der Zugrichtung entsprechenden Region auf. Die Zugunruhe hält so lange an, wie der Vogel in freier Natur ziehen würde. Legt eine Art, wie zum Beispiel der Sumpfrohrsänger während des Zuges längere Rastpausen ein, um danach weiter zu ziehen, verläuft auch die Zugunruhe bei gekäfigten Individuen dieser Art zweigipfelig. Nach Ablauf des Zuggeschehens kehren auch im Käfig gehaltene Vögel zu ihrem außerzuglichen Tag-Nacht-Rhythmus zurück.
In Deutschland erforschte beispielsweise Wolfgang Wiltschko seit Beginn der frühen 1970er-Jahre den Magnetsinn der Zugvögel und entwickelte Apparate, die in der Lage waren, die Himmelsrichtungen exakt zu registrieren, in die seine Testtiere jeweils bevorzugt zu fliegen versuchten. Zusätzlich konnte außer der Richtung auch die Häufigkeit der Bewegungen registriert werden. Ferner konnte nachgewiesen werden, dass auch völlig von der natürlichen Umwelt isolierte Vögel zu exakt jener Zeit motorisch aktiver werden, zu der ihre frei lebenden Artgenossen wegziehen.
Auch Eberhard Gwinner und Peter Berthold wiesen am Beispiel von im Labor handaufgezogenen Vögeln nach, dass die saisonalen Wanderungen aufgrund von inneren – hormonellen – Zustandsänderungen eingeleitet werden und nicht als Reaktion auf Veränderungen in der Umwelt.
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