Biochips

Biochips

Neuromancer ist der erste Teil einer gleichnamigen Romantrilogie, die auch unter dem Namen Sprawl-Series bekannt ist. Verfasst wurde er von dem Autor William Gibson und erschien 1984 in Amerika und 1987 in Deutschland. Der Roman gilt als die geistige Grundlage des Cyberpunk.

William Gibsons Debütwerk erhielt diverse namhafte Auszeichnungen der Science-Fiction-Literatur:

Die Trilogie besteht neben Neuromancer aus den Romanen Biochips (englischer Titel Count Zero) und Mona Lisa Overdrive. In diesen Romanen tauchen einige Personen aus Neuromancer wieder auf.

Inhaltsverzeichnis

Neuromancer

Handlung

Das Buch handelt von den unmittelbaren Geschehnissen rund um die Hauptperson Case. Alles beginnt in der Stadt Chiba, in die der ehemalige Konsolen-Cowboy gereist ist, um sein Nervensystem reparieren zu lassen, da dies durch seinen ehemaligen Auftraggeber mit Hilfe eines russischen Mykotoxins so beschädigt wurde, dass er nicht mehr in den Cyberspace einloggen kann. Case strandet jedoch erfolglos in Chiba und verdient sich seinen Unterhalt notdürftig mit diversen dunklen Machenschaften. Eines Tages wird er von Molly aufgespürt, die ihn für ihren Auftraggeber einspannt. Armitage (der Auftraggeber), dessen richtiger Name Colonel Willis Corto ist, bietet Case als Bezahlung an, sein Nervensystem wieder instand setzen zu lassen, wenn er den Auftrag annimmt.

Um Case unter Kontrolle und seine Arbeitsmoral aufrecht zu halten, werden dem Konsolen-Cowboy während der Operation sich langsam zersetzende Giftkapseln in den Blutkreislauf implantiert, die bei Auflösung sein Nervensystem wieder in den vorherigen Zustand versetzen würden. Armitage, der sich später nur als eine Marionette der künstlichen Intelligenz (KI) Wintermute herausstellt, verspricht dem jungen Mann, dass diese Kapseln nach der Erfüllung des Auftrags wieder aus seinem Körper entfernt werden. Wintermutes Ziel ist es, sich mit seinem Zwilling, der KI Neuromancer zusammenzuschließen. Jeder Teil ist durch vorgegebene Parameter seiner Schöpfer in seiner Denkweise eingeschränkt und nur der Zusammenschluss der beiden Teilsysteme in Form einer Super-KI kann die Schranken aufheben. Daraus entwickelt sich ein Abenteuer, das in mehreren Städten und im Orbit seinen Lauf nimmt.

Am Ende des Romans schafft es Wintermute, sich mit Neuromancer zu vereinigen und eine digitale Lebensform zu bilden, welche in der Matrix aufgeht.

