Štajerska

Štajerska
██ Die Untersteiermark (Spodnja Štajerska) (4) als eine der fünf historischen Landschaften Sloweniens.
Die Untersteiermark (Štajerska) aufgeteilt auf mehrere statistische Regionen Sloweniens
Neue Namen für die Untersteiermark

Die Untersteiermark (slowenisch Spodnja Štajerska, zumeist und lange Zeit auch offiziell jedoch nur Štajerska) ist jener Teil des ehemaligen Herzogtums Steiermark, der zwischen der unteren Mur und der oberen Save liegt und seit 1918 zu Slowenien gehört. Die Untersteiermark ist nicht identisch mit der Südsteiermark, dem Südteil des heutigen österreichischen Bundeslandes Steiermark. Die Bezeichnung „Untersteiermark“ fand vor allem in der Zeit der Besetzung jenes Gebiets durch die Wehrmacht zwischen 1941 und 1945 Verwendung. Bedeutendste Städte sind Maribor (Marburg an der Drau), Celje (Cilli), Velenje (Wöllan) und Ptuj (Pettau).

Mit der 2005 erfolgten Neugliederung der Republik Slowenien für EU-Zwecke (jedoch bislang ohne politisch-administrative Bedeutung) wurde ein Teil der Landschaft Štajerska, und zwar die Stadt Slovenj Gradec (Windischgrätz), sowie Radlje ob Dravi (Mahrenberg), Muta (Hohenmauthen), Mislinja (Mißling), Vuzenica (Saldenhofen), Podvelka und Ribnica na Pohorju (Reifing am Bachern) der Statistikregion Koroška (Nr. 4) zugeschlagen und der verbleibende Teil auf neubenannte Statistikregionen - hauptsächlich Nr. 8: Podravska regija („Draugegend“) und Nr. 10: Savinjska regija („Sann-Gegend“) - aufgeteilt, so dass die Bezeichnung „Štajerska“ in der Reihe der nunmehr zwölf Statistikregionen Sloweniens nicht mehr aufscheint.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Gebiete der Untersteiermark waren während des Mittelalters im Besitz verschiedener Adelsfamilien, deren wichtigste nicht Vasallen der steirischen Herzöge, sondern reichsfrei waren. Relativ eigenständig waren die Grafschaft hinter dem Drauwald um Marburg an der Drau und die Grafschaft Cilli. Beginnend im 12. Jahrhundert erwarben die Markgrafen und Herzöge der Steiermark mehr und mehr Besitztümer im Gebiet der Untersteiermark. Mit dem Aussterben der Grafen von Cilli (1456) konnte Kaiser Friedrich III. deren bedeutenden Besitz mit dem Herzogtum Steiermark vereinigen.

Am Ende des Ersten Weltkriegs, im November 1918, brachte der slowenische Major der österreichisch-ungarischen Armee und spätere jugoslawische General Rudolf Maister mit 4.000 slowenischen Freiwilligen die mehrheitlich slowenisch besiedelte Untersteiermark wie auch das überwiegend deutschsprachige Marburg unter seine Kontrolle. Die Landesversammlung des Herzogtums Steiermark nahm am 6. November 1918, bereits ohne die slowenischen Abgeordneten aus der Untersteiermark, zur Kenntnis, dass der andere im bisherigen Kronland mitseßhafte Volksstamm nunmehr außerhalb der deutschösterreichischen Steiermark leben wolle.

Als sich am 27. Januar 1919 mehr als 10.000 Deutsch-Untersteirer aus Anlass bevorstehender Verhandlungen einer US-amerikanischen Delegation unter Oberstleutnant Sherman Miles mit General Maister über die zukünftige Grenze auf dem Marburger Hauptplatz versammelten, eröffneten slowenische Soldaten das Feuer. Der Marburger Blutsonntag forderte 13 Tote und 60 Verwundete.

Auf Grund des Vertrags von St. Germain wurde die Untersteiermark 1919 definitiv in das neu gegründete Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, das spätere Jugoslawien, eingegliedert. Die deutschen Beamten wurden entlassen und die deutschen Schulen auf slowenische Unterrichtssprache umgestellt. Diese Maßnahmen wurde von jugoslawischer Seite als eine Antwort auf die zwangsweise Germanisierung der Slowenen in den bei Österreich verbliebenen Gebieten Kärntens dargestellt.

