- Berlin Stettiner Bahnhof
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Der Stettiner Bahnhof war einer der großen Berliner Kopfbahnhöfe. Bis 1952 war er Ausgangspunkt der Bahnstrecke in das pommersche Stettin. Er lag im Norden der Innenstadt an der Invalidenstraße im Bezirk Mitte.
Heute existiert neben einem Gebäuderest des Vorortbahnhofs nur noch der unterirdische S-Bahnhof Nordbahnhof der Nord-Süd-S-Bahn. Im bahnamtlichen Betriebsstellenverzeichnis wird er als BNB geführt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Fernbahnhof
Ab dem 1. August 1842 fuhren von hier die Züge der Stettiner Bahn in Richtung Eberswalde, Angermünde, Stettin und in den Folgejahren darüber hinaus nach Pommern. Nach 1851 verkehrte eine Verbindungsbahn zwischen den Berliner Kopfbahnhöfen Hamburger Bahnhof, Potsdamer Bahnhof, Anhalter Bahnhof und Frankfurter Bahnhof (später Schlesischer Bahnhof) auf Straßenniveau überwiegend als Güterbahn, die nach 1870 wieder abgerissen werden musste, weil sie den anwachsenden Straßenverkehr störte.
In dieser Zeit wurde der Aus- und Umbau des Stettiner Bahnhofs in Angriff genommen, da die Anlagen dem stark anwachsenden Verkehrsaufkommen nicht mehr gerecht wurden. Ende 1876 konnte der Bahnhofsneubau seiner Bestimmung übergeben werden, 1903 folgte eine Erweiterung um drei kleine Hallen am östlichen Rand für den Fernverkehr.
Nach der Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze sollte der Namensbezug zu der nun in Polen liegenden ehemaligen pommerschen Hafenstadt vermieden werden und so benannte die DDR den Bahnhof am 1. Dezember 1950 in Nordbahnhof um. Ursprünglich trug der an der Eberswalder Straße damals in West-Berlin liegende Güterbahnhof der Nordbahn den Namen Nordbahnhof, der seither auch als Eberswalder Güterbahnhof bezeichnet wurde. Auch der Schlesische Bahnhof wurde damals in Ostbahnhof umbenannt.
Zwei Jahre später, am 18. Mai 1952, wurde der Fernbahnhof, sowohl wegen der Kriegszerstörungen als auch wegen der geografischen Lage der Abgangsstrecke (die Gleise führten vom Bahnhof zuerst über den West-Berliner Bahnhof Gesundbrunnen, bevor an der Grenze zwischen Wedding und Pankow wieder das Ost-Berliner Stadtgebiet erreicht wurde), stillgelegt. Hintergrund war, dass die DDR ab 1. Juni 1952 West-Berlinern den freien Zugang ihres Territoriums untersagt hatte. Drei Jahre später entschied man sich für die Beseitigung des Gebäudes; 1962 wurden die Abrissarbeiten abgeschlossen.
Der Vorortbahnhof
Ab 1897 fuhr auch die Vorortbahn von hier aus über Gesundbrunnen nach Pankow. Hierfür war westlich neben der großen Halle des Stettiner Fernbahnhofs ein eigenes kleineres Empfangsgebäude, der Stettiner Vorortbahnhof (auch Kleiner Stettiner genannt) nach Plänen des Eisenbahnbauinspektors Armin Wegner errichtet worden. Am 8. August 1924 verließ von hier aus dann der erste elektrisch betriebene S-Bahnzug den Vorortbahnhof in Richtung Bernau.
Nach dem Bau des Nord-Süd-Tunnels und eines eigenen Empfangsgebäudes auf der rechten Seite des Fernbahnhofs durch den Reichsbahnarchitekten Richard Brademann verlor der Vorortbahnhof am 27. Juli 1936 seine Funktion und wurde geschlossen. Das Empfangsgebäude des Kleinen Stettiner Vorortbahnhofs an der Zinnowitzer Straße hat Krieg und DDR-Zeit fast unbeschadet überstanden. Es harrt einer neuen Nutzung.
Neubau des unterirdischen S-Bahnhofs
Der neue S-Bahnhof wurde unterirdisch nach dem Entwurf des Reichsbahnoberrats Lüttich neben dem Fernbahnhof erbaut. Er war der erste Bahnhof des Nord-Süd-Tunnels der S-Bahn, der weiter nach Süden Richtung Friedrichstraße und Unter den Linden führte.
