- Bestimmter Artikel
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Zur Wortart Artikel (auch: Begleiter, in Schulgrammatiken auch: Geschlechtswort) zählen Wörter, die in Verbindung mit einem Nomen stehen und dieses näher bestimmen. Es wird unterschieden zwischen bestimmtem Artikel (der, die, das), unbestimmtem Artikel (ein, eine) sowie dem sogenannten Nullartikel, also Stellen, an denen kein Artikel verwendet werden darf. (Bsp.: "Kannst Du mir Geld leihen?").
Der Artikel setzt das Gemeinte zum Hörerwissen in Beziehung und markiert etwas
- als individuell bekannt („Gib mir mal die Uhr“),
- generell bekannt („die Sonne“ als Unikum, „der Mensch“ als Gattung),
- aktuell noch unbekannt („Ein Mann betrat die Kneipe“)
- oder Exemplar einer Art („Ein Fisch hat Kiemen“).
Aufgrund ihrer Funktion werden Artikel zu den Determinativen/Determinantien gezählt. Sie sind wesentlicher Bestandteil einer Nominalphrase.
Grammatisch können im Deutschen Kasus, Genus und Numerus am Artikel angezeigt sein: „die Frau“ im Nominativ bzw. Akkusativ, „der Frau“ im Genitiv bzw. Dativ.
Inhaltsverzeichnis
Der Artikel in den verschiedenen Sprachen
Artikel gibt es nur in einigen Sprachen, wie zum Beispiel den germanischen Sprachen wie Deutsch und Englisch, den modernen romanischen Sprachen, den keltischen Sprachen, dem Griechischen, dem Bulgarischen, dem Albanischen und Armenischen. Semitische Sprachen wie Arabisch und Hebräisch kennen zwar bestimmte, aber keine unbestimmte Artikel (siehe Rubrik „Weblinks“). Im Schwedischen und den anderen skandinavischen Sprachen wird der unbestimmte Artikel wie im Deutschen vorangestellt, der bestimmte Artikel als Suffix realisiert. In einigen Sprachen, wie dem Isländischen kommt es auch zur Verschmelzung von Substantiv und Artikel: hestur (isl.) - Pferd, hesturinn (isl.) - DAS Pferd. Grundsätzlich kann der Artikel auch getrennt stehen (hinn hestur) - ist aber in der Alltagssprache seltener.
Das Türkische, das Russische und das Ukrainische haben keinen Artikel. Dafür können Russisch und Ukrainisch Unbestimmtheit differenzierter kennzeichnen als etwa das Deutsche. Ein Artikel fehlt auch im Latein, in den baltischen und den meisten slawischen Sprachen (eine Ausnahme bilden Bulgarisch und Mazedonisch). Die baltischen und slawischen Sprachen drücken den Bekanntheitsgrad vor allem mittels der Wortstellung aus (s. auch Thema-Rhema-Gliederung). Aber auch Aspekt, Kasus und lexikalische Mittel (Demonstrativpronomina) können hier die Funktion des Artikels übernehmen (s. Gladrow und Birkenmaier in Literaturliste). In den baltischen Sprachen wird die Bestimmtheit zum Teil mittels langer Adjektivformen ausgedrückt (vgl. lit. jaunas vyras „(ein) junger Mann“ vs. jaunasis vyras „der junge Mann“). Im albanischen wird der Artikel im Wortende gebildet z. B.: Arman =(ein) Schrank Armani = der Schrank
In einigen Sprachen gibt es den so genannten Teilungsartikel, so z. B. im Französischen (de). und im Italienischen. Auch in einigen deutschen Dialekten gibt es den Teilungsartikel, beispielsweise in der Deutschkärntner Mundart (z. B. ane Erdäpfel).