Mit dem Angriff des Dritten Reiches auf Jugoslawien am 6. April 1941 wurde die Region von der Wehrmacht besetzt und bis 1945 als CdZ-Gebiet Untersteiermark verwaltet. Die Nationalsozialisten betrieben eine Politik der systematischen Germanisierung. Bei einer Ansprache in Marburg an der Drau nach der Einnahme der Stadt befahl Adolf Hitler seinen Offizieren: „Machen Sie mir dieses Land wieder deutsch!“. Verwaltungsposten ebenso wie Lehrerstellen wurden entweder mit Beamten aus dem Deutschen Reich oder Angehörigen der örtlichen deutschen Minderheit (Volksdeutschen) besetzt. Der Unterricht an den Schulen fand nur noch in deutscher Sprache statt. Slowenen wurden für den Dienst in der Wehrmacht zwangsrekrutiert und an die Ostfront geschickt, wo viele umkamen. Eine große Anzahl entzog sich dadurch, dass sie sich den Tito-Partisanen anschloss.

Für die Ansiedlung von etwa 11.200 deutschen Gottscheern, die die von Italien annektierte Unterkrain verließen, wurden etwa 36.100 Slowenen aus den Gebieten von Gurkfeld/Krško, Rann/Brežice, Lichtenwald/Sevnica und Ratschach/Rateče zwangsausgesiedelt und in Lager der Volksdeutschen Mittelstelle (VoMi) im Deutschen Reich deportiert.

Auf Grund der AVNOJ-Beschlüsse vom 21. November 1944 wurden die Angehörigen der deutschen Minderheit nach der Niederlage der Wehrmacht 1945 von den jugoslawischen Behörden entschädigungslos enteignet (bewegliches und unbewegliches Vermögen), verloren ihre staatsbürgerlichen Rechte und wurden vertrieben. Viele als Volksdeutsche deklarierte Personen kamen in Internierungslagern um.

Ab 1945 war die Untersteiermark wieder Teil Jugoslawiens und gehört nunmehr zu Slowenien, das 1991 unabhängig wurde.

Die Untersteiermark im historischen Herzogtum Steiermark

Gliederung des Herzogtums Steiermark in Österreich-Ungarn:

  1. Obersteiermark (slowenisch Zgornja Štajerska)
    Die Grenze zwischen Ober- und Mittelsteiermark bildet das Steirische Randgebirge (Stubalpe, Gleinalpe, Hochalpe und Fischbacher Alpen).
  2. Mittelsteiermark (slowenisch Srednja Štajerska)
    2a. Weststeiermark (westlich der Mur, früher auch Westmittelsteiermark)
    2b. Oststeiermark (östlich der Mur, früher auch Ostmittelsteiermark)
    Weiters werden die Südteile der West- und Oststeiermark heute als Südsteiermark bezeichnet. Diese ist nach Norden hin ungefähr durch die Linie Deutschlandsberg-Wildon-Bad Gleichenberg von der übrigen Mittelsteiermark abgegrenzt.
    Die Grenze zwischen Mittel- und Untersteiermark bilden Poßruck, der nördlichste Teil der Windischen Bühel und die Mur.
  3. Untersteiermark (slowenisch Spodnja Štajerska)

Literatur

  • Ragimund Reimesch: Untersteiermark. Alpenland-Buchhandlung Südmark, Graz 1944.
  • Wilhelm Sattler: Die Untersteiermark. Eine Darstellung der bevölkerungspolitischen und wirtschaftlichen Grundlagen. Das Joanneum Nr. 8, Steirische Verlagsanstalt, Graz 1942.
  • Joachim Hösler: Von Krain zu Slowenien: die Anfänge der nationalen Differenzierungsprozesse in Krain und der Untersteiermark von der Aufklärung bis zur Revolution 1768 bis 1848. Oldenbourg, München 2006 (414 S.).
  • Harald Heppner (Hrsg.): Slowenen und Deutsche im gemeinsamen Raum: neue Forschungen zu einem komplexen Thema. Tagung der Südostdeutschen Historischen Kommission (Maribor), September 2001. Oldenbourg, München 2002 (167 S.).
  • Hans Hermann Frensing: Die Umsiedlung der Gottscheer Deutschen. Oldenbourg, München 1970.
  • Gerhard Jochem, Georg Seiderer (Hrsg): Entrechtung, Vertreibung, Mord'. NS-Unrecht in Slowenien und seine Spuren in Bayern 1941–1945. Metropol Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-936411-65-4

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