Österreich 1

Österreich 1
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Logo von Ö1
Allgemeine Informationen
Empfang: analog terrestrisch, Kabel, Satellit, Internet
Sendegebiet: ganz Österreich, und Teile der Anrainerstaaten
Sendeanstalt: ORF
Intendant: Alexander Wrabetz
Sendestart: 1967
Rechtsform: Öffentlich-rechtlich

KAT = Hörfunksender (Österreich)

Liste von Hörfunksendern

Österreich 1 (Ö1) ist ein in ganz Österreich terrestrisch, sowie über Satellit und Kurzwelle europaweit und über Internetstream weltweit unverschlüsselt zu empfangendes Radioprogramm des Österreichischen Rundfunks (ORF). Das Programm orientiert sich am Kultur- und Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunksenders und ist werbefrei. Gestaltet werden die Programme großteils im Funkhaus Wien.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Anfänge

Ö1 wurde 1963 unter Generalintendant Gerd Bacher im Zuge der Einführung der Strukturprogramme Ö1, Ö2 und Ö3 gegründet. Der Sender sollte das neue Zuhause des „bildungsbürgerlichen“ und „musischen“ Österreichs sein, wie es im Gründungsauftrag hieß. Die wichtigsten Sendungen von Ö1 waren in den ersten Jahren die ausführlichen Nachrichtensendungen, zuerst das wochentägliche einstündige Mittagsjournal, das allerdings auf dem reichweitenstärkeren Ö3 durchgeschaltet wurde. 1968 kam das aus Gründen der aktuellen Berichterstattung über den Prager Frühling gegründete Morgenjournal hinzu. Diese Sendungen waren seit 1924, seit Gründung der RAVAG, die ersten modernen, parteiunabhängigen Nachrichtenprogramme in Österreich. Das übrige Programm bestand in den ersten Jahren vorwiegend aus klassischer Musik, der Pflege von (klassischer) Literatur und Hörspiel und verschiedener, aus der Zeit vor Einführung der Strukturprogramme übernommenen Sendungen, wie dem Schulfunk, Wissenschaftssendungen wie dem bereits in den 1950er Jahren gegründeten Salzburger Nachtstudio. Erst im Laufe der 1970er Jahre kamen zu diesen Sendungen modernere Formen, wie das Originalton- Feature hinzu. Die erste derartige Sendung wurde 1972 von Richard Goll und Alfred Treiber gestaltet und unter dem Titel Prater. Soziologie eines Vergnügens [1] ausgestrahlt. Das Feature, das die derbe Sprache der Menschen im Wiener Prater unkommentiert wiedergab, galt vielen damals als nicht vereinbar mit den Zielsetzungen eines „Kultursenders“. 1977 bekam das Feature auf Ö1 einen fixen Sendeplatz in der Reihe Hörbilder. Im Lauf der 1980er Jahre wechselten immer mehr Mitarbeiter von Ö3 zu Ö1, besonders solche, die dort mit der Gestaltung der Sendung Die Musicbox betraut waren.

Erneuerung

1984 im Jubiläumsjahr „Sechzig Jahre Radio in Österreich“ startete die wöchentliche, samstags ausgestrahlte Reihe Diagonal – Radio für Zeitgenossen. Gerade für Außenstehende war Diagonal ein Signal des Aufbruchs, der vom verstaubten „Hofratswitwensender“ Ö1 in modernere Richtungen hinwies. Im gleichen Jahr wurde der Schulfunk durch die Reihe Radiokolleg ersetzt. Die am 30. November 1987 in Kraft getretene Schemareform brachte für Ö1 zahlreiche Innovationen wie den durchmoderierten Spätnachmittag, mehr Servicemitteilungen und neue Sendereihen, etwa Tonspuren, Radiogeschichten, Terra incognita, Ambiente – Von der Kunst des Reisens, Kunstradio – Radiokunst und Moment – Leben heute. Im Dezember 1987 begann die bis 2001 von Peter Huemer betreute Reihe Im Gespräch. Ende der 1980er Jahre nahm sich Ö1 auch der Pflege und Förderung der jüngeren Kabarettszene an; durch die wöchentliche Sendung Contra – Kabarett und Kleinkunst und mit dem Beginn der Liveübertragung von Kabarettveranstaltungen in der Reihe Kabarett direkt. Anfang der 1990er Jahre stand der Sender knapp vor einer radikalen Umgestaltung. Die Pläne der ORF-Generalintendanz Gerd Bacher IV sahen vor, aus dem bisherigen Kultursender einen reinen Klassiksender zu machen. Diese Umgestaltung kam aber nicht zustande und wurde Ende 1991 schließlich ad acta gelegt.

