Berlin Lehrter Bahnhof

Berlin Lehrter Bahnhof
Berlin Lehrter Bahnhof
Lehrter Bahnhof 1929
Lehrter Bahnhof, 1929
Daten
Betriebsart Kopfbahnhof
Bahnsteiggleise 5
Lage
Stadt Berlin
Land Berlin
Staat Deutschland
Koordinaten 52° 31′ 31″ N, 13° 22′ 10″ O52.52527777777813.369444444444Koordinaten: 52° 31′ 31″ N, 13° 22′ 10″ O
Eisenbahnstrecken
Bahnhöfe im Raum Berlin

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Lehrter Bahnhof 1879
Lage des Lehrter Bahnhofs 1875

Der Lehrter Bahnhof war einer von ehemals elf Kopfbahnhöfen in Berlin. Von 1868 bis 1951 war er Ausgangspunkt der Berlin-Lehrter Eisenbahn ins hannoversche Lehrte. Er befand sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Hamburger Bahnhofs, der Spree und des Humboldthafens. An seiner Stelle befindet sich heute der Berliner Hauptbahnhof.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Von 1868 bis 1871 baute die Magdeburg-Halberstädter Eisenbahngesellschaft die 239 km lange Lehrter Bahn, die Hannover mit Berlin verband. Der Ort Lehrte war der erste Eisenbahnkreuzungspunkt auf hannoverschem Gebiet. Die Gesellschaft, die zunächst für den Bau der Strecke warb, nannte sich aus politischen Gründen „Berlin-Lehrter-Komitee“.

Als Endpunkt der Strecke wurde in direkter Nähe zum schon bestehenden Hamburger Bahnhof ein neuer Kopfbahnhof gebaut – der Lehrter Bahnhof. Er entstand nach Entwürfen der Architekten Alfred Lent, Bertold Scholz und Gottlieb Henri Lapierre am Friedrich-Carl-Ufer der Spree, direkt am Humboldthafen. Die Hauptachse des Bahnhofs wurde parallel zu der Ufermauer des Humboldthafens angelegt.

Architektur

Halle des Lehrter Bahnhofs, 1879
Luftaufnahme des Lehrter Bahnhofs mit Spree und Humboldthafen (rechts) um 1910
Hans Baluschek: Bahnhofshalle (Lehrter Bahnhof), 1929

Im Gegensatz zu den bisherigen Fernbahnhöfen, die Ziegelfassaden aufwiesen, sollte der der französischen Neorenaissance verpflichtete Bahnhof einen repräsentativen Charakter erhalten. Aus Kostengründen wurde aber auf den ursprünglich vorgesehenen Werkstein verzichtet und das Gebäude aus verputzten Ziegelformstücken ausgeführt. Wegen seiner prunkvollen Architektur galt er als das Schloss unter den Bahnhöfen. Die reich geschmückte Front des Gebäudes mit dem Hauptportal blieb ohne verkehrliche Bedeutung, da am östlichen Seitenflügel, wo die Züge abfuhren, die Vorfahrt für Droschken lag und ein Eingang bestand.

Die Bahnhofshalle hatte eine Länge von 188 und eine Breite von 38 Metern. Sie war einschiffig ausgeführt und mit einem Stahlbindern aufgesetztem Tonnengewölbe überdeckt. Westlich und östlich schlossen sich jeweils ein langgezogener Seitenflügel an. Wie damals üblich, war der Bahnhof funktionell in einen Ankunftsbereich im Westen und einen Abfahrtsbereich im Osten geteilt. Ursprünglich gab es fünf Gleise, vier davon endeten an den Seiten- und dem Mittelbahnsteig, das fünfte Gleis war ohne Bahnsteig und diente dem Rücklauf der Lokomotiven. Um 1900 wurde ein Gleis entfernt, um den Mittelbahnsteig verbreitern zu können.

Betrieb

Mit Inbetriebnahme des Lehrter Stadtbahnhofs 1882 erhöhte sich der Bedarf an Zugverbindungen am Lehrter Bahnhof stark. Am 15. Oktober 1884 wurde daher der Schienenverkehr des 300 Meter entfernten, an der Invalidenstraße gelegenen Hamburger Bahnhofs mit den Verbindungen in Richtung Hamburg, Nordwestdeutschland und Skandinavien zum Lehrter Bahnhof verlagert.

