- Bildbruch
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Die Katachrese bezeichnet eine rhetorische Figur. Als internationaler terminus technicus ist sie der griechischen Sprache entlehnt; die deutsche Katachrese sowie die italienische catacresi sind aus der Dimotiki, die englische catachresis und die spanische catacresis dagegen aus der Katharevousa nachgebildet:
Auch in der Fachliteratur hat der Begriff zwei unterschiedliche Bedeutungen.
Bildbruch
Bezeichnung für eine unstimmige, zuweilen widersprüchliche Verbindung mehrerer sprachlicher Bilder in einer Texteinheit. In der Antike war dies, mit dem Ziel, Komik zu erzeugen, erlaubt. Heute wird dieses Stilmittel eher selten eingesetzt.
Geschieht eine Katachrese ungewollt (z.B. durch den Prozess des Versprechens als Kontamination aus zwei oder mehreren Redensarten), so betrachtet man sie hingegen als eher peinlichen oder komischen Stilfehler.
Beispiele:
- Auch ein blindes Huhn legt mal ein Ei.
- Wir ziehen alle am selben Boot.
- Jemanden hinters Ohr führen.
- Das setzt dem Fass die Krone auf! oder Das schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht!
- Wenn alle Stricke reißen, hänge ich mich auf!
- Das ist aber nicht so ganz das Wahre vom Ei.
- Reinen Tisch einschenken.
- Da hast Du mir aber eine Made in den Speck gesetzt.
- Der Zahn der Zeit, der schon so viele Tränen getrocknet hat, wird auch Gras über diese Wunde wachsen lassen.
- Es ist erfreulich, daß die politischen Extremitäten in Deutschland keinen Fuß fassen konnten. (Ludwig Erhard)
- Das ist das Holz aus dem Waschlappen gemacht sind.
Verknüpfung eines komplexen Sachverhaltes mit einem Bild
Der Literaturwissenschaftler Jürgen Link hält die Katachrese hingegen für das grundlegende Prinzip, mit dem (insbesondere in den Massenmedien) verschiedene Spezialdiskurse (Wissenschaft, Ökonomie, Medizin, u. s. w.) und komplexe Sachverhalte mit einem Bild verknüpft werden können, das unmittelbar plausibel ist und vom Rezipienten automatisch verstanden wird. Die Katachrese sei daher kein Beispiel schlechten Stils, sondern grundlegendes Prinzip der Textproduktion. Dafür eignen sich insbesondere die Bildbereiche, die durch starke pragmatische Verankerung besonders eingängig sind: Schiffe, Automobile, Umweltkatastrophen, Organismen, Spielmetaphern usw. Die Wahl des Bildbereiches und das Phänomen, das damit ausgedrückt werden soll, verweisen zudem auf die grundlegende ideologische Position des Bildproduzenten – so werden ökonomische Prozesse oft durch Naturkatastrophen symbolisiert, um sie „natürlich“ erscheinen zu lassen.
Beispiele:
- Was Oskar Lafontaine und Gregor Gysi anbieten, ist noch mehr von der Medizin, mit der die überkontrollierte und vom Staat dirigierte deutsche Wirtschaft in den Graben gefahren wurde.(FAZ, 20. Juni 2005). Bildbereiche: Organismus (Medizin), Musik (dirigiert), Technik (in den Graben gefahren, konnotiert Auto und Straße).
- Mit seinen hohen Lohnnebenkosten ist der Patient Deutschland in den Stürmen der Globalisierung vom Weg abgekommen. Wann wird er untergehen? Bildbereiche: Organismus (Patient), Natur (Stürme), Technik (Auto).
Literatur
- Jürgen Link: Die Struktur des Symbols in der Sprache des Journalismus. München: Fink 1978, ISBN 3-7705-1501-3
- Gerald Posselt: Katachrese. Rhetorik des Performativen. München: Fink 2005, ISBN 3770539931
- Meinolf Schumacher: Metaphernhäufung und Bildbruch. In: ders.: Sündenschmutz und Herzensreinheit. Studien zur Metaphorik der Sünde in lateinischer und deutscher Literatur des Mittelalters. München: Fink 1996, S. 43-49 ISBN 3-7705-3127-2
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