Blauwürger

Blauwürger
Vangawürger
Weißkopfvanga (Artamella viridis)

Weißkopfvanga (Artamella viridis)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
Familie: Vangawürger
Wissenschaftlicher Name
Vangidae
Swainson, 1831

Die Vangawürger (Vangidae), auch Blauwürger genannt, bilden eine Familie in der Ordnung der Sperlingsvögel (Passeriformes). Vangawürger kommen ausschließlich auf Madagaskar und den benachbarten Komoren vor. Die Familie umfasst 12 Gattungen mit 15 noch existierenden Arten und der ausgestorbenen Art Kurzzehen-Kleibervanga (Hypositta perdita), die jedoch nicht sicher den Vangawürgern zugeordnet werden kann.

Bei den Vangawürgern handelt es sich um sehr unterschiedliche und spezialisierte Singvögel, die sich als isolierte Inselarten entwickelt haben. Ähnlich wie die Darwinfinken (Galápagos-Inseln) oder die Kleidervögel (Hawaii) besetzten die einzelnen Arten wegen fehlender Konkurrenz unterschiedliche ökologische Nischen und entwickelten sich im Laufe der Evolution weit auseinander. Durch die wenigen eindeutigen Merkmale, wie Schädelbau und Gaumenbau, werden sie jedoch einer Familie zugeordnet.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Die größten Unterscheidungsmerkmale bestehen zwischen den Arten in der Größe, Gefiederfarbe und Schnabelform. So verfügt der Sichelvanga (Falculea palliata) über einen langen, säbelartigen Schnabel, der Helmvanga (Euryceros prevostii) über einen schweren, verdickten Schnabel, der sich etwas nach oben wölbt und auf dem Scheitel aufsetzt und der Hakenvanga (Vanga curvirostris) über einen geraden Schnabel, der sich am Ende des Oberschnabels hakenförmig nach unten biegt. Somit hat sich der Schnabel im Laufe der Evolution an die jeweilige Nahrungssuche und Ernährungsweise angepasst.

Zu den größten Arten gehört der Sichelvanga mit 32 Zentimetern; die kleinsten Arten sind der Elstervanga (Leptopterus chabert) und der Rotschwanzvanga (Calicalicus madagascariensis) mit etwa 14 Zentimetern.

Vorkommen und Lebensweise

Vangawürger sind auf Madagaskar edemisch mit Ausnahme des Blauvangas (Cyanolanius madagascarinus), der auch Gebiete auf den Komoren bewohnt. Einzeln oder in kleinen Gruppen gehen sie auf Nahrungsuche. Sie halten sich bevorzugt im dichten Blätterdach der Wälder auf und ernähren sich dort von den auf den Blättern, Zweigen und Ästen vorkommenden Insekten und weiteren Wirbellosen. Der Kleibervanga (Hypositta corallirostris) hat sich wie der Kleiber (Sitta europaea) auf die versteckte Beute in den Rindenspalten der Bäume spezialisiert. Im Gegensatz zum Kleiber läuft er jedoch aufwärts die Bäume hoch.

Ihre schalenförmigen Nester legen sie in den Bäumen an. Gebrütet wird in der Regel zwischen Oktober und Januar, mit Ausnahme des Kleibervangas und des Schwarzvangas (Oriolia bernieri), die im August und September nisten. Ein Gelege besteht aus einem bis vier Eiern, die je nach Art unterschiedlich gefärbt sind. Als Nistmaterial verwenden die Vangas unter anderem Wurzelfasern, Blattstiele, Moose oder auch Spinnweben.

Bedrohung

Von der IUCN wird der Helmvanga, der Rotschultervanga (Calicalicus rufocarpalis) und der Schwarzvanga seit 2000 als gefährdet (Vulnerable) aufgeführt. Hauptursache ist die Abholzung der Wälder. Die Gründe dafür waren die zu kleinen Populationgrößen und die zu kleinen eingeschränkten Verbreitungsgebiete, sowie insbesondere beim Helmvanga die durch die Abholzung zerstückelten Populationen.

Gattungen und Arten

Die Familie besteht aus 12 Gattungen mit 15 bis 16 Arten. Die Zugehörigkeit der ausgestorbenen Art Kurzzehen-Kleibervanga, die erst 1996 aufgrund von zwei Bälgen im Naturmuseum Senckenberg beschrieben wurde, ist jedoch nicht ausreichend geklärt. Die Bälge wurden 1931 im Südosten von Madagaskar, unweit der Stadt Tolagnaro, gesammelt.

  • Artamella
    • Weißkopfvanga (Artamella viridis)
  • Calicalicus
    • Rotschultervanga (Calicalicus rufocarpalis)
    • Rotschwanzvanga (Calicalicus madagascariensis)
  • Cyanolanius
    • Blauvanga (Cyanolanius madagascarinus)
  • Euryceros
    • Helmvanga (Euryceros prevostii)
  • Falculea
    • Sichelvanga (Falculea palliata)
  • Hypositta
  • Leptopterus
    • Elstervanga (Leptopterus chabert)
  • Oriolia
    • Schwarzvanga (Oriolia bernieri)
  • Schetba
    • Rotvanga (Schetba rufa)
  • Tylas
    • Bülbülvanga (Tylas eduardi)
  • Vanga
    • Hakenvanga (Vanga curvirostris)
  • Xenopirostris
    • Pollen-Vanga (Xenopirostris polleni)
    • Schlegel-Vanga (Xenopirostris damii)
    • Schmalschnabelvanga (Xenopirostris xenopirostris)

Quellen

Literatur

  • T.S. Schulenberg: Vangidae, Vangas, in Steven M. Goodman, Jonathan P. Benstead, Harald Schütz: The Natural History of Madagascar, University of Chicago Press, ISBN 022-630307-1
  • Herausgeber: Forshaw, Joseph: Enzyklopädie der Vögel, 1999 - ISBN 3828915574

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Blauwürger — Blauwürger,   Singvögel, die Vangawürger …   Universal-Lexikon

  • Orobanche — Sommerwurze Orobanche lutea Systematik Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta) Klasse …   Deutsch Wikipedia

  • Orobanche purpurea — Violette Sommerwurz Violette Sommerwurz (Orobanche purpurea) Systematik Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae) …   Deutsch Wikipedia

  • Orobanche ramosa — Ästige Sommerwurz Ästige Sommerwurz (Orobanche ramosa) Systematik Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae) …   Deutsch Wikipedia

  • Sommerwurz — Sommerwurze Orobanche lutea Systematik Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta) Klasse …   Deutsch Wikipedia

  • Sommerwurze — Orobanche lutea Systematik Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta) Klasse …   Deutsch Wikipedia

  • Tabakstod — Sommerwurze Orobanche lutea Systematik Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta) Klasse …   Deutsch Wikipedia

  • Vangawürger — Weißkopfvanga (Artamella viridis) Systematik Klasse: Vögel (Aves) Ordnung …   Deutsch Wikipedia

  • Vangidae — Vangawürger Weißkopfvanga (Artamella viridis) Systematik Klasse: Vögel (Aves) …   Deutsch Wikipedia

  • Violette Sommerwurz — (Orobanche purpurea) Systematik Asteriden Euasteriden I …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”