Bergbahnen im Siebengebirge

Bergbahnen im Siebengebirge
Drachenfelsbahn
Triebwagen in der Bergstation
Triebwagen in der Bergstation
Kursbuchstrecke (DB): 11001
Streckenlänge: 1,520 km
Spurweite: 1000 mm (Meterspur)
Stromsystem: 750 V =
Maximale Neigung: 200 
Zahnstangensystem: Riggenbach
Legende
0,00 Königswinter Drachenfelsbahn 69 m
0,10 Überführungsgleis
0,58 Oberweingartenweg
0,87 Steinbrücke bei der Drachenburg
0,94 Schloss Drachenburg (Bedarfshalt) 170 m
1,06 Drachenburg Viadukt
1,34 Drachenfelsstr.
1,52 Drachenfels 289 m
"Dampflok 2" an der Talstation

Die Drachenfelsbahn ist die älteste der vier noch betriebenen Zahnradbahnen in Deutschland. Obwohl sie nicht am Straßenverkehr teilnimmt, wird sie nach der BOStrab betrieben, sie ist damit rechtlich eine Straßenbahn besonderer Bauart. Die meterspurige Bahn verbindet seit 1883 die im Rheintal gelegene Altstadt von Königswinter mit dem Siebengebirge und endet knapp unterhalb des Drachenfels-Gipfels. Die 1.520 Meter lange Strecke überwindet dabei 220 Höhenmeter, die maximale Steigung beträgt 20 Prozent. Die Drachenfelsbahn ist eine der meistgenutzten Zahnradbahnen Europas, bis heute beförderte sie mehr als 35 Millionen Fahrgäste.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1881 beantragte die Deutsche Lokal- und Strassenbahngesellschaft die Konzession für eine Bergbahn hinauf auf den Drachenfels. Am 13. Juli 1883 fand die erste Personenfahrt statt; vier Tage später wurde die Drachenfelsbahn als erste deutsche Zahnradbahn mit öffentlichem Personenverkehr feierlich eröffnet.[2] Die Bahn galt als technische Sensation und wurde ein Publikumsmagnet. Durch sie konnten die Besucher den Drachenfels-Gipfel und die Burgruine Drachenfels erstmals ohne den beschwerlichen Aufstieg erreichen. Später wurde auch das 1894 fertiggestellte Schloss Drachenburg zu einem beliebten Ausflugsziel per Bahn; dort befindet sich die einzige Zwischenstation der Bahn.

1913 trennte sich die Deutsche Lokal- und Strassenbahngesellschaft wieder von ihrer Bergbahn; neuer Besitzer wurde der Kölner Unternehmer Ferdinand Mülhens, Chef und Inhaber des weltbekannten Hauses 4711. Zehn Jahre später, am 13. Juli 1923, fusionierte er schließlich die Drachenfelsbahn mit der benachbarten Petersbergbahn zur bis heute bestehenden Bergbahnen im Siebengebirge AG.

Am 12. Juni 1953 wurde die Bahn auf elektrischen Antrieb umgestellt, anfangs verkehrte jedoch zunächst nur ein elektrischer Triebwagen (ET I). Nach und nach wurden jedoch weitere Triebwagen angeschafft, welche die Dampfzüge sukzessive ersetzten. Diese Fahrzeuge aus den 1950er-Jahren werden dabei bis heute genutzt (außer ET I). Mittlerweile werden die Fahrzeugnummern jedoch in Arabischen Ziffern angeschrieben, diese ersetzten 1982 die zuvor in Römischen Zahlen angeschriebenen Fahrzeugnummern.

Unfall vom 14. September 1958

Am 14. September 1958 kam es zu einem schweren Unfall auf der Drachenfelsbahn. Bei der letzten Talfahrt verklemmten sich die zwei Zahnräder der Dampflok 3" durch Überbremsung, wodurch die Lok 3" aus der Zahnstange und dem Gleis sprang. Im Anschluss kippte die Lok seitlich um, wobei der Vorstellwagen Nr. 4 völlig zerstört wurde. Die Vorstellwagen Nr. 2 und Nr. 3 konnten hingegen von den Schaffnern mittels Handbremse zum Stillstand gebracht werden. 17 Menschen kamen durch diesen Unfall ums Leben. Daraufhin wurde der öffentliche Dampfbetrieb relativ schnell eingestellt. Für die gerichtliche Aufarbeitung des Unfalls wurden noch fünf oder sechs Dampflokfahrten abgewickelt.

