Bionomie

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Der Ausdruck Bionomie (griech. bios „Leben“ und nomos „Gesetz“) bezeichnet die Beschreibung der Lebensweise, der grundlegenden Prozesse und Strukturen vom Leben von Tieren und anderen Organismen im Zusammenhang mit ihrer Umwelt. Der Begriff tauchte in der Literatur Westeuropas in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf. In der englischen Sprache wurde der entsprechende Begriff bionomics in den Jahren 1885 bis 1890 erstmals verwendet.

Historische Entwicklung

Mit dem Begriff Bionomie haben die Autoren von Veröffentlichungen über die Natur von Tieren und Organismen vielfältige Auffassungen verbunden. A.G. Braunhofer wies 1816[1]auf den Begriff Bionomie als Lehre von dem organischen Leben hin. Dabei stellte er den Begriff Biologie gleichwertig neben den der Bionomie.

Pierer gab in seinem Universallexikon[2] im Jahre 1849 die Definition von Bionomie als „die Lehre von den Gesetzen des Lebens überhaupt“.

Ernst Haeckel schrieb 1866[3], dass für ihn Bionomie und Ökologie die gleiche Bedeutung haben. Diese Auffassung vertrat er auch noch 1894[4]. In den Jahren nach diesen Veröffentlichungen ordnete er den Bereich der Gegenstände der Ökologie der Bionomie und der Ethologie zu. Im Jahre 1906 schrieb er in einer neuen Herausgabe[5] der Generellen Morphologie von 1866, wie ungekärt die Inhalte der Auffassungen über Ökologie, Bionomie, Ethiologie und Biologie seien:

„Die Bezeichnung Oekologie ist später bald durch Bionomie, bald durch Ethiologie ersetzt worden. Vielfach wird sie auch noch Biologie schlichtweg (im engsten Sinne!!) genannt“

Im Jahre 1911 äußerte er sich in einer Veröffentlichung[6]zu den „Beziehungen der Organismen zur umgebenden Außenwelt“. Dabei gab er eine nähere Auffassung zur Bionomie an:

„Die mechanische Erklärung dieser ökologischen Erscheinungen gibt die Biologie, im engeren Sinne (besser Bionomie)“.

Wilhelm Haacke hat 1887 bezüglich der Bionomie auch Im Sinne Haeckels auf die „Mechanik der Lebenserscheinungen“ hingewiesen[7]:

„Sie soll die im Organismenbereich beobachteten Vorgänge als physikalische und chemische nachweisen“

Wilhelm Haacke grenzte 1895[8] die Bionomie auf die Plasmatik ein, die er als „Lehre von der Energetik des Plasmas“ definierte. Dementsprechend folgerte er: „Die Lehre von der Energetik des Plasmas ist aber die Plasmatik oder Bionomie.“[9]

Seitens der englischen Studien der biologischen Literatur wurde der Begriff der Bionomie ab 1885 dazu verwendet, allgemeine Beziehungen der Lebensgwohnheiten der Tiere und Organismen zu beschreiben, weil der Begriff der Biologie in dieser Zeit zu mehrdeutig geworden war.[10]

Der Zoologe Heinrich Ernst Ziegler (1858–1925) blieb bei der Veröffentlichung seines Zoologischen Wörterbuchs ab 1907[11] bei der allgemeinen Definition der Bionomie als der „Lehre von den Gesetzen des organischen Lebens“.

In Meyers Konversations-Lexikon von 1905[12] wird die Bionomie als

„die Lehre von den Beziehungen der Organismen zur umgebenden Welt, zu den Pflanzen und Tieren, mit denen sie zusammenleben, ihren Symbioten und Parasiten, ihren wechselseitigen Anpassungen“

definiert.

Der Botaniker Franz Wilhelm Neger (1868–1923) verwandte in seiner 1913 vorgenommenen Veröffentlichung[13] den Begriff der Bionomie als Teil des Titels der „Biologie der Pflanzen auf experimenteller Grundlage(Bionomie)“.

Matthias Schaefer bezog sich in seiner Erklärung der Bionomie teils auf historische Wurzeln, wenn er die Bionomie als Lebensweise einer Art als „Biologie im engeren Sinne“ bezeichnete.[14]Dabei gab er aber auch inzwischen die Erkenntnisse der biologischen Untersuchungen als Inhalt der Bionomie an, die die Biologie heute auszeichnet, u. a. den Lebenszyklus, die Fortpflanzung, die Atmung und die Exkretion.

Bionomie und Ökonomie

Michael Rothschild schrieb 1990 über den Zusammenhang von Ökonomie und Bionomie.[15]Indem er an Darwin anknüpfte, folgerte er, dass man die Ökonomie als eine Art Ökosystem auffassen müsse. Das Marktgeschehen sei eine Form der Selbstorganisation.[16]

Einzelnachweise

  1. Naturwissenschaftliche Vorbegriffe für Naturgeschichte nebst dem präparativen Theile der oryktognostischen Mineralogie : als Einleitung für Studierende der Heilkunde, Pharmacie, Ökonomie, und für Liebhaber dieser Wissenschaft, Wien 1816, S. 109
  2. H.A. Pierer, Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit, Altenburg 1849
  3. Ernst Haeckel, Generelle Morphologie 1866, Bd. 1, S. 8, Bd. 2, S. 236
  4. Ernst Haeckel, Systematische Phylogenic: Entwurf eines natürlichen Systems der Organismen auf Grund ihrer Stammesgeschichte 1894, S. 387
  5. Ernst Haeckel, Prinzipien der Generellen Morphologie der Organismen, Berlin 1906, S. 334
  6. Ernst Haeckel, Natürliche Schöpfungsgeschichte, Berlin 1911, S. 793
  7. W. Haacke: Biologie, Gesamtwissenschaft und Geographie, in: Biologisches Centralblatt, Erlangen 1887, S. 705-718
  8. Wilhelm Haake, Die Schöpfung des Menschen und seiner Ideale, Jena 1895, S. 477
  9. Wilhelm Haake, ebenda
  10. Ulrich Sucker, Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Biologie – Seine Gründungsgeschichte, seine problemgeschichtlichen und wissenschaftstheoretischen Voraussetzungen (1911–1916), Stuttgart 2002, S. 62
  11. Heinrich Ernst ZIegler et al., Zoologisches Wörterbuch: Erklärung der Zoologischen Fachausdrücke. Zum Gebrauch beim Studium zoologischer, anatomischer, entwicklungsgeschichtlicher und naturphilosophischer Werke, Jena 1907, S. 67
  12. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2, Leipzig 1905, S. 890
  13. F.W. Neger, Biologie der Pflanzen auf experimenteller Grundlage(Bionomie), Stuttgart 1913
  14. Matthias Schaefer, Wörterbuch der Ökologie, 4. Auflage, Heidelberg 2003, S. 50
  15. Michael Rothschild: Bionomics : the inevitability of capitalism, Ney York 1990
  16. Peter Mühlbauer, Geburt einer Konkurrenzreligion, in: [1]

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