Wegen des Umsteigeverkehrs zu den Fernzügen als auch aus betrieblichen Gründen (der Bahnhof befindet sich am nördlichen Tunnelende und besaß einen Anschluss zum oberirdisch gelegenen S-Bahn-Betriebswerk) wurde der Bahnhof in anderthalbfacher Tiefe viergleisig mit zwei Richtungsbahnsteigen angelegt. Nördlich und südlich der Bahnsteige schließt je eine Kehranlage an. Über die nördliche Kehranlage war über eine Spitzkehrenfahrt das S-Bahn-Betriebswerk erreichbar, das sogar noch nach dem Mauerbau 1961 bis zur Übernahme des Betriebs durch die BVG 1984 für die im Westteil Berlins eingesetzten Züge zuständig war (Bw Nob).
Die beiden Mittelbahnsteige sind je 157 Meter lang und maximal 10,5 Meter breit. Die Bahnsteige sind durch Treppen mit den über den Gleisen gebauten unterirdischen Quergängen verbunden, die früher unter den Fernbahnsteigen weiterführten; über dem nördlichen Bahnsteigende entstand ein Tunnel zur Gepäckabfertigung, der jeweils mit einem Aufzug mit den Bahnsteigen verbunden ist. Als Haupteingang des Bahnhofs wurde ein relativ geräumiger Pavillon erbaut.
Für die unterirdische Bahnsteighalle wurde die Berliner Bauweise eingesetzt. Die mit elfenbeinfarbenen Fliesen verkleidete Halle ist durch drei rot verkleidete Stützenreihen in vier Schiffe gegliedert, wobei die äußeren Stützenreihen die Bahnsteigachsen besetzen und die innere Reihe zwischen den Gleisen steht. Die Stützenkapitel beziehungsweise Fußpunkte sind durch Rücksprünge der Verkleidung abstrakt angedeutet. Die Doppel-T-Träger der Decke wurden farbig betont. Obwohl der Bahnhof bereits unter der nationalsozialistischen Herrschaft entworfen wurde, ist die Stilistik des schlicht und sachlich gehaltenen Innenraums durchaus der Moderne anzurechnen.
Der Tunnelbahnhof war während der Teilung Berlins gesperrt und wurde zu einem sogenannten „Geisterbahnhof“, den die S-Bahnen ohne Halt durchfuhren. Lediglich innerbetriebliche Fahrten setzten hier zum S-Bahn-Betriebswerk aus bzw. begannen hier.
Nach der Wiedervereinigung
Kurz nach der Wiederöffnung des Nordbahnhofes am 1. September 1990 musste der Nord-Süd-Tunnel auf Grund umfangreicher Sanierungsmaßnahmen geschlossen werden. Nach eineinhalb Jahren Bauzeit konnten der Tunnel und der unterirdische Nordbahnhof am 1. März 1992 wiedereröffnet werden.
Nach der Wiederinbetriebnahme wurden auch die Zugänge des unterirdischen Nordbahnhofs nach und nach wieder geöffnet. Der Bahnhof wurde denkmalgerecht saniert und durch einen hellen Aufzugs- und Fahrradabstellraum erweitert. Als letztes Bauwerk wurde im Mai 2006 der ehemalige nördliche Bahnsteigzugang in leicht expressionistischer Formensprache Richard Brademanns an der neuen Straßenbahnhaltestelle wiedereröffnet. Dieser Zugang diente früher als Zugang zum Sonderbahnsteig G des Stettiner Bahnhofs. Von hier fuhren alle „KDF“-Züge bis zu den Ostseebädern.
Seit 2005 arbeiten auf dem Gelände des ehemaligen Stettiner Vorortbahnhofs mehr als 2000 Mitarbeiter der Deutschen Bahn AG in den neu errichteten Bürobauten des Stettiner Carrées Mitte.
Im Zusammenhang mit der Neuanlage einer Straßenbahnhaltestelle ließ die Berliner Senatsverwaltung 2006 den Bahnhofsvorplatz neu gestalten. Zwischen alten Bahngleisen, die in das neue Pflaster flächenbündig eingelassen wurden, sind viele der ehemals durch die Stettiner Bahn erreichbaren Ostseestädte Pommerns mit ihren Namen in der Platzfläche auffindbar.
Siehe auch
Literatur
- Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil X Band B: Anlagen für den Verkehr (2) Fernverkehr. Berlin (West) 1984. ISBN 3-433-00945-7
- Jürgen Meyer-Kronthaler, Wolfgang Kramer Berlins S-Bahnhöfe: Ein dreiviertel Jahrhundert. Berlin-Brandenburg 1999. ISBN 3-930863-60-X
Weblinks
Ehemalige Berliner KopfbahnhöfePotsdamer Bahnhof | Dresdener Bahnhof | Anhalter Bahnhof | Görlitzer Bahnhof | Schlesischer Bahnhof | Wriezener Bahnhof | Alter Ostbahnhof | Alter Nordbahnhof | Stettiner Bahnhof | Hamburger Bahnhof | Lehrter Bahnhof
52.53194444444413.387777777778Koordinaten: 52° 31′ 55″ N, 13° 23′ 16″ O
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