Tabellen für das Deutsche
Der bestimmte Artikel Kasus männlich weiblich sächlich Plural Nominativ der die das die Genitiv des der des der Dativ dem der dem den Akkusativ den die das die Der unbestimmte Artikel Kasus männlich weiblich sächlich Plural Nominativ ein eine ein Genitiv eines einer eines Dativ einem einer einem Akkusativ einen eine ein Funktion
War die indogermanische Ursprache noch artikellos, so wird der Gebrauch des Artikels im Laufe der hochdeutschen Sprachentwicklung im Regelfall bei Gattungsnamen („Die Frau schläft; ein Mädchen weint“) verbindlich. Anders bei Personennamen und Prädikativa: „Hans ist Bäcker“. Personennamen werden laut Lehrbuch nur dann mit Artikel gebraucht, wenn vor dem Namen ein Adjektiv steht. Im oberdeutschen Sprachraum ist es jedoch üblich, Namen, außer in der Anrede, mit bestimmtem Artikeln zu kombinieren. Ingerid Dal führt das darauf zurück, dass Artikel über Familiennamen eindrangen, die eigentlich Appellativa waren, wie mittelhochdeutsch der strickaere („Seiler“). Ortsnamen werden bis auf wenige Ausnahmen immer ohne Artikel benutzt. Auch Abstrakta und Stoffbezeichnungen können als Subjekt ohne Artikel gebraucht werden, ohne dass sich die Bedeutung verändert: „(Die) Schönheit vergeht“; „(Das) Geld regiert die Welt“. Ferner lassen bestimmte Fügungen keinen Artikel zu: „Er hat Hunger“; „Ich fahre Auto“ (aber demgegenüber: „Er fährt einen Mercedes“ und auch „Ich fahre das Auto auf den Hof.“).
Artikellosigkeit lässt sich weiter in einer großen Zahl von Sprichwörtern und formelhaften Verbindungen finden: „Haus und Hof“; „Mann und Maus“. Hier handelt es sich um Relikte des älteren artikellosen Gebrauchs. In diesen Zusammenhang fallen auch Dichtungen, die stilistisch überlieferte Volkslieder nachbilden sollten: „Knabe sprach – Röslein wehrte sich.“ Häufig reichen morphologische Mittel nicht aus, um Genus, Kasus und Numerus anzuzeigen, da unterschiedliche Kasus formal zusammenfallen und so der Artikel als Kasusmerkmal dienen muss.
Alternativ können an Stelle des Artikels andere Determinative gebraucht werden wie beispielsweise kein/dieser/jener/mancher/jeder/mein usw. Vollständige Artikellosigkeit ist im Neuhochdeutschen nur noch in Ausnahmefällen möglich.
Artikelwort
Im weiteren Sinne zählen einige Grammatiker auch Pronomina zur Wortart Artikel, weil diese den Artikel ersetzen können, wenn sie als Attribut benutzt werden.
z. B. kein/dieses/jenes/manches/jedes Computerprogramm
Weitere Bezeichnungen dieser erweiterten Begriffsbestimmung unter Einbeziehung der Determinativpronomen sind Artikelwort, Determinans und Determinator. Dabei ist zu beachten, dass Artikelwörter nur dann als solche bewertet werden, wenn sie ein Hauptwort begleiten. Ohne dieses Merkmal sind es gewöhnliche Pronomina.
Artikellosigkeit bedeutet nicht nur, dass einige Sprachen (z. B. slawische Sprachen) keine Wortart Artikel aufweisen, sondern auch, dass sie fallweise auch kein Artikelwort besitzen. Diese Worte finden sich im Plural der unbestimmten Artikel, z. B. bei dem Begriffspaar die Zeitung vs. Zeitungen. Zeitungen nennt man dann einen Nullartikel zur Abgrenzung gegen Konstruktionen, welche die Verwendung eines Artikels verbieten wie etwa er hat Durst.