„Neue“ und „alte“ Kanons

1994 komponierte der Tiroler Jazzmusiker und Komponist Werner Pirchner sämtliche Sendungskennungen von Ö1 völlig neu. Zuvor stammte ein guter Teil der Ö1-Kennungen von Bert Breit, wie etwa die eingängige Signation zu Axel Cortis Der Schalldämpfer. Nur das Pausenzeichen des Senders, die markante drei-Ton-Abfolge, die für die drei Buchstaben von ORF stehen soll, blieb bestehen. In den Anfangsjahren wurde dieser Akkord von einem Cembalo gespielt, später von einem Synthesizer und aktuell von einem Cello. Dieses akustische Neudesign, das mit einer damals außergewöhnlichen Werbekampagne einherging, die den heute noch verwendeten von Wolf Haas erarbeiteten Slogan Ö1 gehört gehört mit dazugehörigen aufwändig produzierten Fernsehspots in Szene setzte, war Teil einer langsamen Neupositionierung der ORF-Sendeketten vor dem Start der Privatradios 1998. Die früher als „elitär“ gehandhabte Klassik mit ihrem scheinbar streng abgegrenzten, beinahe genreartigen Kanon wurde in Beziehung zu anderen Arten von Musik gesetzt. Beispiele für dieses Bemühen sind die Sendereihen Pasticcio, Spielräume, Klassiktreffpunkt oder erst seit kurzem Ö1 bis zwei. Mit dem Ende des „alten Ö3“ – verkörpert durch den Umzug des Ö3-Studios aus dem früher vielen als „Dollfußbunker“ erscheinenden Funkhauses in der Argentinierstraße nach Wien-Heiligenstadt 1996 – gingen Redakteure wie Wolfgang Kos, Wolfgang Schlag und andere daran, aus der Geschichte der populären Musik, dem „alten“ Kanon der Klassik einen „neuen“ Kanon der Popmusik gegenüberzustellen, der von Randy Newman und David Bowie bis hin zu Björk und Thom Yorke reicht.

Die letzten Jahre

Während der Zeit der beiden von der ÖVP geführten Bundesregierungen in den Jahren 2000 bis 2007 sorgte die journalistisch unabhängige Berichterstattung der Ö1-Information bei den Regierenden zum Teil für Murren – namentlich brach der seinerzeitige Finanzminister Karl-Heinz Grasser 2004 ein „zu kritisches“ Interview mit Harald Waiglein ab[2]. Für Unmut sorgten ferner manche Ausgaben des Magazins Journal Panorama. Interventionen wie bei den Fernseh-Informationssendungen fanden jedoch nicht statt.

Inhalte

Funkhaus in der Argentinierstraße in Wien. Von hier wird Ö1 ausgestrahlt.

Das Programm von Ö1 besteht aus Musik aller Kategorien, Nachrichtensendungen (mehrere ausführliche Journale täglich) sowie Wortbeiträgen und Bildungsprogrammen (das „Radiokolleg“), Hörspielen, Kabarettsendungen (etwa wöchentlich Der Guglhupf mit Lore Krainer) etc. Die Reichweite von Ö1 liegt laut Radiotest bei 650.000 Hörern täglich, beziehungsweise neun Prozent, sein Marktanteil bei fünf Prozent. Diese ungewöhnlich große Differenz ergibt sich aus der Tatsache, dass viele Hörer nur die Nachrichtensendungen von Ö1 einschalten – damit werden sie in der Reichweitenmessung zwar als Hörer erfasst, der Marktanteil eines Senders wird allerdings auch nach der Hördauer berechnet – und liegt daher bei Ö1 entsprechend niedriger.

Eine modifizierte Version des Programms wird auch auf einigen Frequenzen von Radio Österreich International (ROI), dem ehemaligen Auslandssender des ORF, über Kurzwelle als Radio Ö1 International weltweit ausgestrahlt.[3] Außerdem wird es als Webradio über das Internet per streaming als .wma-Stream übertragen. Im „Ö1-Inforadio“ auf der Homepage des Senders können sämtliche Informationssendungen („Journale“) kostenlos innerhalb von 24 Stunden nachgehört werden. Zusätzlich ist es für Mitglieder des Ö1 Clubs „Ö1 gehört gehört“ möglich, viele Sendungen von der Ö1-Homepage gegen Gebühr downzuloaden. Seit Anfang April 2007 bietet Ö1 auch die Möglichkeit an, ausgewählte Sendungen als Podcast runterzuladen.

Ö1 betreibt das RadioKulturhaus in Wien mit unterschiedlichsten kulturellen Veranstaltungen und das KulturCafe (ein Kaffeehaus ebendort), ist jedes Jahr mit einer eigenen Bühne beim Donauinselfest vertreten und organisiert das Festival Glatt & Verkehrt mit. Zusätzlich veranstaltet Ö1 kulturelle Schiffreisen, die „Ö1 Sommerakademie“, kürt den „Ö1 Wein“ und bietet „Ö1 Grafiken“ an.

Bekannte Sendungen

Bekannte Mitarbeiter

Referenzen

  1. Ö1-Highlights
  2. Inforadio
  3. http://oe1.orf.at/service/international

Siehe auch

Literatur

  • Alfred Treiber: Ö1 gehört gehört. Die kommentierte Erfolgsgeschichte eines Radiosenders. Wien (Böhlau) 2007, ISBN 3-205-77495-7

Weblinks


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