Die Dampflok Nr. 2" steht seit 1968 als Denkmal vor der Talstation. Bei ihrer Restaurierung im Jahre 2005, die in Polen durchgeführt wurde, baute man die Schienenräumer links und rechts der beiden Zahnräder falsch ein, ergänzte einige Fehlteile nicht und versah die Lok mit einem grünen Farbton, der nicht dem Ursprungszustand entspricht. Obwohl die Dampflok Nr. 2" unter Denkmalschutz steht, wurden diese Mängel bis heute nicht beseitigt.

Drachenfels Tourismus-Bahnhof

Besucher-Zentrum, Tourismus-Bahnhof, Talstation

Am Fuße des Drachenfels liegt der Drachenfels Tourismus-Bahnhof. In der teilweise umgebauten Talstation der Drachenfelsbahn ist neben der Tourist-Information eine Ausstellung über die Sehenswürdigkeiten des Siebengebirges untergebracht. Dort findet sich die gläserne Werkstatt der Bahn und eine Ausstellung über die Geschichte der Drachenfelsbahn. Im Obergeschoss des Bahnhofes wird auf einer Fläche von 22 m² eine Modellbahnanlage gezeigt. Diese zeigt die Altstadt von Königswinter, die Talstation, die Strecke mit den Villen und Schloss Drachenburg und die Bergstation mit dem Drachenfels im Jahre 1927.

Briefmarken

Sonderbriefmarke 125 Jahre Drachenfelsbahn (2008)
Fahrplan der Drachenfelsbahn (um 1900)

Zum 125-jährigen Geburtstag der Drachenfelsbahn wurde am 3. Juli 2008 eine von dem Grafiker Lutz Menze gestaltete Briefmarke herausgegeben.[3]. Schon vor langer Zeit gab es bereits eine Briefmarke über die Petersbergbahn.

Fahrzeuge

Dampflokomotiven

  • Nr. 1 Baujahr 1883 (nicht baugleich mit den Lokomotiven 1–2 der Petersbergbahn)
  • Nr. 2 Baujahr 1883 (nicht baugleich mit den Lokomotiven 1–2 der Petersbergbahn)
  • Nr. 3 Baujahr 1883 (nicht baugleich mit den Lokomotiven 1–2 der Petersbergbahn)
  • Nr. 1" Baujahr 1929 Einsatz bei der Petersbergbahn und Drachenfelsbahn
  • Nr. 2" Baujahr 1927 (Denkmallok), Einsatz nur bei der Drachenfelsbahn
  • Nr. 3" Baujahr 1927 (Unfalllokomotive vom 14. September 1958), Einsatz nur bei der Drachenfelsbahn
  • Nr. 4 Baujahr 1928 (Einsatz bei der Petersbergbahn und Drachenfelsbahn)
  • Nr. 5 Baujahr 1926 Einsatz nur bei der Petersbergbahn, ab 1939 an die Niederwaldbahn Rüdesheim verkauft

Vorstellwagen

  • Nr. 1 Baujahr 1883
  • Nr. 2 Baujahr 1883 (Unfallfahrzeug vom 14. September 1958)
  • Nr. 3´ Baujahr 1883 (um 1952 Umbau zu ET I)
  • Nr. 3" Baujahr 1884 (1952 Übernahme von der Niederwaldbahn Rüdesheim, Unfallfahrzeug vom 14. September 1958)
  • Nr. 4 Baujahr 1883 (Unfallfahrzeug vom 14. September 1958)
  • Nr. 5 Baujahr 1883
  • Nr. 6 Baujahr 1883
  • Ein Güterwagen (Niederbordwagen) ohne Nr. Baujahr 1883, 2009 noch im Dienst

Zahnrad-Triebwagen

  • ET I Baujahr 1953; Ausgemustert um 1963, danach abgestellt bei der stillgelegten Petersbergbahn. Später als Bauwagen verkauft.
  • ET 2 Baujahr 1955; (seit 1982 umgezeichnet aus ET II)
  • ET 3 Baujahr 1957; (seit 1982 umgezeichnet aus ET III)
  • ET 4 Baujahr 1959; (seit 1982 umgezeichnet aus ET IV)
  • ET 5 Baujahr 1960; (seit 1982 umgezeichnet aus ET V)
  • ET 6 Baujahr 1978; (seit 1982 umgezeichnet aus ET VI)