Unter Einbeziehung des Artikelworts in die Definition der Wortart Artikel haben selbst artikellose Sprachtypen einen Artikel.
z. B.: lat. is vir bzw. russ. этот мужчина für dt. ‚dieser Mann‘
Quelle: Metzler, Bisle-Müller, Helbig
Possessivartikel
Possessivartikel (lat. possidere 'besitzen') sind wiederum eine Unterklasse der Artikelwörter. Es handelt sich um Possessivpronomen, welche als Artikel verwendet werden.
z. B.: mein Kopf, sein Buch, ihr Föhn
Entwicklung des Gebrauchs
Bereits in Wulfilas gotischer Bibelübersetzung lassen sich Artikel nachweisen. Ihren Gebrauch führt Ingred Dal auf den Einfluss des griechischen Ausgangstextes zurück, in dem Artikel verwendet wurden. Im Althochdeutschen setzt sich seine Verwendung immer weiter durch, wenn auch noch nicht in aller Konsequenz. Im Mittelhochdeutschen ist das Vorkommen von artikellosen Substantiven schon sehr stark eingeschränkt. In dieser Sprachperiode findet sich auch die im Neuhochdeutschen unmögliche Form der Artikelsetzung vor Possessivpronomen und Substantiv: „die iuweren schoenen tohter“. Eine weitere heute ungebräuchliche Konstruktion ist die gleichzeitige Verwendung von bestimmtem und unbestimmtem Artikel, die sich vor allem vor einem Relativsatz oder beim Superlativ nachweisen lässt: „ein daz schoenste gras“.
Der bestimmte Artikel entwickelte sich aus den Demonstrativpronomen dër, diu, daz und wurde auch schon als Relativpronomen gebraucht. In Folge dessen entstanden die so genannten zusammengesetzten Demonstrativpronomen aus dem einfachen Demonstrativpronomen und dem unflektierbaren Demonstrativpartikel se. Daher wird zunächst auch nur der erste Teil flektiert; die Endflexion wird hier erst später die Regel.
Dieser Trend lässt sich heute in Ansätzen auch in einigen baltischen und slawischen Sprachen beobachten. Im Tschechischen wird kontextgebundenen Substantiven oft ein Demonstrativpronomen vorangestellt, ebenso im Litauischen. Im Polnischen tauchen fallweise nachgestellte Demonstrativpronomina auf, die vorerwähnte Ausdrücke hervorheben.
Der unbestimmte Artikel entwickelte sich aus dem Numeral althochdeutsch und mittelhochdeutsch ein (gotisch ains), wie auch der unbestimmte Artikel in den romanischen Sprachen aus dem lateinischen unus hervorgegangen ist (vergleiche französisch un, une; spanisch un, una). Auch der Gebrauch des unbestimmten Artikels wird im Mittelhochdeutschen die Regel. Allerdings erreichte die Entwicklung erst nach und nach den Stand, dass zwischen dem Gebrauch von bestimmtem und unbestimmtem Artikel sowie Artikellosigkeit eine konkrete Bedeutungsrelation verstanden wurde.
Das immer weitere Vordringen des Artikelgebrauchs lässt sich auf eine konstante Tendenz in der Entwicklung der Nebensilben zurückführen, die sich bis in die Gegenwartssprache fortsetzt. Aus sprachökonomischen Gründen kommt es zur Nebensilbenabschwächung und auch zur Nebensilbenvokalausstoßung (Apokope und Synkope). Diese in erster Linie lautliche Konstante wirkt sich auch auf das Formensystem aus, da sie sich wesentlich auf die Flexionsmorpheme auswirkt. Durch die Abschwächung der volltonigen Endsilbenvokale zu e, fallen unterschiedliche Kasus formal zusammen; der Artikel wird gebraucht, um den Kasus anzuzeigen. Durch die Nebensilbenabschwächung wird folglich die Tendenz vom synthetischen zum analytischen Sprachbau verstärkt.