Hauptfiguren

  • Case ist ein ehemaliger Konsolen-Cowboy (Hacker), der, im Auftrag anderer, Computer über den Cyberspace infiltriert hat. Als er einen Auftraggeber betrogen hatte, wurde ihm als Strafe das Nervensystem mit Hilfe eines russischen Mykotoxins beschädigt, so dass er nicht mehr in den Cyberspace gelangen kann. Er nimmt den Auftrag von Armitage an, da ihm eine Heilung der Schäden angeboten wird.
  • Molly, eine ehemalige Prostituierte, trägt diverse Körpermodifikationen an sich, wie beispielsweise eine fest in die Haut eingebaute Brille mit Restlichtverstärker und ausfahrbare Skalpellklingen unter den Fingernägeln. Sie arbeitet für Armitage als Söldnerin für das Grobe (im Roman als Straßensamurai bezeichnet). Im Laufe der Geschichte entwickelt sie Zuneigung zu Case. Sie berichtet von ihrer einstigen Liebe, Johnny, einem Datenkurier der von den Yaks (Yakuza) getötet wurde. Es handelt sich hierbei offensichtlich um Johnny Mnemonic, die Hauptfigur aus der bekanntesten Kurzgeschichte Gibsons, die Grundlage für einen Kinofilm war.
  • Armitage ist der ehemalige Special Force Officer Corto, der nach einem fehlgeschlagenem Einsatz körperlich wiederhergestellt werden musste, aber psychisch labil ist. Während seiner Genesung in einem Krankenhaus bemächtigt sich die KI Wintermute mit subtilen Mittel Cortos und ersetzt seine Persönlichkeit durch Armitage. Anfangs tritt er als direkter Auftraggeber auf, während sich im Laufe des Auftrags zeigt, dass er nur eine Marionette von Wintermute ist. Als er sich am Ende an sein früheres Ich erinnert, empfindet ihn Wintermute als Bedrohung und tötet ihn.
  • Wintermute ist eine künstliche Intelligenz mit Standort in Bern, die eine Gruppe Menschen delegiert, um sich mit ihrem Zwilling Neuromancer vereinigen zu können und so die Grenzen ihrer programmierten Parameter zu sprengen. Eine Art digitales Bewusstsein in Form einer Super-KI entsteht.
  • Neuromancer ist eine künstliche Intelligenz mit Standort in Rio, der Zwilling der künstlichen Intelligenz Wintermute. Auch wenn die Figur des Neuromancer im Buch eher knapp bemessen ist, so stellt sie trotzdem den Hauptbeweggrund für alle Handlungen der restlichen Figuren dar, die im Auftrag Wintermutes handeln.
  • Der Finne ist ein Schieber. Seine geschäftlichen Kontakte und sein Talent zur Beschaffung heikler Software sind ausschlaggebend für seinen guten Ruf.

Biochips

Biochips, englischer Titel Count Zero, ist der zweite Roman der Neuromancer-Trilogie und wurde 1986 veröffentlicht.

Die Handlung spielt acht Jahre nach dem ersten Roman Neuromancer. In der Matrix ereignen sich seltsame Dinge. Voodoo-Götter sollen in ihr auferstanden sein. Durch die im Buch Neuromancer beschriebenen Ereignisse hat ein Teil der Matrix ein eigenständiges Bewusstsein entwickelt; doch scheinbar wurde dieses Bewusstsein zersplittert. Für dieses Leben im Cyberspace interessieren sich verschiedene Parteien aus unterschiedlichen Gründen. Der junge Hacker Bobby Newmark, alias Count Zero, wird in diese Geschehnisse wider seinen Willen verwickelt, nachdem er durch eine engelsähnliche Erscheinung in der Matrix vor dem Tod durch einen fehlgeschlagenen Hack gerettet wird.

Die sogenannten Biochips, die den deutschen Buchtitel liefern, sind Implantate im Gehirn, die dem Träger den Zugang zur Matrix ohne Nutzung eines Computers ermöglichen. In einem weiteren Handlungsstrang spielen Kästen eine Rolle, deren Vorbild die Kunstobjekte Joseph Cornells sind.

Hauptfiguren

  • Turner
  • Marly Kruschkowa
  • Bobby Newmark

Mona Lisa Overdrive

Mona Lisa Overdrive wurde 1988 veröffentlicht und spielt acht Jahre nach den Geschehnissen aus Biochips.

In diesem Teil werden mehrere Handlungsstränge abwechselnd verfolgt, so z.B. die Ereignisse um Kumiko, die von ihrem Vater, einem hohen Yakuza-Mitglied, aus Sicherheitsgründen nach England geschickt wird, und Mona, einer jungen Prostituierten, der sich der Weg zu einer Karriere als Schauspielerin aufzutun scheint.

Aus den beiden früheren Romanen kommen folgende Figuren vor:

  • Molly Millions
  • der Finne, in Form einer Nachbildung seiner Persönlichkeit
  • Bobby Newmark
  • Angela Mitchell.

Einfluss von Neuromancer

Die Neuromancer-Trilogie schuf nicht nur eine neue Untergattung des Science-Fiction und prägte deren Vokabular, sondern beeinflusste auch einige Werke besonders stark.

