Zündladung

Zündladung
Anzündhütchen für Faustfeuerwaffenmunition (small pistol) (links: abgefeuert und eingepresst in eine .357 Magnum) und Flintenmunition (rechts) Anzündhütchen
Große (large pistol) (obere Reihe) und kleine (small pistol) Anzündhütchen für Faustfeuerwaffenmunition. (links und rechts: abgefeuert; mitte: neu; rechts: Innenseite)
Zündhütchen für Perkussionswaffen, Durchmesser 6 mm und 4,5 mm

Anzündhütchen (engl. primers) dienen dem Zünden von Patronenmunition, Kartuschenmunition und/oder von Pulverladungen. Das Anzündhütchen wurde 1818 von dem Berner Joseph Egg erfunden. In den folgenden 60 Jahren sollten sie das Mittel der Wahl sein um eine Pulverladung in einem Vorderlader zu zünden. Dafür wurde das Steinschloss zum Perkussionsschloss weiterentwickelt. Die Erfindung des Zündhütchens führte zur Entwicklung der modernen Patrone.

Alle modernen Waffen verwenden die Zentralfeuerzündung, bei der im Boden der Patronenhülse ein Zündhütchen eingepresst ist (Ausnahme: Waffen, die für die Verwendung von Randfeuerpatronen, wie z. B: .22 lfB eingerichtet sind).

Bei den Zündhütchen unterscheidet man zwischen Berdanzündhütchen (Berdanzündung) und Boxerzündhütchen (Boxerzündung). Beide Zündhütchenarten werden für Metallpatronen (Büchsen- und Kurzwaffenpatronen) verwendet.

Diese Zündhütchen bestehen aus einer – meist vernickelten – Messingkapsel in der sich der Zündsatz befindet. Dieser ist durch eine mit Lack überzogene Papierscheibe gegen Feuchtigkeit geschützt. Bei dem Boxerzündhütchen ist außerdem der dreibeinige Amboss als Widerlager eingesetzt.

Während bei der Boxerzündung der Zündstrahl durch ein zentrales Zündloch in der Hülse in den Pulverraum geleitet wird, ist bei der Berdanhülse an dieser Stelle der Amboss angebracht. Neben dem Amboss sind dann die Zündkanäle. Die Berdanzündung wird hauptsächlich noch im militärischen Bereich benutzt, während gerade im sportlichen Bereich die Boxerzündung dominiert, da hier das abgeschossene Zündhütchen leicht ausgestoßen werden kann, um die Patrone wiederzuladen. Zündhütchen für Schrotpatronen sind länger als die oben beschriebenen flachen Messsingkapseln; in ihrer Umhüllung sind Zündsatz, Amboss und Zündloch integriert.

Alle Zündsätze werden durch Reibung gezündet, wenn der Schlagbolzen einer Waffe auf das Zündhütchen trifft und sich das Material gegen und am Amboss vorbei quetscht. Je nach Substanz reichen schon sehr geringe Erschütterung oder Wärmeeinwirkung aus, um eine Zündung zu bewirken, weshalb das Manipulieren an Zündhütchen oder Patronen lebensgefährlich sein kann.

Heute verwendet man als Initialsprengstoff in Anzündhütchen seit etwa 1930 die organische Substanz Tetrazen in Mischungen ("Sinoxyd-Sätze"), die das früher übliche Knallquecksilber (Quecksilberfulminat), das sehr giftig und korrosiv war, völlig verdrängt haben. Das sofort detonierende Bleiazid kann nur als Initialzünder für andere Sprengstoffe verwendet werden und nicht in Zündhütchen. Das ebenfalls sehr giftige Knallsilber (Silberfulminat) ist für diese Verwendung zu empfindlich und auch zu teuer.

Boxerzündhütchen gibt es in den Größen 4,45 mm (klein) und 5,33 mm (groß). Bei gleichen Abmessungen unterscheidet man dann noch Pistolen- und Büchsenversion sowie jeweils eine Magnum-Ausführung mit verstärktem Zündsatz. Berdanzündhütchen gibt es für Pistolen in den Durchmessern 4,5 mm und 5 mm sowie für Büchsen in den Durchmessern 4,5 mm, 5,5 mm und 6,45 mm. Zündhütchen haben in der Regel keine Kennzeichnung Ihrer Größe und Ladung.

Nach demselben Prinzip wie Anzündhütchen funktionieren sogenannte Knallerbsen. Das sind kleine Knallkörper die z. B. mit einer geringen Menge Silberfulminat gefüllt sind. Wenn man sie auf den Boden wirft, zündet der Stoff durch den Aufprall und es gibt einen mehr oder weniger lauten Knall.

Alle genannten Stoffe sind hochexplosiv und fallen unter die Sprengstoffverordnung.

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