- Bergbahn Lauterbrunnen-Mürren
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Die Bergbahn Lauterbrunnen–Mürren (BLM) im Berner Oberland in der Schweiz verbindet die beiden Orte Lauterbrunnen (797 m ü. M.) und Mürren (1'639 m ü. M.). Die Bahn wurde am 14. August 1891 eröffnet, seit 1910 ist auch der Winterbetrieb möglich. Der Betrieb erfolgt über zwei unterschiedlich ausgelegte Abschnitte, die in der Station Grütschalp (1'487 m ü. M.) verbunden sind.
Die BLM gehört der 1994 gegründeten Jungfraubahn Holding und wird wie ihre Schwesterbahnen in einer Betriebsgemeinschaft zwischen Berner Oberland-Bahnen (BOB) und Jungfraubahn (JB) geführt.
Inhaltsverzeichnis
Lauterbrunnen–Grütschalp
Standseilbahn
Ehemalige Standseilbahn Lauterbrunnen–GrütschalpStreckendaten Streckenlänge 1.42 km Spurweite 1000 mm Antriebssystem Ballast (Wasser) (1891)
elektrisch (1902)Zahnstange Riggenbach
ausgebaut 1949Stationen Lauterbrunnen 790 m ü. M. 0.00 km Grütschalp 1'486 m ü. M. 1.42 km Von Lauterbrunnen führte eine Standseilbahn mit einer maximalen Steigung von 60 Prozent bis zur Bergstation Grütschalp hinauf. Die Talstation Lauterbrunnen liegt direkt gegenüber dem Bahnhof der Berner Oberland-Bahnen (BOB) nach Interlaken und der Wengernalpbahn (WAB) auf die Kleine Scheidegg und nach Grindelwald.
Aufgrund der problematischen Lage der Standseilbahn in einem Rutschhang waren bereits wiederholt umfangreiche Sanierungsarbeiten notwendig, um das Trassee zu stabilisieren. An der aktivsten Rutschstelle im Hang hat sich der Bahnkörper seit seinem Bau mittlerweile seitlich um etwa zweieinhalb Meter und abwärts um gut drei Meter verschoben. Um eine künftige Gefährdung der Passagiere auszuschliessen, hatte das zuständige Bundesamt für Verkehr deswegen die Betriebsbewilligung für die Standseilbahn bis Mitte 2006 befristet.
Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass eine im Rutschgebiet verlaufende gebrochene Wasserleitung die Hangrutschungen beschleunigt hat.
Eine für Herbst 2005 anberaumte Stellungnahme der Kantonsregierung über das definitive Schicksal der Bahn blieb aus. Die BLM und die Jungfraubahn Holding hatten sich derweil zugunsten einer Luftseilbahn Lauterbrunnen–Grütschalp entschieden und legten die Standseilbahn am 23. April 2006 zur Aufnahme der Arbeiten am Bau der Luftseilbahn endgültig still.
Luftseilbahn
Die Evaluation der BLM zusammen mit der Jungfraubahn Holding fiel zugunsten einer Luftseilbahn aus, als Ersatz für die rutschbedrohte Standseilbahn. Der Vorteil dieser Lösung ist die Möglichkeit die abrutschgefährdeten Teile des Hangs zu überspannen und die Masten an geologisch stabilen Stellen zu platzieren.
Im Laufe des Novembers 2005 reichte die BLM das Baugesuch an die Standortgemeinde Lauterbrunnen, das Finanzierungsgesuch an den Kanton Bern und das Konzessionsgesuch an das Bundesamt für Verkehr ein und veröffentlichte die Planungen am Jahresende. Die BLM begann im April 2006 mit dem Bau. Eingeweiht und in Betrieb genommen wurde diese dann am 16. Dezember 2006.
Da die Luftseilbahn in der Achse des Trassee der Standseilbahn verlaufen sollte und damit auch die bestehenden Termini übernahm, absolvierte die Standseilbahn am 23. April ihre letzten Fahrten und wurde danach stillgelegt. Während der Bauphase blieb die Luftseilbahn Stechelberg–Mürren–Schilthorn (LSMS) – die Schilthornbahn – Mürrens einzige Verkehrsverbindung zum Rest der Schweiz. Die Grütschalp blieb als beliebter Ausgangsort für Wanderungen während der Sommermonate mit der Schmalspurbahn von Mürren her unter reduziertem Fahrplan erreichbar.