Anmerkungen

  • Pro Zugfahrt durften von den Dampflokomotiven (No. 1``, 2``, 3``, 4 & 5) der Baujahre 1926-1929, bis zu drei Vorstellwagen bei der Drachenfelsbahn befördert werden. Bei der Petersbergbahn durften die Dampflokomotiven No. 1``, 4 & 5 wegen der großen Steigung nur jeweils einen Vorstellwagen befördern. Die Lokomotiven 2`` und 3`` waren nie auf der Petersbergbahn stationiert.
  • Ob die Lok 5 ebenfalls auf der Drachenfelsbahn zum Einsatz kam ist nicht überliefert.
  • Der ET I wurde nicht aus dem Vorstellwagen Nr. 1 gebaut, sondern aus dem Vorstellwagen Nr. 3, welcher um 1950 ausgemustert wurde. Dies ist im DVD-Film „75 Jahre Drachenfelsbahn“ ersichtlich. Offensichtlich wurde der Vorstellwagen 3 nicht ausgemustert, sondern vergrößert und wetterfest umgebaut (ähnlich wie der Vorstellwagen 8 bei der Petersbergbahn). Im Anschluss dieser Umbaumaßnahme, welche bei der Petersbergbahn ausgeführt wurde, verblieb der Vorstellwagen 3?? erst einmal bei der Petersbergbahn. Später wurde er allerdings bei der Drachenfelsbahn eingesetzt und dort zum späteren ET I umgebaut.
  • Seitdem die ET 2 bis 6 mit vereinfachter Scharfenberg-Kupplung ausgerüstet sind, darf der Vorstellwagen ohne Nr., mittels vereinfachter Scharfenberg-Kupplung an einen ET (2 bis 6) angekuppelt werden. Allerdings darf dies nur auf der Bergseite geschehen, so dass dieser bei einer Bergfahrt geschoben, bzw. bei Talfahrt gezogen wird.
  • Eine Besonderheit ist der Güterwagen. Seine Bremserbühne zeigt in Richtung Tal, obwohl bei Zahnradbahnen üblich, die Bremserbühne wegen der Streckenbeobachtung, zum Berg zeigen muß.
  • Das alte Überführungsgleis wurde um 1970 zurück gebaut. Es diente dem Austausch von Fahrzeugen zwischen Petersbergbahn und Drachenfelsbahn. Die Länge betrug zirka 120 m.
  • 1975/76 wurde die Ausweichstelle auf die heutige Ortslage verlegt.
  • Bis 1976 besaß die Bergstation eine Weiche, zwei Gleise, sowie zwei Bahnsteige.
  • Die Farben der Triebwagen bzw. die Farben der Fahrzeuge aus der Dampflokzeit sind mit den Hausfarben der Firma 4711 identisch.
  • Farbtöne Vorstellwagen 1 bis 8 & 3"
    • Rahmen: Tiefschwarz - RAL 9005.
    • Türhöhe außen: Moosgrün - RAL 6005; Türhöhe innen: Naturholz klar lackiert.
    • Fensterhöhe außen: Weißgrün - RAL 6019; Fensterhöhe innen & Decke: Weiß RAL 9010.
  • Obwohl es sich bei den Triebwagen der Drachenfelsbahn um Zweirichtungsfahrzeuge handelt, verfügen diese nur auf einer Seite über Türen. Dies ist nur deshalb möglich, weil bei der hier behandelten Strecke an allen drei Stationen die Bahnsteige auf der gleichen Seite angeordnet sind, nämlich auf der Westseite. Einzige Ausnahme auf der Drachenfelsbahn war hierbei der ET I, der auf beiden Längsseiten Türen besaß.

Trivia

Seit 2006 werden von der Stadt Königswinter auch standesamtliche Eheschließungen in den stehenden Fahrzeugen der Drachenfelsbahn angeboten. Zu diesem Zweck müssen die Türen geschlossen bleiben. Diese Amtshandlungen finden nur in der Bergstation statt.

Siehe auch

Galerie

Einzelnachweise

  1. Bonner General-Anzeiger, 16. Juli 2008, Seite 9
  2. Die Bad Honnefer Wochenzeitung: JUBILÄUM: Die Drachenfelsbahn wird 125 Jahre alt vom 28. März 2008.
  3. Sonderpostwertzeichen 125 Jahre Drachenfelsbahn.

Weblinks

50.6747222222227.19777777777787Koordinaten: 50° 40′ 29″ N, 7° 11′ 52″ O


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