Rollenspiele

Cyberpunk 2020, ein Cyberpunk-Rollenspiel, basiert auf den Romanen von William Gibson. Die dem Spiel zugrundeliegende Welt ist fast 1:1 aus den Romanen entnommen. Andere Cyberpunk-Autoren wie Walter Jon Williams haben später eigene Ergänzungsbände herausgebracht, was für die Akzeptanz des Spiels bei den Autoren spricht. Typisch ist die starke Techniklastigkeit, das paranoide Grundgefühl und das Lone-Ranger-Motiv der Romane.

Shadowrun, ein Fantasy/Cyberpunk-Rollenspiel, ist stark von der Neuromancer-Trilogie beeinflusst. Neben Begriffen und Konzepten, wie die Straßensamurai, die Dominanz von Megakonzernen und die Matrix, wurden auch Orte, z. B. das Sprawl, welches eine Kosebezeichnung für die superurbane Metropolregion zwischen Boston und Atlanta ist, nahezu unverändert übernommen. Die Aufträge in Shadowrun, sogenannte Runs, lehnen sich meist vom Aufbau her an den Auftrag, an dem Case in Neuromancer beteiligt ist, an. Allerdings erweitert Shadowrun die aus Neuromancer übernommenen Konzepte um Fantasyelemente wie Elfen, Zwerge, Trolle, Orks und Magie. Dies kollidiert mit dem Cyberpunk-Ansatz, unsere Welt als Dystopie weiterzudenken.

Weitere beeinflusste Werke

  • He, She, and It, außerhalb der USA unter dem Titel Body of Glass veröffentlichter Cyberpunk-Roman von Marge Piercy aus dem Jahr 1991
  • Snow Crash, Cyberpunk-Roman von 1992
  • System Shock, ein Computerspiel
  • Deus Ex, ein Computerspiel aus dem Jahre 2000
  • Otherland, eine vierbändige Romanserie von Tad Williams
  • Matrix, ein Science-Fiction-Film von 1999
  • Ghost in the Shell, ein japanischer Zeichentrickfilm (Anime) von Mamoru Oshii aus dem Jahr 1995 und zwei nachfolgende Filme und Serie
  • Altered Carbon, ein Cyberpunk-Roman von Richard Morgan aus dem Jahre 2002, in Deutschland unter dem Titel Das Unsterblichkeitsprogramm erschienen
  • Nirvana, ein Science-Fiction-Film von 1997, der die Cyberpunk-Thematik umsetzt

Computerspiele

Neuromancer ist die literarische Vorlage für ein 1988 (C64, DOS) bzw. 1990 (Amiga) erschienenes, gleichnamiges Computerspiel, das als eines der besten Hackerspiele gilt und bei seinem Erscheinen etliche Preise erhielt.

Musik

Neuromancer ist auch der Titel eines Liedes von Billy Idol auf seinem von den Werken Gibsons stark beeinflussten Konzeptalbum mit dem Titel Cyberpunk.

Film

Der Roman wird mit einem für 2009 geplanten Kinostart verfilmt. Regie führt Joseph Kahn, die Hauptrolle des Case spielt Hayden Christensen. Das Budget wird auf 70 Millionen Dollar geschätzt. Der bekannte und kontroverse Videokünstler und Regisseur Chris Cunningham war ebenfalls lange als möglicher Regisseur im Gespräch.[1]

Literatur

  • William Gibson: Neuromancer. Übs. Reinhard Heinz. Heyne, München, 1987. ISBN 3-453-31389-5.
  • William Gibson: Biochips. Übs. Reinhard Heinz. Heyne, München, 1988. ISBN 3-453-02777-9.
  • William Gibson: Mona Lisa Overdrive. Übs. Reinhard Heinz. Heyne, München, 1989. ISBN 3-453-10832-9.
  • William Gibson: Die Neuromancer Trilogie. Neuromancer, Biochips, Mona Lisa Overdrive. Rogner & Bernhard bei Zweitausendeins, Hamburg, 1996. ISBN 3-8077-0309-8
  • William Gibson: Die Neuromancer-Trilogie. Bearbeitete Neuausgabe. Übs. Reinhard Heinz und Peter Robert. Heyne, München, 2000. ISBN 3-453-16410-5.

Anmerkungen

  1. http://www.firstshowing.net/2007/05/18/william-gibsons-neuromancer-finally-coming-to-the-big-screen/

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