1886 wurde die Berlin-Lehrter-Bahn und mit ihr der Lehrter Bahnhof verstaatlicht und ging in den Bestand der Preußischen Staatseisenbahnen über.

Der Lehrter Bahnhof war für seine schnellen Zugverbindungen bekannt, bereits 1872 fuhren Expresszüge auf der Lehrter Bahn mit einer Geschwindigkeit von 90 km/h. Ab dem 19. Dezember 1932 verkehrte erstmals der als Fliegende Hamburger bekannte Diesel-Schnelltriebwagen, der mit bis zu 160 km/h vom Lehrter Bahnhof aus in 138 Minuten nach Hamburg fuhr.

Planungen

Bereits 1907 wurden aufgrund eines städtebaulichen Konzeptes erwogen, den Bahnhof Papestraße zum Südbahnhof, den Bahnhof Gesundbrunnen zum Nordbahnhof und den Lehrter Bahnhof zum Zentralbahnhof Berlins zu machen. Der Anhalter und Potsdamer Bahnhof sollten dafür stillgelegt werden. Die Umsetzung blieb jedoch aus.

Stattdessen plante in den 1930er Jahren der Generalbauinspektor Albert Speer eine radikale Umgestaltung und Vereinfachung des Eisenbahnnetzes mit zwei großen Durchgangsbahnhöfen (Nordbahnhof und Südbahnhof) statt der zahlreichen Kopfbahnhöfe. Im Zuge Umgestaltung Berlins zur Welthauptstadt Germania und der sich damit ergebenden Neugestaltung des Bereiches um den Spreebogen sollte der Lehrter Bahnhof für die Große Halle und die Bebauung am Großen Becken abgerissen werden. Der Kriegsausbruch verhinderte die Ausführung dieser Pläne.

Stilllegung

Ruine des Lehrter Bahnhofs, 1955

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Bahnhof schwer beschädigt. Nach dem Krieg wurde die ausgebrannte Ruine mangels Alternativen soweit instandgesetzt, dass ein notdürftiger Verkehr wieder aufgenommen werden konnte. Am 28. August 1951 fuhr jedoch letztmalig ein Zug aus der offenen Bahnhofshalle nach Wustermark und Nauen, danach wurde der Bahnhof stillgelegt.

Am 9. Juli 1957 begann die Abtragung der Ruine, am 22. April 1958 wurde das Hauptportal gesprengt. Der Bauschutt diente zur Herstellung von Ziegelsplitt für den Wiederaufbau der Stadt. Die Abrissarbeiten erwiesen sich als schwierig und zogen sich bis in den Sommer 1959 hin, da die nahegelegene Bahnhofshalle des Lehrter Stadtbahnhofs und das Stadtbahnviadukt nicht beschädigt werden durften.

Heutige Situation

Bahnintern besteht der heutige Berliner Hauptbahnhof aus zwei Bahnhöfen:

  • dem „Berlin Lehrter Bahnhof“ (bahninterne Abkürzung: BL) für die Gleise 1 bis 8 im Tunnel und
  • dem „Berlin-Lehrter Stadtbahnhof“ (bahninterne Abkürzung: BLS) für die Gleise 11 bis 16 auf der Stadtbahn.

Im neuen Hauptbahnhof befindet sich an der Stelle des alten Stadtbahnhofs die neue S-Bahn-Station (bahninternes Kürzel: BHBF), die betrieblich gesehen ein von den anderen Bahnanlagen des Hauptbahnhofes getrennter Haltepunkt ist, hier findet sich noch die Bezeichnung „Berlin Hauptbahnhof – Lehrter Bahnhof“.

Literatur

  • Günther Kühne: Fern- und S-Bahnhöfe. In: Architekten- u. Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten – Teil 10 Bd. B. Anlagen und Bauten für den Verkehr II: Fernverkehr. Berlin 1984, ISBN 3-433-00945-7, S. 23–50.

Weblinks


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