Allerdings wird auch diskutiert, ob nicht vielleicht die Nebensilbenabschwächung eine Folge des Aufkommens des bestimmten Artikels sei. Es sei denn, man kann sie verneinen.
Literatur
- Birkenmaier, Willy (1979): Artikelfunktionen in einer Artikellosen Sprache. Studien zur nominalen Determination im Russischen. Forum Slavicum 34. München. [Untersucht Wiedergabe des deutschen Artikels im Russischen]
- Bisle-Müller, Hansjörg (1991): Artikelwörter im Deutschen. Semantische und pragmatische Aspekte ihrer Verwendung. Tübingen: Niemeyer. ISBN 3-484-30267-4 [Beschreibt den Artikelgebrauch innerhalb einer pragmatischen Theorie 'der Koordination gemeinsamen Wissens']
- Gladrow, Wolfgang (1979): Die Determination des Substantivs im Russischen und Deutschen. Eine konfrontative Studie. Leipzig. [Untersucht Wiedergabe des deutschen Artikels im Russischen]
- Grimm, Hans-Jürgen & Heinrich, Gertraud (1976): Der Artikel. Leipzig: VEB Enzyklopädie. [Gründliche Darstellung für den Fremdsprachenunterricht ohne großen theoretischen Anspruch]
- Grimm, Hans-Jürgen (1986): Untersuchung zum Artikelgebrauch im Deutschen. Leipzig: VEB Enzyklopädie. [Wissenschaftlich anspruchsvoller als Grimm & Heinrich (1976). Bezieht auch deutsch-russische und deutsch-tschechische Vergleiche ein.]
- Kolde, Gottfried (1989): Der Artikel in deutschen Sachverhaltsnominalen. Tübingen: Niemeyer. ISBN 3-484-31096-0 [Sehr gründliche und wissenschaftlich breit fundierte Darstellung des Artikelgebrauchs bei Sachverhaltsbeschreibungen]
- Tsugio Sekiguchi: 冠詞 意味形態的背景より見たるドイツ語冠詞の研究 (Kanshi: Imi keitaiteki haikei yori mitaru doitsugo kanshi no kenkyū). 8. Auflage. 1-3, 三修社(Sansyusya), Tokio 1983, ISBN 4384007515 (Dreibändiges Werk (zusammen 2304 Seiten) in japanischer Sprache zu Bedeutung und Gebrauch des Artikels im Deutschen).
- Vater, Heinz (1979): Das System der Artikelformen im gegenwärtigen Deutsch. 2. verbesserte Auflage. Tübingen: Niemeyer. ISBN 3-484-10359-0 [Ein Klassiker. Strukturalistische Methode]
- Vater, Heinz (Hrsg.)(1979): Zur Syntax der Determinantien. Tübingen: Narr. ISBN 3-86057-421-3 [Die Aufsätze behandeln die Artikel im Zusammenhang mit anderen Determinantien wie ‚jeder‘, ‚dieser‘, ‚alle‘ ‚einige‘ etc. Methode: Generative Grammatik]
- J. van der Auwera (ed.), The Semantics of Determiners. 1980
- H.-J. Grimm, Lexikon zum Artikelgebrauch. 1987
- I. Heim, Artikel und Definitheit, 1991, 487–535
- N. Himmelmann, Deiktikon, Artikel, Nominalphrase. Zur Emergenz syntakt. Struktur. 1997
- Helbig u. J. Buscha: „Deutsche Grammatik. Ein Handbuch für den Ausländerunterricht“, 1979
Weblinks
- www.canoo.net – „Der Artikel“ in der Online-Grammatik Canoo.net
- Liste der bestimmten Artikel in vielen Sprachen aus der schwedischen Wikipedia
Wortarten der deutschen Sprache (traditionelle Grammatik)Deklinierbar: Substantiv | Adjektiv | Pronomen | Numerale | Artikel Konjugierbar: Verb
Unflektiert: Konjunktion | Präposition | Adverb | Interjektion
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