Die Luftseilbahn wurde als einspurige Windenpendelbahn mit einer Kabine realisiert. Ausgelegt ist die Kabine für 100 Personen (rund 8 t) sowie 6 Tonnen Nutzlast für Güter. Das Gesamtgewicht unter voller Belastung beträgt damit inklusive Eigengewicht rund 26 Tonnen. Mit dem für Mürren elementaren Güterumschlag wird im Regelbetrieb im 12-Minuten-Takt gefahren, was einer Kapazität von 500 Personen und 30 Tonnen Güter pro Stunde und Richtung entspricht – ohne Güterumschlag wäre theoretisch ein 10-Minuten-Takt (600 P./h) möglich. Dies ist eine deutliche Steigerung gegenüber der Standseilbahn (320 Personen pro Stunde und Richtung) und übertrifft sogar die Schmalspurbahn (360 P./h).
Die Kosten für das Projekt werden auf 23.4 Mio. CHF beziffert, wovon 2.9 Mio. auf den (partiellen) Rückbau der alten Standseilbahn entfallen. Aus eigenen Mitteln kann die BLM 3.5 Mio. CHF aufbringen und die Jungfraubahn Holding hat ihrerseits ein Darlehen von 4.2 Mio. CHF bewilligt. Die übrigen 15.7 Mio. CHF steuern voraussichtlich der Bund (4.3 Mio.) und der Kanton Bern (11.4 Mio.) in Form von bedingt rückzahlbaren Darlehen hinzu. Bei den Kosten für den Rückbau geht man davon aus, dass diese nicht zurückgezahlt werden müssen, sondern voll zu Lasten von Bund und Kanton gehen werden.
Grütschalp–Mürren (Schmalspurbahn)
Bergbahn Lauterbrunnen-Mürren Station WintereggFahrplanfeld: 313 Streckenlänge: 4,27 km Spurweite: 1000 mm (Meterspur) Stromsystem: 560 V = Maximale Neigung: 50 ‰ Grütschalp–Mürren LegendeLuftseilbahn von Lauterbrunnen 0,00 Grütschalp 1'487 m ü. M. 1,93 Winteregg 1'578 m ü. M. 4,27 Mürren 1'639 m ü. M. Von der Station Grütschalp führt eine gut 4 km lange Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 1000 mm und einer maximalen Steigung von 5 % bis Mürren. Die Strecke ist einspurig, bis auf die Station Winteregg (1'578 m ü. M.), welche sich etwa an der Mitte der Strecke befindet und über ein Ausweichgleis verfügt.
Die isolierte Schmalspurbahn verfügt über keine Gleisverbindung zu den übrigen Bahnen des Berner Oberlands, daher muss der Unterhalt des Rollmaterials vor Ort durchgeführt werden. Die dreispurige Station Grütschalp verfügt hierfür über eine kleine Werkstätte. Das Rollmaterial, bestehend aus drei Triebwagen, wird jeweils in der Station Grütschalp und dem zweispurigen Bahnhof Mürren abgestellt.
Rollmaterial
Die BLM-Schmalspurbahn verfügte aufgrund ihrer geringen Länge nie über einen grossen Fahrzeugpark. Bei der Betriebsaufnahme 1891, erst die dritte elektrifizierte Bahn in der Schweiz, erhielt die BLM drei zweiachsige Elektrolokomotiven Ge 2/2 1-3 und ursprünlich zwei zweiachsige Personenwagen (Rowanzüge) für den Betrieb unter 525 Volt Gleichstrom, die aber in dieser Form nicht befriedigten. Erst der Umbau der beiden vorübergehend vierachsigen Personenwagen mit jeweils einer Lokomotive zu Rowanzüge hatte einen störungsfreien und für die Fahrgäste konfortablen Fahrbetrieb zur Folge.
1913 ersetzten die zwei Triebwagen BDe 2/4 11 und 12 von SIG und MFO die Elektrolokomotiven, von welchen eine als Reserve blieb, bis sie 1923 von einer Lawine erfasst wurde. Als kurzfristigen Ersatz beschaffte man sich die zweiachsige Dampflokomotive Eiger von den BOB.
1925 wurde der Triebwagen BDe 4/4 13 (erneut SIG und MFO) abgeliefert, welcher sich von den beiden Vorgängern etwas unterschied. Der Triebwagen verunfallte 1964 und wurde daraufhin abgebrochen.
1967 wurden schliesslich die drei Triebwagen Be 4/4 21 bis 23 – gebaut von SIG, BBC und SAAS – in Dienst gestellt, welche heute noch auf der Strecke ihren täglichen Dienst tun. Im selben Jahr wurde der Triebwagen Nr. 12 abgebrochen, während Nr. 11 als Reserve blieb. Die Nr. 11 ist heute in der Nebensaison gelegentlich im Regelbetrieb zu beobachten. Daneben lässt sie sich zu sehr günstigen Preisen für Sonderfahrten buchen.
Bilder (Auswahl)
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