Zwergenwerfen

Zwergenwerfen

Das Zwergenwerfen (bzw. Zwergenweitwurf) entstand in den 1980er Jahren in Australien oder den Vereinigten Staaten und war ursprünglich eine Attraktion im Schaustellergewerbe, also zum Beispiel auf Jahrmärkten. Heutzutage wird es jedoch meist in Bars oder Striptease-Lokalen veranstaltet.

Beim Zwergenwerfen packt ein kräftiger Mann einen kleinwüchsigen Menschen, der eine spezielle Schutzkleidung trägt, und wirft oder schleudert ihn auf eine gepolsterte Matte. Daraus haben sich in Australien regelrechte Wettkämpfe und Meisterschaften entwickelt.

1986 fand in Australien die Weltmeisterschaft im Zwergenwerfen statt. Die heute noch ungeschlagenen Weltmeister kommen aus London und nennen sich Danny Blue, Roy Merrin and Lenny The Giant.

Verschiedene Menschenrechtsorganisationen und vor allem Organisationen kleinwüchsiger Menschen haben in vielen Ländern erreicht, dass das Zwergenwerfen als eine die Menschenwürde verletzende Veranstaltung verboten wurde. Sie argumentieren damit, dass der Eindruck entstehe, kleinwüchsige Menschen seien lediglich Objekte, die man einfach wegwerfen könne. Außerdem können sich Kleinwüchsige, die von anderen Menschen oder mechanischen Apparaten auf eine Matratze geworfen oder geschleudert werden, schwer verletzen.

In der Rechtslehre ist das Zwergenwerfen bereits seit einigen Jahren ein bekanntes Fallbeispiel.

Inhaltsverzeichnis

Bekannte Fälle

Die Verbote stoßen jedoch nicht bei allen auf Zustimmung. Der US-Amerikaner Dave Flood und der Franzose Manuel Wackenheim haben vor Gericht gegen das Verbot des Zwergenwerfens geklagt. Sie begründeten ihre Klage damit, dass sie ihren Lebensunterhalt dadurch bestreiten und sie mündig genug seien, selbst zu entscheiden, was sie mit sich machen lassen wollen und was nicht. Außerdem schränke das Verbot ihr Grundrecht auf Berufsfreiheit ein. Eine weitere Argumentation war, dass durch spezielle Schutzkleidung und Verwendung von weichen Matten das Verletzungsrisiko weitestgehend ausgeschlossen werden würde.

Ein weiterer bekannt gewordener Fall stammt aus Ottawa in der kanadischen Provinz Ontario. Eine liberale Politikerin hat im Jahr 2003 einen Gesetzesvorschlag zum Verbot des Zwergenwerfens eingereicht. Sie plädierte auf die Unsittlichkeit und den die Menschenwürde verachtenden Charakter solcher Veranstaltungen. Ihr Antrag wurde von der Konservativen Partei abgelehnt mit der Begründung, dass die kleinwüchsigen Menschen mündig sind und sich freiwillig gegen Bezahlung werfen lassen. Dem Gesetzesvorschlag wurde jedoch von der Mehrheit des Parlaments zugestimmt und stellt seitdem Zwergenwerfen oder das Organisieren einer solchen Veranstaltung unter eine Strafe von 5.000 CAD und/oder 6 Monaten Gefängnishaft.

In Frankreich hat der Conseil d'État entschieden, dass Zwergenwurf-Verbote gesetzeskonform sind, dass das Zwergenwerfen gegen die Menschenwürde verstößt und damit der öffentlichen Ordnung schadet. Die UN-Menschenrechtskommission hat am 27. September 2002 entschieden, die Gerichtsentscheidung in Frankreich sei nicht beleidigend den Kleinwüchsigen gegenüber und notwendig, um die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten und die Menschenwürde zu schützen.

In Deutschland entschied das Verwaltungsgericht Neustadt 1993, dass "Zwergenweitwurf" sittenwidrig und daher nach § 33a Abs. 2 S. 2 GewO nicht genehmigungsfähig ist. Auch sei es nicht nach § 33a Abs. 1 S. 2 GewO genehmigungsfrei, denn das sportliche oder akrobatische Element stehe nicht im Vordergrund. [1]

Rezeption

Armando Massarenti hat in seinem Buch „Zwergenweitwurf: und andere philosophische Übungen“ das Thema des Verbots des Zwergenweitwurf angeschnitten.[2]

Referenzen

  1. Scholz, Georg: Gewerberecht und Bundesimmissionsschutzgesetz, ISBN 3-8006-1804-4
  2. Armando Massarenti: Zwergenweitwurf: und andere philosophische Übungen. Insel Verlag, Frankfurt 2009, ISBN 9783458174530

Weblinks


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